Vegesack. Die Warnemünder Ortspolitik muss mit der Stadtregierung in Rostock leben – und Vegesacks Beiratspolitiker erleben seit Jahrzehnten, wie sich die Landesregierung über Beschlüsse vor Ort hinwegsetzt. Gemeinsam ist die Klage darüber seit nun 20 Jahren. Aber zwischen Warnemünde und Vegesack gibt es noch mehr Verbindendes, wie Vegesacks Beiratsmitglieder und eine Delegation aus Warnemünde feststellten.
Reimund Kasper sprach auf der 20-Jahr-Feier der Partnerschaft im Stadthaus am Sonnabend vor dem Beirat, dessen Sprecher er im Jahr der ersten Kontaktaufnahme war: "Wir sind damals nach Warnemünde gekommen und man fühlte sich überhaupt nicht fremd." Er habe sich blendend mit einem PDS-Funktionär verstanden, die gleiche Sprache habe man ohnehin gesprochen: "Ich nenne das mal Küsten-Slang." Die politischen Mehrheiten waren ähnlich: Kasper erinnerte sich, dass die SPD in Vegesack damals von 17 Mandaten elf hatte. "Eine furchtbare Zeit", kam prompt der Zwischenruf von Rainer Buchholz (FDP), der damals auch schon im Vegesacker Beirat saß.
Die Warnemünder hatten mit Rostocks Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens die höchste Repräsentantin der Stadt als Delegationsmitglied dabei. Sie erinnerte an das gemeinsame Schicksal, den Untergang des Vulkanverbundes überstehen zu müssen. Aber die positiven Dinge überwogen in der Erinnerung der Redner: Wie Rostock etwa ein Wochenmarktsystem nach dem Vorbild Bremens aufbaute, wie Läufe mit der Leichtathletikgemeinschaft Bremen-Nord organisiert wurden. Karina Jens: "Wir werden nie vergessen, welchen Beitrag die Bremer nach der Wende für den Wiederaufbau bei uns geleistet haben – mit Menschen, mit Geld und mit Know-how."
Vom Warnemünder Ortsamtsleiter Reinhold Schmidt gab es noch den Tipp, sich als Vegesack sinnbildlich "zur Badewanne Bremens" zu machen, so wie Warnemünde heute die Badewanne Rostocks sei. Man zählt dort eine Million Touristen in dem Ortsteil mit knapp 7000 Einwohnern. Dazu kommen noch einmal 300 000 Kreuzfahrtbesucher – Tendenz steigend. Bremen-Nords ehemaliger Bauamtschef Christof Steuer rückte dann auch hier erst einmal die Verhältnisse zurecht: "Der heutige touristische Ansatz läuft auf folgende Fragestellung hinaus: Was kann Bremen-Nord beitragen zu einem positiven Bremen-Bild. Da müssen wir uns immer wieder beweisen." Dabei habe Bremen-Nord mit der Geest und zwischen den Flüssen Lesum und Weser die beste Lage in ganz Bremen.
Steuer gab auch noch einen Rückblick auf die Dinge, die aus seiner Sicht in den vergangenen Jahren falsch gelaufen sind, spricht namentlich das Haven Höövt an und das vergessen worden sei, die Grohner Düne abzureißen: "Manchmal wäre ich rückblickend froh, wenn wir damals nicht soviel Geld gehabt hätten und dafür heute ein bisschen mehr, um wenigstens ein bisschen weiterkommen zu können."
Trost gab es dazu von Karina Jens: "Sie können doch zufrieden sein mit der Entwicklung ihres Stadtteils. Es sieht hier doch alles ganz ordentlich aus."