Vegesack. Mit der Kabarett-Kultur im Bremer Norden ist eng verbunden mit dem Namen Reinhard Schilling: Als damaliger Lehrer am Schulzentrum Bördestraße initiierte Schilling Mitte der Neunzigerjahre das schulübergreifende Kabarettprojekt „AntiToxin“, das auch heute noch als AG am Gymnasium Vegesack besteht und mit wechselnden Besetzungen unter normalen Umständen jährlich ein abendfüllendes Programm inszeniert.
Durch dieses Projekt wurde Schilling nicht nur zum Mäzen gleich mehrerer Dutzend nunmehr ehemaliger Bremer Schülerkabarettisten – darunter auch der heutige TV-Star Jan Böhmermann – sondern trat als Mitglied des Ensembles „Aueperlen“ gemeinsam mit Astrid Torkel und Dirk Frommherz im selben Zeitraum ebenfalls aktiv auf.
Mögliches Abschiedsstück
Nach Beendigung seines Schuldienstes betrat Schilling einmal mehr die Kabarettbühne und gründete 2014 das Ensemble „Gegengift“ mit ehemaligen „AntiToxin“-Mitgliedern. Wollte es dieses 2014 zunächst bei einem einmaligen Programm belassen, erfuhr das Projekt in den darauf folgenden Jahren in Form zweier Folgeprogramme eine Fortsetzung.
Auch für 2020 hatte das Ensemble ein weiteres Programm geplant – sogar ein besonderes, das seinen Titel „Letzte Worte“ nicht ohne Grund tragen sollte: „Altersbedingt könnte es das letzte Programm unter meiner Beteiligung sein“, orakelt Schilling über einen möglichen Bühnenrückzug, den er zu diesem Zeitpunkt bereits anlässlich seines 70. Geburtstags ins Auge fasste.

Kabarett: Gegengift spielt "Letzte Worte".
Wegen Corona musste die Aufführung des Programms in den Jahren 2020 und 2021 entfallen; doch aufgeschoben ist in diesem Fall nicht aufgehoben: „In diesem Jahr werden wir es nochmal wagen“ verspricht Schilling und will seine „Letzten Worte“ am 18. und 19. März auf die Bühne des Vegesacker Geschichtenhauses bringen – unterstützt von einem Ensemble, dessen Mitwirkende nicht nur langjährigen Beobachtern der „AntiToxin“-Programme wohl bekannt sein dürften. Der heutige Richter Markus Bode, die Schulassistentin Anna Hilbig sowie der Schauspieler und Pädagoge Mathias Hilbig, an den Schilling im Jahr 2004 auch die „AntiToxin“-Leitung übergab, waren auch bereits in den vergangenen „Gegengift“-Programmen zu sehen. Mit der Bremer Webredakteurin Katharina Resmer verzeichnet das Ensemble in diesem Jahr einen weiteren „Neuzugang“ aus den Reihen ehemaliger „Toxiner“: „Meine Zeit bei 'AntiToxin' nimmt einen besonderen Platz in meiner persönlichen Geschichte ein. Als Reinhard mich fragte, ob ich Lust hätte, sagte ich sofort zu“, so Resmer.
Programm ist persönliche Werkschau
Handelt es sich bei den „Letzten Worten“ jedoch noch um das selbe Programm, das bereits 2020 zur Aufführung kommen sollte? „Nein“, antwortet Schilling unverblümt – und ergänzt: „Es ist seither noch viel besser geworden.“ Neben Szenen aus dem Repertoire der „Aueperlen“ sowie früherer „AntiToxin“-Szenen, die unter maßgeblicher Mitwirkung Schillings entstanden, werden auch zehn brandneue Szenen zur Aufführung kommen. Aktuelle Aufregerthemen seien hierin jedoch nicht enthalten: „Das Programm war im Februar bereits fertig; wenn man so will handelt es sich also noch um ein 'Vorkriegsprogramm'. Auch das Thema Corona werden wir lediglich einmal kurz thematisieren. Letztendlich handelt es sich bei dem Programm vor allem um eine persönliche 'Werkschau' oder auch ein 'Best Of'“, erklärt Schilling. Statt tagesaktuellen Politthemen betrachten die „Letzten Worte“ vor allem Alltägliches: „Da wäre der Vater, der an der Erziehung seiner Kinder verzweifelt, die Freunde, die über politisch korrekte Sprache sinnieren, ein ratloser Geistlicher – und natürlich kommt auch das ewige Geschlechterverhältnis zu Wort“, verspricht Schilling.
Zwei Aufführungstermine sind für die „Letzten Worte“ angesetzt; weitere derzeit nicht geplant: „Falls die Leute uns die Bude einrennen sollten, würden wir eventuell über einen weiteren Termin überlegen; aufgrund der beruflichen Auslastung der Mitwirkenden gestaltet sich die Terminfindung jedoch generell schwierig.“