Vegesack und Blumenthal trennen gegenwärtig Welten. Jedenfalls in der höchsten Bremer Amateurfußball-Klasse. Die SG Aumund-Vegesack führt die Bremen-Liga-Tabelle an, der Blumenthaler SV bildet das Schlusslicht. Eine große Differenz wird auch dann nach dem achten Spieltag bleiben, wenn die SAV an diesem Sonnabend ab 15 Uhr beim OSC Bremerhaven unter die Räder geraten und der Blumenthaler SV auf eigenem Platz ab 13 Uhr gegen den Brinkumer SV für eine Überraschung in Form von drei Zählern sorgen sollte.
Blumenthaler SV – Brinkumer SV: Zum Saisonauftakt gelang der Burgwall-Elf die große Überraschung. Sie bezwang den Meisterschaftsanwärter OSC Bremerhaven mit 3:2. Ein Sieg, der Hoffnung auf eine erfreuliche Saison machte. Doch die Hoffnung trog, denn in den folgenden sechs Begegnungen verließen die Blumenthaler den Platz jeweils als Verlierer.
Und nun stellt sich mit dem Brinkumer SV ein weiterer Titelkandidat im Burgwall-Stadion vor. Der allerdings im Gegensatz zum OSC Bremerhaven, der nach der Auftaktpleite nicht mehr verloren hat, schwächelt. In den bisherigen sieben Meisterschaftsbegegnungen hat die Mannschaft von Trainer Mike Gabel magere sieben Punkte eingefahren. Viel zu wenig auch aus Sicht von Gabel, der mit großen Ambitionen in die neue Saison gestartet ist und jetzt aus seiner Unzufriedenheit kein Hehl macht.
Ist die gegenwärtige Schwäche der Brinkumer ein Vorteil für den Blumenthaler SV? Nach Ansicht von Malte Tietze vom Trainerteam der Burgwall-Elf eher nicht. Ihm wäre es lieber gewesen, der Brinkumer SV würde auch tabellarisch betrachtet als Spitzenteam und nicht als Tabellenzwölfter anreisen. Tietze geht davon aus, dass seine Mannschaft auf einen Gegner treffen wird, der mit aller Macht den Hebel umlegen will. „Eine Konstellation, die uns die Aufgabe nicht leichter macht“, blickt er voraus. Wobei der Stressfaktor einmal mehr vor allem für die jungen Spieler im Blumenthaler Team groß werden dürfte. Zum Kader der Burgwall-Elf gehören auch deshalb erneut A-Junioren, weil einige gestandene Akteure wie Hakan Yavus oder Ben Starke verletzungsbedingt nach wie vor nicht zur Verfügung stehen.
Dass sich Nachwuchsspieler des Blumenthaler SV an die raue Luft der Bremen-Liga gewöhnen sollen, gehört zur Philosophie des Trainerteams um Peter Moussalli. Und ohne sie hätte die Burgwall-Truppe momentan zudem Probleme, eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzubieten. Natürlich fehle es ihnen an Erfahrung, sagt Malte Tietze, der zudem unterstreicht, dass man die ehrgeizigen A-Junioren, die auch noch Pflichtspiele in ihrer Altersklasse absolvieren müssen, kräftemäßig nicht überfordern dürfe.
Für den Blumenthaler SV geht es in dieser Saison um den Klassenerhalt. Dazu kann jeder Punkt dienen. Ob das gegen den Brinkumer SV gelingt, ist natürlich höchst fraglich. In der Favoritenrolle befinden sich die Blumenthaler auch auf eigenem Platz jedenfalls nicht. In den beiden jüngsten Begegnungen in diesem Jahr mussten sie sich (ohne A-Jugendliche) dem BSV aus der Gemeinde Stuhr mit 1:5 und 0:8 geschlagen geben.
Sonnabend, 13 Uhr, Stadion Burgwall
OSC Bremerhaven – SG Aumund-Vegesack: Die 2:4-Heimniederlage gegen den SV Werder Bremen III, die den unerwarteten Siegeszug der SAV vorerst beendete, haben Mannschaft und Trainer abgehakt. Nicht allerdings die Auswirkungen der bisweilen harten und kompromisslosen Gangart der Grün-Weißen auf dem von einem Wolkenbruch aufgeweichten Rasenplatz.
Trainer Markus Werle beklagt mit Christian Böhmer, Bashkim Toski, Joris Atayi und Lennart Kettner gleich vier verletzte Stammspieler, die an diesem Sonnabend in Nordsee-Stadion wahrscheinlich nicht auflaufen können. Und weil mit Toski und Atayi gleich zwei etablierte Sturmspitzen fehlen, will er sich ein neues taktisches Konzept einfallen lassen. Zumal auch hinter dem Einsatz des schussgewaltigen Mücahit Özkul ein Fragezeichen steht, weil er eine Verletzung noch nicht auskuriert hat. Der Wert der beiden Goalgetter Toski und Özkul für die Vegesacker ist daran zu erkennen, dass sie beide jeweils fünf Tore und damit fast die Hälfte der 21 SAV-Treffer erzielt haben.
Es sei bitter, dass er gerade in dieser Phase der Saison auf bewährte Kräfte verzichten müsse, sagt Markus Werle. Der Blick auf den Spielplan zeigt weshalb: Nach dem Spiel bei den Olympischen in der Seestadt erwarten die Vegesacker am 15. Oktober den KSV Vatan Spor, der ebenfalls zum engsten Kreis der Titelkandidaten zählt, dem eigentlich also ebenfalls wie den Bremerhavenern nur in Bestbesetzung Paroli geboten werden kann.
Für Markus Werle war die von unglücklichen Umständen (eine Stunde Spielunterbrechung wegen des Wolkenbruchs mit Gewitter) begleitete Heimpleite gegen Werder III kein Beinbruch. Jetzt aber trete man als Außenseiter im Nordsee-Stadion an, gegen einen Favoriten, der sich personell extrem verstärkt und seine bislang einzige Niederlage in Blumenthal längst verdaut hat. Das sei allerdings für seine Spieler und speziell für diejenigen, die für die verletzten Stammkräfte in die Anfangsformation rücken, auch eine Chance, sich zu beweisen. Der SAV-Trainer, der noch an einem taktischen System tüftelt: „Die Mannschaft soll ihre Chance nutzen, sich auf gar keinen Fall verstecken und Gas geben.“ Mit anderen Worten: Mit einem schnellen Konter- und Umschaltspiel der Nordbremer ist auch in der Seestadt zu rechnen, wobei es außerdem wichtig sei, so Werle, auf Attacken der Gastgeber mit einem geordneten Positionsspiel zu reagieren. Daran fehlte es am vergangenen Sonnabend gegen Werders Dritte allzu oft.
Sonnabend, 15 Uhr, Nordsee-Stadion