Die Ideen gehen ihm nicht aus. Die Neueste: ein Strand für Vegesack. Immer wieder fallen Heiko Jacobi Projekte und Aktionen ein, die Vegesack und ganz Bremen-Nord ein bisschen schöner und attraktiver machen sollen. Bei den Einfällen bleibt es nicht. Jacobi ist ein Macher, ein Anpacker. Und so sind unter seiner Regie schon etliche Projekte verwirklicht worden. Inzwischen ist der 61-Jährige Rentner und hat viel Zeit, um sich einzusetzen. Doch auch, als er noch als Vollziehungsbeamter beim Finanzamt Bremen-Nord gearbeitet hat, engagierte er sich in seiner Freizeit für den Stadtteil.
Bekannt ist Jacobi vielen Nordbremern durch seine langjährige Funktion als Sprecher der Aktionsgemeinschaft Lindenstraße. In der setzten sich Geschäftsleute durch gemeinsame Aktionen für mehr Leben an der gleichnamigen Straße in Vegesack ein. Zu seinem Amt kam der Fähr-Lobbendorfer eher zufällig. Jacobi, verheiratet und Vater von zwei Kindern, war im Jahr 2004 Elternsprecher der Kita Fröbelstraße. „Die Aktionsgemeinschaft Lindenstraße stand damals kurz vor der Auflösung“, erzählt Jacobi. Obwohl er selbst kein Geschäftsinhaber war, bot er kurzerhand an, als Privatperson einzusteigen und den Sprecher-Posten zu übernehmen.
Zwölf Jahre lang, bis zu ihrer Auflösung zum Jahresende 2015, vertrat er die Aktionsgemeinschaft (AG) in der Öffentlichkeit, initiierte Feste, Aktionen und Veranstaltungen. 2005 wurde erstmals das Lindenblütenfest gefeiert, später sogar mit Heißluftballon-Start und Segelflieger auf der Vulkan-Wiese. Jacobi sorgte gemeinsam mit den Geschäftsleuten dafür, dass die Straße in der Adventszeit mit Weihnachtsbäumen geschmückt wurde und dass dort im Frühling die Osterglocken blühen. „Gemeinsam mit Kindern der Kita Fröbelstraße und der Grundschule Fährer Flur haben wir Blumenzwiebeln gesetzt. Meine Hoffnung war, dass es in der Straße dadurch auch ein wenig sauberer wird, weil die Kinder auf die selbst gepflanzten Blumen aufpassen“, erzählt Jacobi.
Veranstaltungen für Geschäftsleute und Anwohner informierten über Falschgeld, Enkeltrick und die richtige Handhabung von Feuerlöschern. 2008 siedelte sich an der Lindenstraße der Nahversorger „Maribondo“ an – auch dafür hatte Jacobi sich federführend eingesetzt. Ein Logo für die Lindenstraße wurde entworfen und – zusammen mit den Akteuren des Kulturbunkers C 178 und der Freiwilligen Feuerwehr Vegesack – über mehrere Jahre ein großes Osterfeuer organisiert. Gemeinsam mit der Landjugend sorgte die Aktionsgemeinschaft Lindenstraße – wieder allen voran Heiko Jacobi – dafür, dass zu Ostern riesige Stroh-Hasen die Passanten an der Ecke Schulkenstraße grüßten. Nie wird der Initiator den Anruf vergessen, als er erfuhr, dass die 4,60 Meter große Strohfigur in Flammen stand. Jemand hatte sie angesteckt. „Nach dem ersten Schock habe ich dann kurzerhand einen neuen Osterhasen organisiert“, sagt der Nordbremer lachend.
Aus dem Kontakt zum Kulturbunker C 178 entstand seine Freundschaft zu Michael Schuster, der dort unter anderem mit seiner Band „Northern Comfort“ probte. Der Inhaber einer Design-Agentur und der Sprecher der Aktionsgemeinschaft organisierten im September 2009 in einer Halle an der Uhthoffstraße eine private Party, zu der auch Kulturschaffende und Geschäftsleute eingeladen waren. Dabei ging es unter anderem um die Frage, was man gemeinsam für Bremen-Nord tun könnte und es entstand die Idee für die Internetplattform www.vip-bremen-nord.de. VIP ist gemeinhin die Abkürzung für „Very Important Person“, also eine wichtige, prominente Person. Bei Jacobi und Schuster steht VIP jedoch für Vegesack-interessierte Personen.
Michael Schuster gestaltete die Website, auf der unter anderem über diverse Projekte berichtet wird, die Jacobi und seine Mitstreiter auf die Beine gestellt haben. Dazu gehörten Aktivitäten zum Thema Zivilcourage, eine Typisierungsaktion für Knochenmarkspender, die Suche nach Stuhlpaten für das Vegesacker Bürgerhaus und die Wiederbeschaffung der Pinocchio-Figur auf dem Blumenthaler Gräberfeld für tot geborene Kinder.
