Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Nordbremer Widerstandskämpfer Erinnerung an Karl Wastl

Karl Wastl (1889 – 1963) kämpfte gegen das Nazi-Regime und lebte lange Jahre in Bremen-Nord. In seiner Heimat Dorfen wird an ihn erinnert, das soll jetzt auch in Vegesack geschehen.
01.08.2019, 11:15 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Erinnerung an Karl Wastl
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Bremen-Nord. Seit dem vergangenen Jahr erinnert eine Straße im bayerischen Dorfen an den dort geborenen NS-Widerstandskämpfer Karl Wastl. Weil der 1963 verstorbene Vulkan-Mitarbeiter, Gewerkschafter und Politiker aber die meiste Zeit seines Lebens im Bremer Norden verbrachte, soll nun auch hier an ihn erinnert werden. Der ehemalige Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Vegesack, Jochen Windheuser, und Gerd-Rolf Rosenberger, Mitglied der Initiative Nordbremer Bürger gegen den Krieg, kümmern sich um die Umsetzung dieses Vorhabens in Vegesack.

„Meine erste Idee war, auch in Bremen eine Straße nach ihm zu benennen“, sagt Windheuser. Mit dem Neubaugebiet Aumunder Wiesen dachte er, einen geeigneten Ort gefunden zu haben. Doch eine Karl-Wastl-Straße ließ sich nicht realisieren. „In Bremen gibt es Beschlüsse des Senats, und das ist auch gut so, dass Frauen zunächst bevorzugt werden. Schließlich wurden die meisten Straßen nach Männern benannt“, sagt der emeritierte Professor. Außerdem hätte die Bürgerbeteiligung in der Hansestadt ein größeres Gewicht als in anderen Städten, wenn es um die Benennung von Straßen geht. Damit sei klar gewesen, dass in Bremen keine Straße nach Wastl benannt werde. „Außerdem gibt es derzeit andere Prioritäten. Es wird versucht, eine Straße nach dem Holocaust-Überlebenden Ewald Hanstein zu benennen. Das hat auch Vorrang“, sagt Windheuser.

Deutlich wahrscheinlicher ist, dass zeitnah eine Gedenktafel aufgehängt wird. Da Wastl auch als Gewerkschafter aktiv war, schwebt Windheuser als Standort das ehemalige Gewerkschaftshaus an der Lindenstraße in Vegesack vor. Damit könne nicht nur an den Widerstandskämpfer erinnert werden, sondern gleichzeitig an die Geschichte des Gebäudes.

Die Finanzierung des Projektes steht bereits. „Die IG Metall hat mir zugesichert, die Kosten für die Gedenktafel zu übernehmen. Eventuell beteiligt sich zudem der DGB“, erzählt Windheuser. Auch eine Firma hat er schon gefunden, die das Schild anfertigen könnte.

Doch damit ist die Gedenktafel noch nicht aufgehängt. Aktuell kümmert er sich um die Genehmigung der Behörden und um das Einverständnis des Eigentümers der Immobile, in der sich heute eine Cocktail- und Shisha-Bar befindet. Während das Ortsamt grundsätzlich dafür sei, gestalten sich die Verhandlungen mit dem Hauseigentümer deutlich schwieriger. „Ich habe bereits zwei Mal mit dem Eigentümer telefoniert, ihn bisher aber noch nie persönlich angetroffen, trotz Verabredung“, erzählt Windheuser.

Nach Windheusers Informationen plant der Eigentümer, das Haus in der Lindenstraße zu sanieren. Die Arbeiten sollen im Herbst abgeschlossen sein. „Auf einen Monat kommt es mir nicht an. Aber ich hätte gerne eine Zusage“, betont er.

Auch wenn derzeit noch nicht feststeht, ob die Gedenktafel überhaupt installiert werden kann, hat Jochen Windheuser bereits konkrete Pläne für die Einweihung der Tafel. Parallel will er eine Veranstaltung auf die Beine stellen, die an die Person Wastl erinnert.

Unabhängig von der Gedenktafel in der Lindenstraße könnte bald auch ein Stolperstein an den NS-Widerstandskämpfer erinnern. Am vergangenen Wochenende hat Gerd-Rolf Rosenberger bei der Landeszentrale für politische Bildung sowie beim Ortsamtsbeirat Vegesack einen entsprechenden Antrag eingereicht. „Ich erwarte eine positive Rückmeldung und hoffe auf eine schnellstmögliche Umsetzung“, sagt Rosenberger. Da Wastl zuletzt in der Kirchheide 83 in Vegesack gelebt hat, soll der Stolperstein nach den Vorstellungen Rosenbergers dort verlegt werden.

Die Kosten für einen Stolperstein liegen in Bremen bei 120 Euro und werden über eine Patenschaft finanziert. Übernommen werden soll diese Patenschaft von den Besuchern einer Benefizveranstaltung mit Schauspieler Rolf Becker im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus. Geplant ist eine Lesung mit Texten von Bertolt Brecht oder Heinrich Heine.

Mit dem Antrag hat Rosenberger auch einen Vorschlag für die Gravur des Stolpersteins eingereicht: „Hier wohnte Karl Wastl (1889 – 1963), Kommunistischer Widerstandskämpfer. Im KZ Sachsenhausen rettete er Rotarmisten vor dem Hungertod.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)