Nach dem Schlusspfiff zeigte sich Björn Krämer zunächst nachdenklich. Dann stellte der Trainer des Fußball-Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack fest: „Wir haben schon in der ersten Halbzeit zu häufig Fehler im Spielaufbau gemacht.“ Soll heißen: Nach dem Wiederanpfiff konnten sie nicht abgestellt werden. Und deshalb verloren die Vegesacker ihr letztes Match vor der Winterpause gegen einen spielstarken ESC Geestemünde mit 2:4 (1:1).
Beide Teams starteten auf dem Kunstrasenplatz mit viel Einsatz und Tempo in die Begegnung. So, als wollten sie die Wartezeit auf den zweiten Assistenten an der Außenlinie eliminieren. Der war nicht erschienen, ein Ersatzmann aus Weyhe musste aushelfen. Und er hörte von Beginn an, wie ESC-Coach Andree Wölm seine Mannschaft motivierte. Jede gelungene Aktion seiner Spieler kommentierte er lautstark mit „gut“. Ein solches Lob hätte auch SAV-Keeper Jan Niklas Dähne verdient, als er die Führung der Gäste durch Diogo Filipe Saraiva Regufe mit einer Glanzparade vereitelte (16.).
Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass den Nordbremern noch ein schweres Stück bevorstehen würde. Zwar agierten Abwehr und Mittelfeldachse, dirigiert von Mola Lamine Khan, zunächst umsichtig. Doch der Übergang zur Offensive verlief oft holprig und blieb nicht selten im Ansatz stecken. Aus einem einfachen, aber wirksamen Grund: Die laufstarken Seestädter attackierten früh und machten die Räume eng. Insbesondere über die linke Seite gelang der SAV nicht viel, weil sich Manuel Broekmann und Marius Bosse zu selten durchsetzen konnten.
Immerhin waren sie am Führungstreffer für die Vegesacker beteiligt. Die Eisenbahner aus Geestemünde verhinderten eine Broeckmann-Flanke in ihren Strafraum nur auf Kosten einer Ecke. Den Eckstoß zirkelte Mola Lamine Kahn auf den Kopf von Mannschaftskapitän Christian Böhmer, der zum 1:0 für die SAV einnickte (23.).
Die Seestädter ließen sich durch den Rückstand allerdings nicht von ihrer Marschroute abbringen. Sie störten früh und konterten schnell. Und nur vier Minuten nach dem Rückstand stellte sich der Erfolg ein. ESC-Goalgetter Tim Klowat tauchte frei vor Dähne auf und ließ ihm keine Abwehrchance (27.). Es spricht für die Moral der Vegesacker, dass sie trotz der besseren Spielanlage des Gegners in keiner Phase aufsteckten und deshalb auch die eine oder andere Torchance kreierten. So in der 35. Minute, als Fabian Rikus Linne mit einem Schrägschuss nur um Zentimeter das Tor von ESC-Keeper Kevin Blum verfehlte.
Und auch nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit war es der schnellfüßige SAV-Angreifer, der mit Fortuna hadern sollte. Bei der sich Kevin Blum wiederum bedanken durfte, dass Linnes Knaller am Pfosten landete (59.). Der auf der anderen Seite allerdings auch das 2:1 für ESC durch Tim Klowat verhinderte (60.). Danach allerdings braute sich über den Vegesackern ein Unwetter mir drei Einschlägen zusammen. Innerhalb von nur zwölf Minuten zogen die Bremerhavener durch Treffer von Philipp Schönewolf (62./Kopfball nach Ecke), Tim Klowat (66./Elfmeter nach vemeintlichem Foul von Fahrudin Ramic) und Felipe-Manuel Rodrigues-Casanova (74./Konter) auf 4:1 davon.
Damit war das Heimspiel für die SAV verloren, die allerdings nicht aufsteckte und durch Fahrudin Ramic per Kopfball auf 2:4 verkürzen konnte (82.). Während ESC-Coach Andree Wölm von einem verdienten Auswärtssieg sprach, räumte Björn Krämer das „Chancenplus“ der Seestädter ein, kreidete seiner Mannschaft jedoch an, „unnötig“ Gegentore zugelassen zu haben.