"Geile Mannschaftsleistung, geile Mannschaftsleistung", brüllte ein ausgepowerter, aber überglücklicher Jan-Philipp Heine seinen Teamkollegen kurz nach dem Abpfiff im Kreis in die Ohren. Per Lucky Punch durch den 19-jährigen Sahan Haleem Mohamed Irfan hatte der SV Grohn zum Saisonauftakt in der Fußball-Landesliga die Niederlage gegen Tura Bremen abgewendet und in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum 1:1 (0:0)-Endstand getroffen. Ein vom Ergebnis vollauf gelungener Start gegen den Tabellendritten der Vorsaison, der für Grohns Spieltrainer Heine hoch favorisiert gewesen war. Heine: "Von den Ansprüchen und Voraussetzungen trennen uns Welten."
Auf dem Platz trennten die Teams in einem äußerst mäßigen Spiel zwar nicht Welten, aber Tura war über weite Strecken tonangebend und hatte auch ein deutliches Chancenplus. Verständlich, dass Tura-Trainer Tobias Durlach nicht über das ganze Gesicht strahlte wie sein Gegenüber und sich über das Remis ärgerte:" In Grohn zu spielen ist immer schwer, aber wir dürfen hier heute keine zwei Punkte liegen lassen."
Da etablierte Akteure wegen mangelnder Trainingsbeteiligung auf der Bank saßen und der eine oder andere nicht zur Verfügung stand, schickte Jan-Philipp Heine eine Mannschaft auf den Platz, in der fünf Spieler standen, die Jahrgang 2000 oder jünger waren. "Das ist unser Weg", kündigte er an. Aber er sagte auch, dass die nächsten Wochen Rotation bringen werden, denn der 28 Mann starke Kader eröffnet einige Optionen.
In den ersten 45 Minuten ging es für die "Husaren" in erster Linie darum, Schaden abzuwenden und ohne Gegentor zu bleiben. Eine Findungsphase also. Das gelang mit einiger Mühe, denn dem Aufbauspiel fehlte oft die Struktur, sodass Tura immer wieder schnell in Ballbesitz kam und hinten nur Routinearbeit zu verrichten hatte. Schwerstarbeit leistete indes Spielertrainer Jan-Philipp Heine, der unzählige Zweikämpfe in der Luft und am Boden für sich entschied und der Garant des 0:0-Halbzeitstandes war. Und der in der Pause einen Plan schmiedete. Drei frische und etablierte Kräfte (Sandro Iacovozzi, Ismail Zivoli und Muhammet Özkul) wurden in der 53. Minute auf das Feld geschickt, um die bis dahin beschäftigungslose Tura-Abwehr zu überrumpeln.
Der Plan ließ sich kurzzeitig gut an, wurde dann aber durchkreuzt. Ausgerechnet der technisch versierte Neuzugang Sezer Aydin erlaubte sich einen Ballverlust in der eigenen Hälfte, und Nils Krause schickte den zum 1:0 vollstreckenden Abdullah Özkul auf die Reise. Es war der letzte Sprint und Abschluss des Tura-Stürmers, der mit einer Oberschenkelverletzung vom Platz musste. In der Folge wirkte Grohn von der Spielanlage her zwar homogener, doch zwingend wurden die Platzherren zunächst nur bei einer Großchance für den ebenfalls eingewechselten Mamadou Bocar Sall, der aus halblinker Position freistehend verzog (87.). Zuvor hatten Steven-Arnold Srock und Khalil Hamma die Möglichkeiten zum Erhöhen ausgelassen, einmal hatte der in der Halbzeit eingewechselte Batuhan Celik glänzend pariert. Celik hatte den Platz von Florian Samorski eingenommen, der früh vom Tura-Torschützen Özkul am Kopf getroffen worden war und doch noch den Weg ins Krankenhaus antreten musste.
In der Nachspielzeit sendeten die "Husaren" dann noch einen ganz speziellen Gruß an ihren verletzten Schlussmann. Mamadou Bocar Sall brachte den Ball in den Strafraum, wo der aufgerückte Sahan Haleem Mohamed Irfan ihn per Kopf zum 1:1-Endstand über die Linie beförderte. "Und nächste Woche holen wir drei Punkte", schob ein euphorisierter Jan-Philipp Heine auf dem Weg in die Kabine nach.