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Matthias Görner aus Bassum zu Gast beim Treffen europäischer Spitzenmathematiker an seiner alten Uni Ex-Student animiert in Kalifornien Filme

Auf dem Campus der Jacobs University Bremen (JUB) herrschte dieser Tage trotz der Semesterferien reges Treiben. Renommierte Spitzen-Mathematiker aus aller Welt diskutierten im Rahmen der Sommerschule "Modern Mathematics" mit rund hundert ausgewählten internationalen Nachwuchstalenten über aktuelle Entwicklungen in ihrem Fachgebiet.
13.07.2013, 05:00 Uhr
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Von Imke Molkewehrum

Auf dem Campus der Jacobs University Bremen (JUB) herrschte dieser Tage trotz der Semesterferien reges Treiben. Renommierte Spitzen-Mathematiker aus aller Welt diskutierten im Rahmen der Sommerschule "Modern Mathematics" mit rund hundert ausgewählten internationalen Nachwuchstalenten über aktuelle Entwicklungen in ihrem Fachgebiet.

Grohn. Als Gastdozent war erstmals der ehemalige JUB-Student Matthias Görner geladen, der in Kalifornien für die Pixar Animation Studios arbeitet. In den Studios nahe San Francisco sind unter anderem die computeranimierten Kinofilme Toy Story, Monster AG, Findet Nemo und Cars produziert worden. Früher war der 30-jährige Top-Mathematiker in Bassum zuhause.

Nachdem sich die Mathematikelite im vergangenen Jahr turnusgemäß in Lyon getroffen hat, fanden sich die exzellentesten Wissenschaftler in diesem Jahr wieder an der Weser ein, um sich mit außergewöhnlich begabten Schülern und Studierenden auszutauschen, die sich erfolgreich für die Sommerschule beworben haben. "Modern Mathematics" dient der weltweiten Vernetzung etablierter Mathematiker mit talentiertem Nachwuchs.

Als Achtklässler Nachhilfe gegeben

Initiatoren der "Modern Mathematics" sind die Professoren Dierk Schleicher von der JUB und Etienne Ghys von der Ecole Normale Superieure de Lyon. Eingeladen haben sie in diesem Jahr auch den deutschen Mathematiker Matthias Görner, der seit 2011 für die Pixar Animation Studios in Kalifornien tätig ist. Der 30-Jährige ist ein Mathe-As und war bei der Sommerschule ein viel gefragter Gesprächspartner und Referent. Wir haben den quirligen Wissenschaftler für zwanzig Minuten zwischen Tür und Angel erwischt, bevor er im Laufschritt zu seinem Vortrag eilte.

Görner stammt aus Bassum, hat aber einige Jahre in Bayern gelebt. Spätestens dort sei seine Begabung aufgefallen, räumt Görner ein, "denn ich habe den Abiturienten schon als Achtklässler bei den Mathe-Hausaufgaben geholfen". Interessiert hätten ihn schon damals komplexe Zahlen und das Quadrieren. Über Jahre hat er auch erfolgreich an "Schüler experimentieren" teilgenommen und bei der Internationalen Physik-Olympiade eine Silbermedaille gewonnen. Diese Fakten lässt sich der Mathematiker aber nicht so leicht entlocken, er gibt sich eher bescheiden.

Geärgert hat er sich aber über zahllose Absagen der Pixar Animation Studios auf wiederholte Bewerbungen um einen Praktikumsplatz. Erstmals habe er sich bei Pixar beworben, "nachdem ich 2002 im Flugzeug den Film Monsters AG gesehen habe". Matthias Görner: "Das war eine Super-Geschichte mit einer exzellenten Computergrafik und im Abspann habe ich dann den Namen der Firma Pixar gesehen und mich beworben."

Sein Traum ging aber erst Jahre später in Erfüllung. Da hatte er für seine Promotion zum Thema "3-Mannigfaltigkeit" schon seinen Doktortitel in der Tasche und war heiß umworben. "Pixar hat Glück gehabt, dass sie mich zu dem Zeitpunkt doch noch genommen haben, sonst wäre ich heute bei Google – die haben mich immer wieder angerufen, während mich Pixar abgewimmelt hat."

Seit 2011 arbeitet Görner nun in Emeryville nahe San Francisco als Software-Entwickler für Pixar und schreibt Software für das hauseigene Animationssystem Presto. "Es gibt immer wieder neue Hardware und die Animatoren wollen neue Software-Features", sagt der 30-Jährige. Auf seine Beteiligung an dem Film Monster Uni, der gerade in den Kinos läuft, ist Görner durchaus stolz. "Die Crowdshots mit Hunderten von Monstern konnten durch mein Team leichter gemacht werden." Und für Matthias Görner steht fest: Bei den Pixar Animation Studios will er unbedingt bleiben.

Sein Faible für die Mathematik konnte er während der Sommerschule auf dem Jacobs-University-Campus unverhohlen ausleben. Seine Freundin sei aber keine Mathematikerin, gesteht er. "Das wäre eine Katastrophe, denn die Stereotypen, die man von Mathematikern im Kopf hat, treffen zum Großteil zu." Er selbst sei allerdings noch recht praktisch veranlagt.

Generell gelte aber, dass Mathe-Genies ungeheuer neugierig und pedantisch sind, so Görner. "Sie finden intellektuelle Probleme unterhaltsam." Und das gelte auch für ihn. "Mathematische Lösungen sind sehr pur, und es ist schnell klar, was wirklich ein Beweis ist", schwärmt der gebürtige Norddeutsche mit amerikanischem Akzent und guckt kurz zur Uhr. "Das ist kein Wischi-Waschi, sondern hat genaue Argumentationen." Über sein Fachgebiet redet er offensichtlich gern, und das konnte er in Bremen vor einem versierten, neugierigen Publikum. Nach einem kurzen Händedruck und einem norddeutschen Tschüss verschwand Matthias Görner daher im Hörsaal.

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