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Dienstleistungszentrum Vegesack hat 210 Nachbarschaftshelferinnen unter Vertrag / Kostenübernahme bei Grundsicherung Freiwillige stehen Alten und Kranken bei

Für die Unterstützung alter, behinderter und chronisch kranker Menschen gibt es in Bremen ein Angebot, das in dieser Form deutschlandweit einzigartig ist. Rund 4000 ehrenamtliche – zumeist weibliche – Nachbarschaftshelferinnen leisten ihnen Beistand im Alltag und unterstützen sie im Haushalt. Gestern ehrte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) 177 Helferinnen mit einem Empfang im Rathaus. Mit dabei: Karin Klemm aus Aumund.
14.08.2013, 05:00 Uhr
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Freiwillige stehen Alten und Kranken bei
Von Jürgen Theiner

Für die Unterstützung alter, behinderter und chronisch kranker Menschen gibt es in Bremen ein Angebot, das in dieser Form deutschlandweit einzigartig ist. Rund 4000 ehrenamtliche – zumeist weibliche – Nachbarschaftshelferinnen leisten ihnen Beistand im Alltag und unterstützen sie im Haushalt. Gestern ehrte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) 177 Helferinnen mit einem Empfang im Rathaus. Mit dabei: Karin Klemm aus Aumund.

Vegesack. Von einer "wichtigen Säule im Unterstützungssystem für ältere und pflegebedürftige Menschen" spricht die Sozialbehörde, und die Zahlen belegen dies. Über 730000 Stunden uneigennütziger Arbeit haben die Bremer Nachbarschaftshelferinnen im vergangenen Jahr stadtweit geleistet. In Bremen-Nord gibt es die Institution seit rund 30 Jahren. Im Auftrag örtlicher Dienstleistungszentren (DLZ) der Wohlfahrtsverbände suchen die Freiwilligen ältere und hilfsbedürftige Menschen auf und gehen ihnen zur Hand. "Das ist nicht mit Rundum-Versorgung zu verwechseln", sagt Anna Ast, die das DLZ Vegesack des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes leitet. Für pflegerische Leistungen etwa dürften die Helferinnen gar nicht eingesetzt werden. Dafür seien sie nicht qualifiziert. Ziel des Angebotes sei es vielmehr, die Selbstständigkeit älterer Menschen so lange wie möglich zu erhalten.

"Die Chemie muss stimmen"

Zu diesem Zweck kommen die Freiwilligen ins Haus, helfen in der Küche oder machen Klarschiff, kaufen ein, begleiten ihre Schützlinge bei Arztbesuchen oder Behördengängen – jeweils abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse. Vom DLZ erhalten sie für den Einsatz eine Aufwandsentschädigung von 7,15 Euro pro Stunde. "Davon wusste ich gar nichts, als ich mich hier beim Vegesacker Dienstleistungszentrum anbot", erinnert sich Karin Klemm, die schon einige Jahre dabei ist. Und auch für ihre Mitstreiterin Sigrid Pfeifer war das kleine Zubrot nicht ausschlaggebend für ihr Engagement: "Für mich besteht die Belohnung darin, dass sich Leute über mein Kommen freuen." Karin Klemm hatte sich vor ihrem Einstieg bei der Nachbarschaftshilfe drei Jahre lang um ihren kranken Vater gekümmert. Dabei sammelte sie wertvolle Erfahrungen, von denen nun andere profitieren. Karin Klemms Motivation scheint repräsentativ zu sein für viele Nachbarschaftshelferinnen. Oft sind es Frauen in fortgeschrittenem Alter, die Erziehungs- oder Pflegeaufgaben hinter sich haben und "wieder gebraucht werden wollen", wie Anna Ast es formuliert.

Anspruch auf die Unterstützungsleistung haben übrigens alle Bremer, die alt oder eingeschränkt mobil sind, unabhängig vom Geldbeutel. Wer beispielsweise Grundsicherung im Alter bezieht, kann einen Antrag zur Übernahme der Kosten für eine stundenweise Hilfe stellen. Das Sozialzentrum ermittelt dann bei einem Hausbesuch den Bedarf. Wer besser bei Kasse ist, zahlt monatlich eine Pauschale von 22 Euro für die Versicherung der Kraft und die Vermittlungsaufwendungen des DLZ, außerdem die 7,15 Euro Aufwandsentschädigung. Die Kunden müssen übrigens nicht befürchten, dass ihnen eine Helferin aufgezwungen wird, mit der sie zwischenmenschlich nicht klarkommen. Für Anna Ast ist klar: "Die Chemie muss stimmen."

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