„Ich hatte damals in der Zeitung von dem Diebstahl gelesen und war schockiert. Da habe ich mich in die Gerhard-Rohlfs-Straße gesetzt und Geld gesammelt. Nach zwei Wochen hatte ich mehr als 1600 Euro zusammen. Das Geld habe ich dem Pastor übergeben“, erzählt Jacobi, der auf einen Bericht über einen Diebstahl von Stiefmütterchen im Stadtgarten Vegesack kürzlich ebenso spontan reagiert hat. „Das ist eine Schweinerei, dass jemand losgeht und im Stadtgarten Blumen stiehlt, die es überall im Baumarkt zu kaufen gibt. Besonders in diesen Zeiten, in denen alle zusammenrücken sollten“, findet Jacobi. Er meldete sich beim Umweltbetrieb und sagte zu, die Kosten für neue Blumen zu übernehmen. „Weil die Stiefmütterchen nicht so teuer sind wie die Pinoccio-Figur habe ich dieses Mal nicht gesammelt, sondern gesagt, dass ich die Rechnung aus eigener Tasche bezahle.“
Zum Ehren-Vulkanesen ernannt
Das größte Projekt der Vegesack-interessierten Personen war die Organisation von zwei Vulkanesen-Treffen unter freiem Himmel in Fähr-Lobbendorf. „Da haben wir sogar noch ein Lied zu erfunden und bei dem Fest wurde ich zum Ehren-Vulkanesen ernannt.“ Auch Wandertouren hat Jacobi zusammengestellt und damit schon etlichen Menschen „sein“ schönes Bremen-Nord nahegebracht. „Das ist das einzige Projekt, bei dem auch meine Frau begeistert und aktiv dabei ist. Wir laufen auch gerne den Jacobsweg.“ Ansonsten bleibe seine Frau lieber im Hintergrund und schaue sich seine Aktionen staunend an. „Zum Beispiel die, als wir den Hammerkran beleuchtet haben.“ Kurz bevor das bekannte Wahrzeichen der Vulkan-Werft verschrottet wurde, setzten Jacobi und die anderen VIPs ihn abends noch einmal durch eine spezielle blaue Beleuchtung in Szene.
Heiko Jacobi ist Mitglied im Vorstand des Vegesack Marketing und im Beirat des Wirtschafts- und Strukturrats Bremen-Nord. „Das kommt noch aus der Zeit, als die Aktionsgemeinschaft Lindenstraße dort Mitglied war.“ Mittlerweile bringt Heiko Jacobi sich als Privatperson ein. Auch beim Vegesacker Event-Team Weserjungs mischt er mit. Bei ihren Aktionen geht es um Sport, Spaß und Soziales, aber auch um Umweltschutz. Obwohl er überall mitmacht und sich engagiert – Vereinsmeierei liegt ihm nicht, betont der 61-Jährige. Er braucht aber auch keinen Verein im Hintergrund, um immer wieder neue Ideen zu entwickeln. Wie die für ein Trecker-Treffen am Vegesacker Hafenwald, das er 2017 veranstalten wollte.
Jacobi: „Ich habe selbst einen alten Trecker aus dem Jahr 1954 und bin so auf die Idee gekommen.“ Das Konzept inklusive Programmgestaltung und Fluchtwegeplan hatte er fertig, einen Großteil des benötigten Budgets und alle behördlichen Genehmigungen zusammen und etliche Trecker-Freunde bereits über den angedachten Termin informiert. In diesem Fall scheiterte es jedoch am Geld. „Mir fehlten 2500 Euro als Sicherheit und die wollte ich dieses Mal nicht aus eigener Tasche bezahlen. Also habe ich alles abgesagt. Falls jemand Interesse hat, könnte ich das Konzept aber jederzeit wieder rausholen“, sagt der Organisator verschmitzt.
Jetzt liegt ihm allerdings erst einmal das Projekt „Sandstrand am Schlepper Regina“ am Herzen. Er hat eine Präsentation erarbeitet, die er gerne öffentlich vorstellen möchte, um Mitstreiter für seine Idee zu finden. Jacobi kann sich viel vorstellen an diesem Ort, vom Beachvolleyball-Feld bis zur Schwengelpumpe, die kleine Kinder zum Matschen einlädt. Vorhandene Wege könnten bestehen bleiben, der Sand müsste mit einer Abgrenzung aber dagegen geschützt werden, dass er bei Hochwasser einfach weggespült wird. Vielleicht, überlegt Jacobi, wird er dazu auch eine Petition einreichen.
Auch das wäre nicht das erste Mal: 2013 hat er sich mit einer Petition gegen die geplante Änderung des Flächennutzungsplans für den ehemaligen Vulkan-Parkplatz eingesetzt. Die Stadt wollte dort eine Grünfläche schaffen, Heiko Jacobi setzte sich als Sprecher der AG Lindenstraße für den Bau eines Supermarktes ein. Den Markt gibt es bekanntlich bis heute nicht und auch mit einer weiteren Petition, in der um eine durchgängige Besetzung des Vegesacker Polizeireviers ging, war er nicht erfolgreich.
Doch das ist für Jacobi kein Grund, sein Engagement zu reduzieren. „Ich mache weiter und stelle auch im Beirat immer wieder Bürgeranträge, beispielsweise um zu erreichen, dass die Spielplätze wiederhergerichtet werden.“ Sein Engagement, findet Jacobi, lohnt sich. „Es ist ja für den Stadtteil.“ Und für den will er sich weiterhin einsetzen.