Keine Frage, Malte Tietze kann mit der Hinrunde in der Fußball-Bremen-Liga zufrieden sein. Der 31-Jährige hatte beim Blumenthaler SV das Traineramt im laufenden Saisonbetrieb übernommen, nachdem der BSV-Vorstand nach dem dritten Spieltag die Trennung von Frank Dahlenberg bekannt gegeben hatte, der das Burgwall-Team wiederum gerade erst im Sommer übernommen hatte. "Wunschlösung" Tietze, langjähriger Spieler und ausgestattet mit dem Blumenthal-Gen, führte die Mannschaft zusammen mit seinem spielenden Co-Trainer und Kapitän Kilian Lammers in der Liga wieder in ruhigeres Fahrwasser und steht mit dem BSV in der Winterpause auf dem soliden siebten Tabellenplatz. "Unter den Umständen ist die Saison bislang recht erfolgreich gewesen", sagt Malte Tietze.
Diese "Umstände" waren neben dem plötzlichen Trainerwechsel vor allem personelle Probleme, die sich wie ein roter Faden durch die Serie zogen. "Im letzten Spiel des Jahres stand mir gerade einmal ein Innenverteidiger zur Verführung. Solche Situationen hatten wir immer wieder und die konnten wir mit unserem überschaubaren Kader nicht so einfach wegstecken", erinnert sich Tietze.
Wenn die Blumenthaler in dieser Woche wieder das Training aufnehmen, wird es trotzdem keine Veränderungen im Kader geben. Malte Tietze erklärt, warum: "Eigentlich stimmt neben der Qualität auch die Quantität im Kader, wenn uns auch die Langzeitverletzten Probleme bereitet haben. Jetzt zu diesem Zeitpunkt Neuzugänge zu bekommen, die uns auch wirklich weiterhelfen, ist immer ein schmaler Grad. Das wäre erst ab einem gewissen Leistungslevel interessant. Wenn jetzt wieder Erwarten ein Regionalligaspieler bei uns anklopfen würde, würde ich natürlich nicht nein sagen. Aber aktiv werden wir uns nicht um neue Spieler bemühen." Zudem hätte sein kompakter Kader ja auch den Vorteil, dass die Chemie innerhalb des Teams stimme.
Funktionierendes Kollektiv
Dass die Blumenthaler als Kollektiv funktionieren, unterstreicht ihr Auftritt im Derby gegen die SG Aumund-Vegesack, das für Tietze der bisherige Saisonhöhepunkt war. Dort lag die Burgwall-Elf bereits mit 0:3 hoffnungslos zurück, um sich dann nach einer famosen Aufholjagd noch mit 4:3 zu behaupten. "So etwas hatte ich auch noch nicht erlebt. Ein solcher Sieg kann der Mannschaft unheimlich viel geben. So etwas behält man im Hinterkopf, wenn wieder mal eine ähnliche Situation auftaucht." Für ihn ist es schon ein Riesenvorteil, dass er seine jetzigen Schützlinge bestens kennt. "Die meisten habe ich entweder in ihrer Jugend schon trainiert oder selber mit ihnen schon zusammen gespielt. Auf der anderen Seite ist es aber auch gewöhnungsbedürftig, seine ehemaligen Mitspieler zu trainieren", sagt der BSV-Coach.
Er ist überzeugt, dass die gute Stimmung und vor allem das große Potenzial seiner Schützlinge auch in der Rückrunde Erfolge bringen wird. "Ich habe gesehen, dass die Jungs alle Bock darauf haben, sich zu verbessern und wir haben uns jetzt gemeinsam eingegroovt", erklärt der kaufmännische Angestellte bei Willenbrock. Seiner Ansicht nach verfügt der BSV über eine leistungsstarke, aber eben auch noch sehr junge Mannschaft, die Schwankungen unterworfen ist. "Das ist normal. Über die gesamte Runde war die Leistung aber in Ordnung. Wir haben auch in der Breite eine gute Qualität", weiß der Trainer.
Testspielgegner gesucht
Dabei sticht besonders das Mittelfeld ins Auge, in dem gleich eine ganze Reihe an guten Fußballern auflaufen. Allerdings litt auch dieser Mannschaftteil immer wieder unter den Ausfällen. "Einmal fehlte Dennis Brendow, dann fiel Hugo Weber aus, dann ging es wieder umgekehrt. In der Offensive war es dann mit Denis Chinaka und Berkay Yilmaz ähnlich. Gefühlt waren wir ständigen Wechseln unterworfen", sagt Malte Tietze.
Er hofft, dass es in der Rückrunde personell stabiler laufen wird. Denn es gibt positive Signale, wie bei dem Langzeitverletzten Ben Starke. "Er hatte sich ja lange mit Schambeinproblemen geplagt. Jetzt geht es vorwärts und er wird wieder mit viel Bedacht in die Vorbereitung starten", sagt Tietze. Zudem sei Jonas Paeslack nach langer Zeit wieder verletzungsfrei. Wann Berkay Yilmaz, der sich im Derby gegen die SAV verletzt hatte, wieder einsteigen kann, ist allerdings noch fraglich.
Fraglich sind auch die kommenden Testspielgegner. Bislang steht lediglich die Partie gegen den niedersächsischen Bezirksligisten SV Tur Abdin aus Delmenhorst am Sonntag, 2. Februar, 15 Uhr, fest. Zudem soll auf jeden Fall auch gegen die eigene U19 getestet werden. "Wir hätten gern noch mehr Partien in der Vorbereitung und suchen noch weitere Testspielgegner", sagt Tietze. Nach der insgesamt gelungenen Hinrunde peilt er mit seiner Mannschaft in der Rückrunde die Top Five der Liga an. Wobei es ihm vordergründig nicht um eine Platzierung geht. "Oberstes Ziel bleibt bei uns die Jugendarbeit. Wir wollen junge Spieler entwickeln und dann natürlich auch bei uns halten. Wenn wir das hinbekommen, kommt der Erfolg ganz alleine, denn das eine bedingt das andere."