Nach zweijähriger Zwangspause soll Vegesack am ersten Augustwochenende einmal mehr zum Wallfahrtsort für Freunde und Protagonisten des weit gefassten Genres der „Sea-Music“ avancieren. Dessen stilistische Bandbreite wird das Festival Maritim mit mehr als dreißig verschiedenen Künstlern und Formationen im Rahmen des dreitägigen Festivals erneut demonstrieren.
Eine bunte und umfassende Mischung auf den Bühnen ist für Fritz Rapp vom Vegesack Marketing, der das Festival seit Anfang an betreut, auch die Hauptprämisse seiner Programmgestaltung: „Die Grundvoraussetzung ist natürlich, dass die Künstler gute Musik machen. Ansonsten hat es aber etwas von einem Fußballtrainer, der eine optimale Mannschaftsaufstellung vornimmt“, zieht Rapp eine sportliche Parallele, die bei dem in vielerlei Hinsicht einzigartigen Festival gleich in vielfacher Hinsicht zutrifft: So hat sich über die Jahrzehnte auf den Bühnen durchaus so etwas wie eine tragende Mannschaft heraus gebildet, deren Stammspieler in den Jahren immer wieder auf den zahlreichen Bühnen und Plätzen des Festivals zu sehen waren – und auch in diesem Jahr wieder zu sehen sein werden.
Einige Bands gelten als Stammgäste
Zu dieser zählen die niederländischen Songgruppen „Armstrong's Patent“, „Paddy's Passion“ und „De Kaapstander“ sowie die Band „Harmony Glen“, die allesamt als Stammgäste des Festivals bezeichnet werden können. Letztgenannte werden in diesem Jahr ihre Melange aus traditionellen Folkelementen und mitreißender Poprock-Attitüde aufgrund weiterer Konzertverpflichtungen ausschließlich am eröffnenden Freitag zum Besten geben.
„Es ist immer wichtig, erfahrene Spieler im Team zu haben, die das Festival, seine Gegebenheiten und das Publikum bereits kennen und schon wissen, wie das hier abläuft“, bleibt Rapp bei der Fußball-Analogie. Mit der Gruppe „Hart Backbord“ ist in diesem Jahr auch ein Gründungsmitglied der Festivalmannschaft mit von der Partie, während die lokale maritime Musikszene durch die „Beckedorfer Schifferknoten“, den „Schulschiff Deutschland Chor“ und den „Seemanns-Chor Vegesack“ repräsentiert wird.

Fritz Rapp, Festival-Organisator
In den Abendstunden der Festivaltage darf es hingegen wie gewohnt auch etwas deftiger zugehen: Bands wie die Schweizer „Tortilla Flat“, die Holländer „Pyrates!“ und die auf vielfach geäußerten Publikumswunsch erneut eingeladenen Argentinier „Triddana“ vermengten auch in Vegesack bereits häufiger erfolgreich Folk- und Seasong-Traditionen mit wilder Punkrock- und Heavy Metal-Attitüde und sorgten damit für reichlich Spektakel in den Abendstunden.
In eine ähnliche Stilkerbe schlagen auch die die Belgier „Bugul Noz“ sowie die 13-köpfige Folkpunk-Bigband „Muirsheen Durkin & Friends“ aus Arnsberg, die in diesem Jahr zu den insgesamt acht Festival-Debütanten zählen. An deren Auswahl zeigt sich einmal mehr das Bestreben der Organisatoren nach Vielfalt sowie auch der Mut zum Experiment: So wurde mit den Niederländern „Pekel“ ein Act verpflichtet, der sich der maritimen Musikkultur seiner Heimat aus einer recht akdemischen Perspektive nähert. Das schottische A Cappella-Damentrio „Tripple“ ist eine persönliche Entdeckung Rapps, die er nach einem Auftritt in den Niederlanden direkt für das Vegesacker Festival verpflichtete. Aus Schottland stammt ebenfalls der Songpoet Ian Bruce, der gemeinsam mit Katharina Bramkamp und Frank Deckert in Triobesetzung auftreten wird.

The Foggy Crew aus Bremen kommen ebenfalls nach Vegesack.
Aufmerksamen Beobachtern der Bremer Bandszene dürfte in den vergangenen Jahren bereits Bekanntschaft mit der ebenfalls erstmals auf dem Festival Maritim aufspielenden „Foggy Crew“ geschlossen haben, die sich mit Hingabe mitreißenden Adaptionen bekannter Standards widmet. Zu den weiteren Festivalneuzugängen in diesem Jahr zählen auch die englische Shantygroup „Stuns'ls“ und die niederländischen Folk-Traditionalisten „The Foxes“.
In Kombination mit bereits mehrfach Festival Maritim-bewährten Acts wie den Iren „Los Paddys“, die neben mitreißendem Folk auch mit einer Tanzperformance aufwarten, „Za Horyzontem“, „Brasy“, „Aqua Marina“ und „Orkiestra Samanta“ aus Polen, „High Germany“ aus Ostwestfalen, den Franzosen „Les Brouilleurs d’Écoutes“ und weiteren scheint den Organisatoren auch in diesem Jahr eine programmatische Mischung gelungen zu sein, die insgesamt keine Wünsche offen lässt und Liebhaber puristisch-traditioneller Klänge ebenso zufrieden zu stellen vermag, wie Freunde experimentierfreudiger Folk-Klänge. Das Programm lässt ebenso viel Raum für leise Töne, wie für abendliche Party. „Diese Zusammenführung verschiedener Stile und Themen in Verbindung mit dem wunderschönen Ambiente direkt an der Weser macht das Festival so einzigartig“, ist Fritz Rapp überzeugt.
Mit zwanzig Jahren Organisationserfahrung dürften die Organisatoren schließlich mittlerweile genau wissen, wer und was auf dem Festival funktioniert – jedoch: „Ich bin vor jeder 'neuen' Gruppe auf dem Festival nach wie vor unwahrscheinlich aufgeregt, ob und wie diese wohl ankommen wird“, räumt Fritz Rapp lachend ein – fügt indes schnell hinzu: „Bislang hat es immer gut funktioniert“.