Vegesack. Johann Taube hatte gehofft, dass sein Betrieb in dieser Woche wieder normal laufen würden, jedenfalls halbwegs. Doch der Holzhändler musste auch am Montag und Dienstag einen Großteil seines Personals nach Hause schicken. Taube sagt, dass der Schaden zu groß ist, den Einbrecher am Freitag in seiner Firma angerichtet haben. Die Unbekannten nahmen alles mit: Computer, Drucker, Monitore, die Werkzeuge der Beschäftigten und den Tresor, in dem die externen Festplatten mit den Kunden- und Auftragsdaten waren. Genauso wie die Dokumente und Schlüssel für die meisten Transporter.
Taube geht davon aus, dass seine Firma auch in den nächsten Tagen nur eingeschränkt arbeitsfähig sein wird. Immer wieder kommen Kunden auf den Hof gefahren, die Holz für Zäune oder den Kaminofen abholen wollen – und jedes Mal muss der Händler ihnen sagen, dass er momentan nicht alles liefern kann, weil er keinen Zugriff auf jede Bestellung hat. Noch am Freitag besorgte sich Taube auf die Schnelle einen Leihrechner, um wenigstens online erreichbar zu sein. Und mit seiner Frau versucht er, zumindest die Aufträge abzuarbeiten, die in Papierform vorliegen. Die Einbrecher hatten sämtliche Aktenordner mit Geschäftsbriefen und Kundenanfragen aus den Regalen gerissen.
Auf dem Firmengelände an der Meinert-Löffler-Straße stehen mehrere Lieferwagen, die mit Radkrallen gesichert sind. Alle gehören Taube, nur muss er das jetzt erst einmal beweisen. In dem Tresor, den die Einbrecher mitnahmen, waren nicht nur die Schlüssel, sondern auch die Fahrzeugbriefe. Taube hat inzwischen mit den Behörden telefoniert und den Herstellern der Transporter. Er sagt, dass ihn die neuen Papiere mehrere Hundert Euro kosten werden und der Austausch der Schlösser mehrere Tausend. Auch von seinen Lastwagen – zum Holzhandel gehört eine Spedition – fehlen Dokumente und Ersatzschlüssel. Alle Laster sind momentan in verschiedenen Ländern unterwegs.
In den Holzhandel ist schon öfter eingebrochen worden. 2014 stahlen Unbekannte diverse Werkzeuge aus Gebäuden und Fahrzeugen. Ein Jahr später gab es einen ähnlichen Beutezug. Dabei hatte der Händler inzwischen mehr Sicherheitsvorkehrungen auf dem Firmengrundstück getroffen. Mittlerweile versperrt ein schweres Tor die Zufahrt zum Hof, gibt es mehrere Außenstrahler und ist Stacheldraht auf dem meterhohen Zaun gespannt, der das Gelände abschirmen soll. Und trotzdem sind die Einbrecher ein drittes Mal reingekommen. An einer Stelle drückten sie den Stacheldraht nieder. Die Polizeibeamten fanden mehrere Abdrücke von Reifen in der Nähe des Zauns.
Laut Taube sind die damaligen Taten nichts im Vergleich zum jetzigen Einbruch. Den Wert der Gegenstände, die diesmal erbeutet wurden, beziffert er auf eine doppelt so hohe Summe wie 2014 und 2015. Auch der Sachschaden ist nach seinen Worten größer. Am Freitag, als der Händler den Einbruch entdeckte und die Polizei verständigte, mussten er und seine Frau aufpassen, wohin sie traten. Auf dem Boden lagen gesplittertes Holz von aufgebrochenen Türen und Scherben von eingeschlagenen Fenster. Taubes brauchten zwei Tage, um Ordnung ins Chaos zu bringen, das die Einbrecher hinterlassen hatten.
Doch mit den Gegenständen, die weg sind, und der Einrichtung, die zerstört wurde, hört für den Händler der Schaden längst nicht auf. Er sagt, dass ihm jetzt immer weiterer entsteht: indem die Kunden ihre Aufträge stornieren, weil er momentan nicht alles liefern kann. Ihm zufolge ist durch Einbruch der Betrieb nach wie vor in seiner Existenz bedroht – und die Chance, die Täter noch zu erwischen, mittlerweile geringer geworden. Franka Haedke sagt etwas Ähnliches. Nach Angaben der Polizeisprecherin hat der Zeugenaufruf von Freitag bislang zu keiner vielversprechenden Spur geführt. Darum startet die Polizei jetzt einen zweiten.
Weitere Informationen
Passanten und Anwohner, die in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember im Bereich der Meinert-Löffler-Straße verdächtige Personen oder Fahrzeuge gesehen haben, sollen sich beim Kriminaldauerdienst unter der Telefonnummer 04 21 / 362 38 88 melden.