Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Kunstwerke reisen in die Schweiz Fritz Overbeck in Ascona

Für eine Ausstellung mit Werken von Fritz Overbeck in der Schweiz schickt das Overbeck-Museum in Vegesack 33 Gemälde, Zeichnungen und Radierungen auf die Reise.
26.05.2021, 04:30 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von GKE

Die Bilder und Zeichnungen sind ausgewählt, der Termin für den Transport mit der Spedition steht. 33 Werke des Malers Fritz Overbeck werden am 14. Juni vom Overbeck-Museum in Vegesack auf eine Reise in die Schweiz gehen. Das Museo Castello San Materno in Ascona widmet dem Künstler, der zur ersten Worpsweder Maler-Generation gehörte, vom 27. Juni bis 17. Oktober eine Sonderausstellung.

"Es ist die erste Einzelausstellung von Werken Fritz Overbecks im Ausland", sagt Katja Pourshirazi. Das Overbeck-Museum ist nach Angaben seiner Leiterin Hauptleihgeber. Die Ausstellung für das Museum in Ascona hat Harald Fiebig kuratiert. Der freischaffende Kunsthistoriker betreut die im Museo Castello San Materno beheimatete Kunstsammlung der Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten und organisiert ein Mal im Jahr eine Sonderausstellung. Dabei wählt er Werke von Künstlern aus, die einen Bezug zur Sammlung der Kulturstiftung haben. In diesem Jahr sind es Werke von Fritz Overbeck, die unter dem Titel "Traumland Worpswede" gezeigt werden. "Ein Schwerpunkt der im Museo Castello San Materno gezeigten Sammlung ist die Malerei der Worpsweder", begründet Fiebig seine Wahl. Von den rund 40 Werken, die nach seine Worten ab Juni in der Overbeck-Ausstellung zu sehen sein werden, kommen 33 aus dem Museum in Vegesack. Ergänzt werden sie durch private Leihgaben aus Deutschland und zwei Worpsweder Ölstudien aus der Museumssammlung in Ascona.

Harald Fiebig kennt das Werk von Fritz Overbeck und Hermine Overbeck-Rohte und er kennt auch das Overbeck-Museum. Der Kunsthistoriker schrieb seine Magisterarbeit über das Maler-Ehepaar, bei seinen Recherchen im Archiv des Museums in Vegesack arbeitete er den Briefwechsel von Fritz und Hermine auf, den er 2002 zusammen mit einer Co-Autorin in Auszügen publizierte. Seit 2015 arbeitet er im Auftrag der Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten für das Museum in Ascona.

Die Werke aus dem Overbeck-Museum, die demnächst im Tessin ausgestellt werden, wählte er bei einem Besuch in Vegesack in enger Zusammenarbeit mit Museumsleiterin Katja Pourshirazi selbst aus. Ihm sei es wichtig, den Künstler mit der Bandbreite seines Schaffens vorzustellen, sagt Harald Fiebig. Rund die Hälfte der ausgesuchten Bilder stammt aus der Worpsweder Zeit von Fritz Overbeck zwischen 1894 und 1903. Die Moorlandschaft, Birkenhaine und -alleen, der weite Himmel mit Wolkenbergen – "in einem Brief an Otto Modersohn sprach Fritz Overbeck von der Traumlandschaft Worpswede", sagt Harald Fiebig und erklärt damit zugleich, wie die Ausstellung zu ihrem Titel kam. Zu den Worpsweder Bilder gesellen sich Werke, die der Künstler nach seinem Umzug 1903 nach Bröken bei Vegesack sowie bei Aufenthalten auf Sylt und in der Bergwelt von Davos in der Schweiz malte.

