Vegesack. Den freien Montag nutzten die Dart-Spieler des DC Vegesack nicht etwa, um die Folgen eines berauschenden Wochenende in Baden-Württemberg auszukurieren. Vielmehr ging es darum, die Wunden zu lecken. Denn das Aus in der Gruppenphase der deutschen Mannschaftsmeisterschaft in Walldorf hatte dem Rekordmeister, Titelverteidiger und Mitfavoriten arg zugesetzt. „Das müssen wir jetzt erst einmal vergessen und dann wieder angreifen“, formulierte Teamchef Detlef Dolinski die Vorgehensweise nach dem Scheitern, das er als unerwartet, unnötig und ärgerlich bezeichnete.
Endstation Gruppenphase anstatt angepeiltes Finale. Klar, dass sich da die Frage nach der Ursache stellt. Detlef Dolinski wies auf vier Faktoren hin, die den DC Vegesack möglicherweise straucheln ließen. Erstens: In der Bundesliga Nord mussten die Nordbremer nie an ihre Grenzen gehen und wurden trotzdem souveräner Meister. Zweitens: Das Auftaktspiel gegen Dortmund wurde zu hoch gewonnen (10:2) und sorgte für eine trügerische Sicherheit. Drittens: Leistungsträger wie René Berndt und Robert Allenstein erfüllten die Erwartungen nicht. Viertens: Den Vegesackern fehlte das Matchglück. So gingen gegen den neuen deutschen Meister Darmstadt und gegen Walldorf jeweils vier Partien mit 2:3 verloren, die Partien hätten also durchaus anders als mit 5:7 enden können.
Am Ende der ersten Begegnung befanden sich die Vegesacker scheinbar auf Kurs. Die Liga-Siege gegen Dortmund wurden bestätigt, das 10:2 war ein Auftakt nach Maß. Oder doch nicht? „Vielleicht war es zu leicht und wir haben gedacht, dass es so weitergeht“, räumte Detlef Dolinski ein. In dieser Partie gaben die als Punktgaranten geltenden René Berndt und Robert Allenstein die beiden einzigen Punkte ab. Nicht dabei gegen die Westfalen war Andree Welge, der am Abreisetag über Zahnschmerzen klagte und in Bremen blieb. Nachdem ihm zwei Zähne gezogen worden waren, reiste er per Zug hinterher und stand im zweiten Gruppenspiel gegen DC Dartmoor Darmstadt zur Verfügung.
Gegen die Hessen warf ihn Detlef Dolinski jedoch nicht direkt ins kalte Wasser, sondern bot ihn erst im Doppel auf. „Vielleicht hätte ich ihn schon im Einzel bringen müssen“, hatte Detlef Dolinski später leichte Zweifel, ob der Verzicht richtig gewesen war. So jedenfalls gerieten die Vegesacker mit 3:5 nach den Einzeln in Rückstand. Dabei betrieben Michael Klönhammer und René Berndt in der vierten Einzelrunde sogar noch Schadensbegrenzung, denn bis dahin hatte nur der mit drei 180ern glänzende Alexander Patz einen Sieg eingefahren. 2:3-Niederlagen kassierten Vegesacks DM-Debütant Raoul Kanitz, Tomas Seyler und Robert Allenstein. Rene Länder und Olaf Tupuschies zählten ebenfalls zu den Verlierern.
Auch wenn Allenstein/Patz und Welge/Tupuschin in den ersten beiden Doppeln zum 5:5 egalisierten, stand Vegesack am Ende mit leeren Händen da. Klönhammer/Erkelenz verloren glatt, Bober/Berndt mit 2:3. „Darmstadt war überragend und wir nicht am Limit“, stellte Detlef Dolinski fest und führte weiter aus: „Ich habe erwartet, dass es schwer wird. Aber ich habe nicht gedacht, dass Darmstadt so stark ist.“
Die Niederlage hatte Folgen. Die Vegesacker waren im letzten Gruppenspiel gegen Walldorf unter Zugzwang und eine gewisse Verunsicherung mochte Detlef Dolinski nicht bestreiten. „Die Nervosität ließ sich teilweise an den Spielverläufen, aber auch an der so wichtigen Trefferquote auf die Doppel-Felder bemerken“, stellte Vegesacks Lars Erkelenz fest. Dass Walldorf wiederum gegen Darmstadt mit 8:4 gewonnen hatte, dürfte für weitere Zweifel gesorgt haben. In ähnlicher Situation hatte der DC Vegesack das Ruder in der Vergangenheit aber schon herumgerissen, deshalb lebte die Hoffnung auf den zweiten Turniertag. Aber nicht mehr wirklich lange, denn Dartpub Walldorf gab den Ton an. Nur Lars Erkelenz und Andre Welge nahmen für den DC Vegesack in den Einzeln etwas Zählbares mit. Welges 3:1 in der dritten Einzelrunde folgten drei 2:3-Niederlagen von Tomas Seyler, Michael Klönhammer und Raoul Kanitz am Stück – und es hieß 2:6. Das Ausscheiden stand damit fest, auch eine Aufholjagd zum 6:6 hätte nicht mehr gereicht.
Danach galt, den Tag so gut es geht, vergessen zu machen. Die Vegesacker entschieden sich dafür, abseits der Astoria-Hallen zu speisen, sich alsbald auf die Zimmer zurückzuziehen und am nächsten Tag nach dem Frühstück und dem Abschied von den Konkurrenten die 550 Kilometer lange Heimreise anzutreten. Im Gegensatz zur Anreise war jetzt zwar der per Zug nachgekommene Andree Welge mit dabei, aber nicht der begehrte Meisterpokal.
Weitere Informationen
Vorrunde Gruppe A: 1. The Vikings DC Berlin 6:0 Punkte/23:13 Sätze; 2. DC Black Birds Kelheim 3:3/19:17/77:0 Legs; 3. DC Wolfsölden 3:3/19:17/75:70; 4. SC Diedersen Treble Bull 0:6/11:25
Vorrunde Gruppe B: 1. Dartspub Walldorf 6:0 Punkte/24:12 Sätze; 2. DC Dartmoor Darmstadt 4:2/23:13; 3. DC Vegesack 2:4/20:16; 4. DSV Blind Gewinnt Dortmund 0:6/5:31
Halbfinale: The Vikings DC Berlin – DC Dartmoor Darmstadt 2:8; Dartspub Walldorf – DC Black Birds Kelheim 5:7
Finale: DC Dartmoor Darmstadt – DC Blackbirds Kelheim 7:0 PJ