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Kampfsportschule ATK-S in Vegesack Faustschlag auf 21 Betonplatten

Drei Rekordhalter waren jetzt bei der Kampfsportschule ATK-S zu Gast. Sie setzen sich gemeinsam dafür ein, Kinder in Bewegung zu bringen.
12.08.2019, 13:25 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

Vegesack. Rekordversuch in Vegsack. In den Räumen der Kampfsportschule ATK-S bereitet sich Cornelia Schade darauf vor, 21 Betonplatten mit einem Schlag zu zertrümmern. Auch wenn ihr das am Ende nicht gelingt, erreicht sie ein anderes Ziel: Kinder für Sport und Bewegung zu begeistern. Bei der ATK-S waren jetzt gleich mehrere Rekordhalter zu Besuch, um für Sport zu werben.

„Wir streben ein Netzwerk an, das über Bremen-Nord hinausreicht“, sagt Carsten Gerken, der beim SV Werder Bremen Prellball spielt und Vizepräsident des Bremer Turnverbandes ist. Gleich drei Spitzensportler waren eingeladen, um die positive Botschaft zu verbreiten. Mohammed Talbi, ein Sportler marokkanischer Herkunft, hat in Japan eine elfjährige Ausbildung zum Samurai gemacht und ist achtfacher Weltrekordler im Bruchtest, was im Kampfsport das Zerschlagen harter Materialien, vor allem Holzbretter, bedeutet. Mit seinen Leistungen hat er bereits einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde erhalten. Er hat gemeinsam mit Cornelia Schade im Rahmen einer Sommerferienaktion zwei Tage lang mit etwa 30 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Kampfsport für jeweils anderthalb Stunden trainiert.

Ein weiterer Weltrekordler in den Räumen ATK-S: Emin da Silva, der in diesem Jahr den New York-Marathon laufen will – rückwärts wohlgemerkt. Dabei geht es ihm weniger um eine gute Zeit oder Platzierung als um die Vermittlung einer Botschaft. Beim Marathon in New York will er den Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) unterstützen, der es unheilbaren Kindern und Erwachsenen ermöglicht, in ihrer letzten Lebensphase noch einmal an ihren Lieblingsort zu fahren. Mit seinem Rückwärtslauf wirbt da Silva um Sponsoren und Spender, die das Projekt unterstützen. Emin da Silva hat bereits mit ähnlichen Aktionen – zehn Kilometer laufen auf einem Bein oder einem 45-Stunden-Nonstop-Lauf im Weserpark auf dem Laufband – mehr als 50 000 Euro für gemeinnützige Zwecke gesammelt.

Die dritte Weltrekordlerin, Cornelia Schade aus Sachsen, will es erst noch werden. Sie ist nach Bremen angereist, um ihren persönlichen Rekord zu brechen: „Ich werde heute versuchen, mit einem Faustschlag 21 Betonplatten zu durchbrechen“, sagt sie. Das gehe nur mit extremer Schnelligkeit, guter Technik und starker Konzentration – Fähigkeiten, wie sie beim Karatetraining erworben werden, das zu nahezu unglaublichen Leistungen befähigt. Sportler Michael Martin, der sich zum Treffen bei der ATK-S gesellt hat, berichtet von einem israelischen Karatesportler, der durch blitzschnelle und kraftvolle Bewegungen seiner Hände Kerzenflammen löschen kann.

Der große Auftritt von Cornelia Schade wird vorbereitet. Eine Gruppe von Kindern in weißen Judoanzügen und mehrere Erwachsene schauen gespannt zu, wie 21 Platten von je fünf Zentimetern Dicke über einander geschichtet werden, durch dünne Hölzchen voneinander getrennt. Aus weiteren Betonplatten wird ein Podest errichtet, damit Cornelia Schade die richtige Höhe erreicht, um mit der Faust zuzuschlagen. Die Spannung steigt, atemlose Stille, dann ein lauter, schriller Schrei und der Schlag auf den Turm aus Betonplatten.

Doch sie schafft es an diesem Tag nicht, nur elf der 21 Platten werden von ihr zerbrochen. Immerhin lockte die Aktion von Cornelia Schade so viele Zuschauer an, dass die Idee der „Guten Kinder- und Jugendarbeit in Bewegung“ nach außen getragen und weiter verbreitet werden konnte.

Die Sportlerin, die aus Hainichen in Sachsen stammt, begann das Karatetraining erst nach der Wende 1989, denn in der DDR gab es Karate nicht, wohl aber Judo und Boxen. Sie unterrichtet als Grundschullehrerin Mathematik, Deutsch und Sport und engagiert sich stark für Inklusion. So bietet sie zum Beispiel Para-Karate für Rollstuhlfahrer an.

Dass junge Menschen mehr Sport betreiben, liegt der ATK-S am Herzen. In den Räumen der Kampfsportschule an der Uhthoffstraße werden Selbstverteidigung, Mentaltraining und Survival unterrichtet, geleitet seit 2009 von der Fachsportlehrerin für Kampfsport, Christin Senf. Hier können schon Kinder ab drei Jahren Jiu-Jitsu lernen, ab acht Jahren Kickboxen oder Erwachsene sich in Selbstverteidigung üben.

Christin Senf macht in mehreren Schulen in Bremen-Nord audiovisuelles Training und hat 2018 ein Pilotprojekt gestartet, das Kinder mit Lernschwächen gezielt fördert. „Der Kurs läuft über ein Jahr und hat bei Kindern mit Einschränkungen große Erfolge gezeigt“, sagt Christin Senf, die beklagt, dass Jungen und Mädchen heutzutage bei längeren Schulzeiten zu wenig Bewegung an der frischen Luft haben. Dies bereite aber nicht nur körperliche Probleme, sondern führe auch zu neurobiologischen Schwierigkeiten, denn Bewegung rege die Bildung neuer Nervenzellen und deren Verknüpfung im Gehirn an.

Mit ihrem kindgerechten Trainingsprogramm „Kids for success“, will sie mit speziellen Koordinations-, Koginitions- und Wahrnehmungsübungen eine schnelle und flexible Anpassung an den Schulalltag ermöglichen. Kinder trainieren dabei zum Beispiel ihre visuellen Fähigkeiten, wie das schnelle Umschalten von der Ferne zur Nähe oder angemessene Blicksprünge beim Lesen.

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