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Kito Vegesack Fotogruppe "Blendwerk '01" präsentiert finale Ausstellung

Mit der finalen Ausstellung der Fotogruppe "Blendwerk '01" endet eine Ära in Bremen. Was hinter dem Abschied der Fotografen steckt und was das letzte Ausstellungsthema ist?
01.02.2024, 08:00 Uhr
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Von Christian Pfeiff

Fünf Herren reiferer Jahrgänge betrachten das aktuelle Ausstellungsprojekt an den Wänden des Kito über dem Overbeck-Museum. Außer ihnen befindet sich nur noch Museumsleiterin Katja Pourshirazi in den Räumlichkeiten. Die Öffentlichkeit erhält erst ab Sonntag Zutritt. Bei den Herren handelt es sich um die Mitglieder des Fotokollektivs „Blendwerk '01“, das seit über zehn Jahren alljährlich dort wechselnde Ausstellungsprojekte ausstellte. Dem haftet dennoch ein gewisser Nimbus des Besonderen an, handelt es sich doch um das letzte Projekt, welches die „Blendwerker“, wie sie sich selbst nennen, gemeinsam realisieren. Anschließend will sich die 2001 formierte Gruppe aus der Öffentlichkeit zurück ziehen – aus Altersgründen.

„Manche von uns sind bereits über 80“, erklärt Gruppensprecher Klaus-Peter Kehl. Der Verzicht auf weitere gemeinsame Ausstellungsprojekte bedeutet in diesem besonderen Fall jedoch nur informell das Ende der Gruppe, handelte es sich bei „Blendwerk '01“ doch um ein reines Interessenkollektiv: „Wir wollten keinen Verein gründen; sondern waren einfach sechs Personen, die gerne fotografieren und schon zuvor alle freundschaftlich miteinander verbunden waren“, erklärt Kehl. „Streitereien und Diskussionen bei den Projekten gab es trotzdem; aber immerhin keine Statuten und Vereinsordnungen“, ergänzt er lachend.

Pourshirazi als künstlerische Mentorin

Seit seiner Gründung im Jahr 2001 realisierte das Kollektiv jährlich ein gemeinsames Ausstellungsprojekt zu einem zuvor basisdemokratisch gemeinsam beschlossenen Thema, zunächst im Bürgerhaus, anschießend in den Räumen oberhalb des Overbeck-Museums. „Unsere Idee war von Anfang an, unsere Ausstellungsprojekte über einen Zeitraum von mehreren Wochen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit dem Prozedere, ein paar Dutzend oder sogar hunderte Fotos lediglich für ein Wochenende zu präsentieren, konnten wir uns alle nicht anfreunden“, erklärt Hans-Friedhelm Bittner.

Nach dem dortigen Umbau sah das Kollektiv diese Möglichkeit im Bürgerhaus nicht mehr für sich gegeben und zog nach entsprechender Vermittlung durch den Vorsitzenden des Kito-Vereins, Thomas Poerschke, an die Alte Hafenstraße.

„Wir sind sehr glücklich, dass wir die Möglichkeit erhielten, unsere Projekte hier nach unseren Vorstellungen umsetzen zu können“, erklärt Bittner. Mit Museumsleiterin Pourshirazi erhielt das Kollektiv hierdurch zudem eine neue künstlerische Mentorin und Partnerin für kreative Diskurse – auch, wenn diese ihren eigenen Einfluss eher gering einschätzt: „'Blendwerk'-Ausstellungen waren auch für uns als Museumsmitarbeiter immer so etwas wie eine Wundertüte: Wir wussten im Vorfeld zwar jeweils um die Ausstellungsthemen, die letztlichen Fotografien bekamen auch wir erst kurz vor der Hängung der jeweiligen Ausstellung zu sehen“, erklärt Pourshirazi das Kooperationsprozedere.

Streit gehörte zur Themenfindung dazu

Die so entstandenen Ausstellungsprojekte waren zudem exklusiv dem Bremer Norden vorbehalten: Lediglich einmal während seines Bestehens folgte das Kollektiv einer Einladung der „Burg zu Hagen“, eines ihrer Projekte im Anschluss auch dort zu präsentieren.

Die Ausstellungsthemen waren bewusst so gewählt, dass sie einen großen fotografischen Gestaltungsspielraum eröffneten. Schließlich war die individuelle Handschrift der Mitglieder ein wichtiges Kriterium der „Blendwerker“: „Jeder von uns verfolgt andere Ansätze und entwickelte eine individuelle fotogrfische Handschrift. Ich beispielsweise fotografiere nahezu ausschließlich abstrakte Motive“, erklärt Kehl.

Entsprechend hitzig seien nach den gemeinsamen Themenfestlegungen bisweilen Diskussionen über geeignete bildliche Umsetzungen von Projektthemen wie „Hart an der Grenze“, „Die Macht des Blicks“, oder auch „Vergänglichkeit“ verlaufen: „Eigentlich war es immer so, dass sich jeder von uns nach der gemeinsamen Absprache letztlich doch über das jeweilige Thema geärgert hat und nicht wusste, wie man dieses in Bildern umsetzen soll. Letztlich kam dabei doch immer eine Ausstellung heraus, die offenbar vielen Besuchern zusagte“, resümiert Bittner die Vorgehensweise des Fotokollektivs.

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Dem gemeinsamen Hobby wollen die „Blendwerker“ auch anschließend weiterhin gemeinsam nachgehen, jedoch keine weiteren öffentlichen Projekte realisieren: „Jede Ausstellung war letztlich ein arbeits- und zeitintensives Jahresprojekt und wir fühlen den richtigen Zeitpunkt gegkommen, uns diesbezüglich zu verabschieden“, erklärt Kehl. Mit Meinhard Jantz-Kondering habe sich ein prägendes Gründungsmitglied aus derselben Motivation bereits vor zwei Jahren aus den Projekten des Kollektivs verabschiedet.

Anstatt einer finalen Retrospektive, die den Werdegang des Kollektivs von anfänglicher, analoger Schwarz-Weiß-Fotografie hin zum Digitalen – inklusive entsprechender Bearbeitungsmöglichkeiten – entschloss sich das Kollektiv, als abschließendes Projekt in einen bildlichen Dialog mit Fritz und Hermine Overbeck zu treten, von denen jeweils zwei zuvor durch Pourshirazi ausgewählte Bilder von den Mitgliedern des Kollektivs, zu denen neben Kehl und Bittner auch Jürgen Beuren, Michael Jacoby und Klaus Baete zählen, auf jeweils individuelle Weise fotografisch beantwortet werden.

Hinter jedem der Bilder verbirgt sich eine Geschichte, welche die Fotografen auch gern erzählen. Entsprechend beinhaltet die finale „Blendwerk '01“-Ausstellung, die am Sonntag, 4. Februar im Anschluss an die parallel stattfindende Ausstellung „Die Overbecks - Neu sortiert“ der Bremer Künstlerin Ulrike Brockmann um 12.30 mit einer Vernissage eröffnet wird, an sechs Sonntagen auch die Möglichkeit zu persönlichen Fotografengesprächen. So werden am 18. und 25 Februar, 10., 17. und 24. März sowie am 7. April wechselnde Mitglieder des Kollektivs jeweils ab 15 Uhr interessierten Besuchern vor Ort Rede und Antwort zu ihren Arbeiten stehen.

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