In den Schweizer Alpen besuchte Fritz Overbeck im Winter 1908/09 seine im Sanatorium weilende Frau Hermine. "In den zwei Monaten in Davos schuf er über 50 Studien", berichtet Katja Pourshirazi. Dem Maler boten sich nicht nur neue Motive: verschneite Tannen, schneebedeckte Berge und Hütten in Bergdörfern. "Mit den neuen Motiven veränderte sich auch die Malweise von Fritz Overbeck. Er wurde freier in seiner Farbgebung. In mehreren Bildern sieht man, wie bunt er den Schnee gemalt hat", sagt Katja Pourshirazi. Fritz Overbeck sei vom neuen Motivfeld fasziniert gewesen. "Er hatte vor, es weiter auszuarbeiten." Dazu kam es nicht mehr. Im Juni 1909 starb der Maler im Alter von 39 Jahren.

Neben Gemälden werden in Ascona auch zehn Zeichnungen sowie Radierungen des Künstlers gezeigt. "Wir wollen damit zeigen, wie er Natur in unterschiedlichen Medien wiedergeben hat", begründet Harald Fiebig. "Es ist sehr spannend, einen Maler auch als Zeichner zu sehen. Man erkennt in den Zeichnungen als Vorarbeiten für die Gemälde viel über die Arbeitweise eines Künstlers", sagt Katja Pourshirazi.

Für den Katalog zur Ausstellung hat sie einen Beitrag zu Leben und Werk von Fritz Overbeck verfasst. Der hatte schon zu Lebzeiten einen bekannten Sammler in der Schweiz: Oscar Miller, ein Papierfabrikant. "Oscar Miller begann seine Sammlung mit Worpsweder Kunst, bevor er sich der Schweizer Moderne der damaligen Zeit zuwandte", erzählt Harald Fiebig. Im Archiv des Overbeck-Museums gibt es laut Katja Pourshirazi einen Brief von Oscar Miller an Fritz Overbeck. "Er schreibt darin unter anderem, welche Bilder des Malers ihm gefallen, aber auch, welche nicht. Im Ausstellungskatalog wird der Brief erstmals publiziert."

Der Katalog ist seit langem gedruckt. Ursprünglich sollte die Ausstellung im Museo Castello San Materno bereits im Sommer 2020 eröffnet werden, wurde wegen der Corona-Pandemie aber verschoben. Nun können die Schweizer und andere interessierte Besucher Fritz Overbeck vom 27. Juni bis 17. Oktober in Ascona entdecken – und dabei direkt vor den Werken stehen. "Wir werden Besucher im Museum empfangen dürfen", sagt Harald Fiebig. Die Ausstellung wird zweisprachig, in Deutsch und Italienisch, angeboten.

Zur Sache

Museo Castello San Materno

Das im April 2014 eröffnet Museum in einem ehemaligen Schlösschen in Ascona beherbergt die Kunstsammlung der Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten. Das Unternehmerpaar aus Deutschland, das sich bei der Hochzeitsreise in die Landschaft der Schweiz verliebt hatte, entdeckte seine Leidenschaft für die Kunst Ende der 1970er-Jahr bei einem Besuch in Worpswede. Hier kauften sie die ersten Bilder. Mit Werken von Hans am Ende, Fritz Overbeck, Otto Modersohn und Pauls Modersohn-Becker legten sie den Grunstock für ihre Sammlung.

Später kamen Gemälde der deutschen Impressionisten, vor allem Max Liebermann, der deutschen Expressionismus  sowie der Künstlergruppen "Brücke" und "Blaue Reiter" hinzu. Die Kunstsammlung umfasst mehr als 60 Werke. 

2002 gründete das Sammler-Ehepaar eine eigene Kulturstiftung. Auf der Suche nach einem Standort für ihre Sammlung wurden die Stiftungsgründer in Ascona fündig. Mit Unterstützung der Stiftung wurde ein früheres Schlösschen restauriert und als Museum eröffnet.

Zwischen Ascona und der ersten Worpsweder Künstlergeneration gibt es laut Harald Fiebig mehrere Bezugspunkte. Im Castello San Materno wohnte einst die Ausdruckstänzerin Charlotte Bara, die in Worpswede ihre Ausbildung erhielt. Auch der Dichter Rainer Maria Rilke, der die Bildhauerin Clara Westhoff heirate und mit ihr in Worpswede wohnte, lebte laut Fiebig eine zeitlang im Ascona und besucht hier die Familie Bara.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)