Pflicht erfüllt. Die SG Aumund-Vegesack hat mit dem 6:2 (6:0)-Heimspielerfolg gegen den bereits feststehenden Absteiger aus der Fußball-Bremen-Liga, den Habenhauser FV, die gleichermaßen erwarteten wie geforderten und im Abstiegskampf dringend benötigten drei Punkte verbucht. Das von der SAV in den ersten 45 Minuten abgebrannte Feuerwerk deutete zunächst auf einen zweistelligen Sieg hin, doch ein wie verwandelt aus der Halbzeit kommender Gast stoppte eine den Nordbremern gut zu Gesicht stehende Korrektur der Tordifferenz.
Neben der gestoppten Torejagd trübten zwei Verletzungen die positiven Eindrücke, die Trainer Björn Krämer in der Nachbetrachtung strahlen ließen. Bange Krämer-Blicke verfolgten die Szenen in 36. und 39. Minute: Erst humpelte der schon seit Wochen an einer Knöchelverletzung laborierende Mannschaftskapitän Christian Böhmer vom Platz, dann musste Torjäger Alexander Schlobohm nach dem Versuch, den Ball über Habenhauses Keeper Maximilian Lehmann zum 7:0 hinwegzuspitzeln, passen. Eine Oberschenkelzerrung wird seinen Einsatz am Sonntag in Hastedt verhindern.
Zum Zeitpunkt der beiden Verletzungen stand es also bereits 6:0. Und davor und auch bis zur Pause hätte es schon zweistellig werden können, doch vor allem dem am Dienstagabend nicht in der Torschützenliste auftauchenden Bashkim Toski, der ein ständiger Unruheherd war und gut kombinierte, fehlte das Abschlussglück. Den Torreigen eröffnete Fabian Linne bereits in der zweiten Minute mit einem mächtigen Linksschuss vom linken Strafraumeck. Der Plan, Habenhausen mit hohem Pressing von der ersten Minute an nicht in ein kontrolliertes Aufbauspiel kommen zu lassen, war aufgegangen.
"Druck. Druck. Druck. Noch mehr Druck", peitschte SAV-Trainer Björn Krämer seine Spieler fortan immer weiter nach vorne. Druck, der für den personell gut bestückten Habenhauser FV schlicht und einfach zu groß und geradezu erdrückend war. So ging es Schlag auf Schlag weiter. Zwischen der 18. und 30. Minute schraubten Christian Böhmer, Abdullah Basdas, Lennart Kettner, Alexander Schlobohm und Marius Bosse das Ergebnis auf 6:0 in die Höhe. Gute Standards bereiteten Treffer genauso wie tolle Kombinationen in atemberaubenden Tempo vor. Und trotzdem ragte ein Tor heraus. Es war das 3:0, das Mittelfeld-Ass Abdullah Basdas von der Seitenlinie aus, gerade einmal zehn Meter weit in der Hälfte des Habenhauser FV, erzielte. Der 29-Jährige sah, dass Keeper Lehmann auf eine Flanke auf Schlobohm spekulierte und versuchte den Kunstschuss. Er gelang. Der Ball schlug rechts oben ein.
Während Björn Krämer nach dem 2:0 unermüdlich die Gier seiner Spieler nach weiteren Treffern anheizte, forderte sein Gegenüber Stephan Franke mehr Gegenwehr. Was folgte waren die besagten Verletzungsunterbrechungen (Böhmer und Schlobohm) und die Halbzeit, die für einen Wandel auf dem Platz sorgten. Die SAV hatte ihren Schwung, ihre Euphorie, ihr Tempo, ihre Genauigkeit und ihre bis in die Haarspitzen gehende Motivation eingebüßt, die Gegenseite zeigte plötzlich, dass sie gestandene Bremen-Liga-Kicker in ihren Reihen hat.
In einer kurzen Ansprache hatte Stephan Franke offenbar die richtigen Worte gefunden und seine Spieler dabei auch an der Ehre gepackt. "Das 0:6 ist schon enttäuschend. Aber zweistellig wäre die Krönung", sagte Franke, der weit vor dem Team zurückkehrte. Und fortan im Gegensatz zu Krämer Gefallen am Spiel fand. Habenhausen kombinierte sich gefällig durch das Mittelfeld und kam zu Abschlüssen. Und Toren. Kai Mehrtens sorgte mit seinem Doppelpack (49./75.) dafür, dass die Vegesacker ihre Tordifferenz nicht so deutlich wie erhofft schönen konnten und Habenhausen die zweite Hälfte für sich entschied.
"Es macht keinen Sinn, sich großartig über die zweite Halbzeit zu ärgern. Dass das passierte, ist menschlich", beschränkte Björn Krämer den Blick auf den famosen ersten Abschnitt, der natürlich am Sonntag beim BSC Hastedt als Blaupause dienen soll.