Alte Zeit und neue Geschichten gibt es bald im Vegesacker Geschichtenhaus. Denn ab Freitag, 11. Juni, wird im Alten Speicher nicht nur wieder gespielt. Es sind auch Besucher erneut willkommen. Geschichten über Werften, Walfang und das Leben im 19. Jahrhundert in Vegesack in historischer Kulisse sind zu erleben. Am Originalschauplatz der legendären Lange-Werft erleben die Teilnehmer dabei kuriose Geschichten und spannende Handwerksvorführungen.
Es sind kleine Theaterszenen, mit denen die Darsteller die Besucher des Geschichtenhauses in das Vegesack des 19. Jahrhunderts entführen. Hautnah soll dabei ein Gefühl für das damaligen Leben entstehen, soll den Zuschauern visuell die Situation und das Lebensgefühl näher gebracht werden.
So gibt es einen Besuch auf der legendärer Lange-Werft, Werftchefin Anna Lange ist eine bedeutende Persönlichkeit im 19. Jahrhundert, hat sie doch nach dem Tod ihres Mannes Johann das Steuer der Lange-Werft in Vegesack übernommen. Statt rührseeliger Trauer hat Anna Lange sich auf das Geschäft kapriziert, hat die Passagierschifffahrt auf der Unterweser vorangetrieben und in ihrem Auftrag wurde 1845 auch ein eisernes Flussdampfschiff gebaut.
André van Waegeningh, Projektleiter des Geschichtenhauses, hatte einst, anlässlich des 60. Geburtstages für Anna Lange sogar eigens eine „Teetied“ initiiert, und dafür Geschichten aus ihrer Kindheit noch recherchiert. Theatertrainerin Helle Rothe setzte dann die Informationen mit dem Team, überwiegend Langzeitarbeitslose, die vom Jobcenter vermittelt werden, in eine Vorführung um. Der Beschäftigungsträger „Bras – Arbeiten für Bremen“ betreibt das Geschichtenhaus im Alten Speicher.
Da waren selbstverständlich auch bekannte Größen des 19. Jahrhunderts geladen, wie beispielsweise Bürgermeister Johann Smidt, der selbstverständlich zum Geburtstag der wichtigen Unternehmerin in Vegesack gekommen war, und gleich anlässlich des Festes Kapitän Meyerdiercks mit zum Stehplatz nahm. Stehplatz im Übrigen, weil die "Teetied" damals zahlreiche Gäste und Besucher ins Geschichtenhaus zog. Das ist bei der derzeitigen Lage und Corona-Pandemie in dieser Form nicht nicht möglich, "die Teilnehmerzahl ist immer noch begrenzt", heißt es aus dem Geschichtenhaus.
Dennoch sollen die Gäste in Theaterszenen vieles erfahren. So wie beispielsweise, dass die resolute Werftchefin Anna Lange sieben Kinder gehabt haben soll. Aus allen sei etwas geworden, heißt es. Die Söhne waren Kaufleute und Reeder oder besaßen Fabriken. Eine Tochter habe den Sohn von Bürgermeister Smidt geheiratet und eine andere einen Kapitän.
Die Besucher im Vegesacker Geschichtenhaus hören aber nicht nur Gesichten aus alten Zeiten. Sie sind ebenfalls eingeladen, mit den Handwerkern über deren Arbeit in der "guten, alten" Zeit zu sprechen, sie dürfen aber auch mit den Akteuren auf ein langes Leben in der Hafenschänke trinken. Allerdings sind die Teilnehmer nie vor Überraschungen sicher, so gilt: "Lassen Sie sich nicht erwischen, wenn der Hafenmeister wieder seine Runde macht", denn der schaute schon im 19. Jahrhundert genauer hin – und hat bis heute nichts verlernt.
Im Übrigen gilt, dass die Spielführungen zurzeit immer zur vollen Stunde im Vegesacker Geschichtenhaus beginnen, und zwar um 11, 13 und 15 Uhr. Für die Besucher des Vegesacker Geschichtenhauses wurden besondere Covid-19-Schutzmaßnahmen getroffen und ein Hygienekonzept für das Haus erstellt.