Grohn. Dreidimensionale Glasveredelung mittels Sandstrahltechnik ist die Spezialdisziplin von Jens Banerjee. Am Grohner Markt betreibt der Nordbremer sein Atelier Glasia samt Akademie für Profis und Laien. Außerdem pflegt er als einer der wenigen Fachleute in Deutschland das alte Handwerk der Hinterglasvergoldung.
Feiner Sand bedeckt den Boden einer abgeschlossenen Kabine in der Glaswerkstatt von Jens Banerjee. Die Kabine ist das Herz seiner handwerklichen Tätigkeit. Dort entstehen die Verzierungen von Glasscheiben und Gläsern, die Jens Banerjee mit dreidimensionalen Ornamenten veredelt. Der Nordbremer zeigt eine feine Düse, die an einen Schlauch angeschlossen ist. Sie wirkt fast wie eine Airbrush-Pistole. Mit Schutzanzug und Atemmaske ausgestattet, arbeitet er mehrere Stunden bis Wochen an den einzelnen Glasobjekten.
Es ist erstaunlich, was dank der kleinen Sprühpistole möglich ist: Banerjee arbeitet mit dem feinen Sandstrahl maritime oder bremische Motive, Wappen, Porträts, Beschriftungen und Firmenlogos in den zerbrechlichen Werkstoff ein. Die dreidimensionalen Ornamente zieren Gläser, Schalen, Pokale, Zwischenwände in Räumen und Booten und den Sichtschutz in Fahrzeugen. Auch Reparaturen und Restaurierungen von beschädigtem Glas nimmt der Fachmann vor.
Wer durch die Verkaufsausstellung im vorderen Bereich des historischen Gebäudes geht, ist beeindruckt von den glitzernden Glasobjekten und den feinen Gebrauchsgegenständen vom filigran gravierten Trinkglas bis zur skulptural gestalteten Kaminuhr. An der Wand hängen drei Gold-hinterlegte Glasgemälde.
Innovationspreis für Designer
„Mit diesem Triptychon habe ich 2004 den Innovationspreis der Bundesdeutschen Glasveredeler gewonnen“, sagt Banerjee. Es gibt nur wenige Fachleute, die eine sogenannte Hinterglasvergoldung vornehmen können. „Dieses Handwerk war nahezu ausgestorben, bis wir es wiederbelebt haben“, erklärt der 56-Jährige. Teils vom Vater, teils von Glasern aus Indien, die die alte Technik noch beherrschen, hat er die Hinterglasvergoldung erlernt.
Eigentlich hätte seine Werkstatt für Glasveredelung 2020 das 25-jährige Firmenjubiläum feiern sollen. Doch dann kam die Corona-Krise. „Es gab keine Feier, keine Seminare und keine Ausstellungen“, bedauert Jens Banerjee. Auch die Kunstroute, die er mit initiiert hat, musste ausfallen. Jeden Herbst öffnen im Rahmen dieser Veranstaltung Nordbremer Ateliers und Werkstätten ihre Türen für Besucher. Doch im Sinne der Corona-Prävention wurde die Kunstroute abgesagt.
1995 wagte Banerjee den Schritt in die freiberufliche Laufbahn. Ursprünglich erlernte der gebürtige Burgdammer den Beruf des Möbel- und Modelltischlers. Doch dann zog es ihn, wie schon den Großvater und den Vater vor ihm, zur Kunst. Er beschäftigte sich mit Malerei und Bildhauerei. „Mein Großvater war Kunstmaler, mein Vater Malermeister und Schriftenmaler. Außerdem hat er wandfüllende Trompe-l’oeil-Bilder angefertigt“, erzählt Banerjee, der schließlich Glas für sich als Werkstoff und Kunstobjekt entdeckte.
Insbesondere die Sandstrahltechnik hatte es ihm aufgrund ihrer vielfältigen Möglichkeiten der Glasbearbeitung angetan. Neben der Arbeit bildete er sich fort und besuchte – weil er durch die Familie starke Verbindungen zu Indien hatte – Seminare an Kunsthochschulen in der Millionen-Metropole Kalkutta. „Auf den Dörfern wird zum Teil noch das alte Handwerk gelebt. Was bei uns schon durch industrielle Verarbeitung verloren gegangen ist, ist dort noch vorhanden“, schildert er. Auch die Faszination für vergoldetes Glas erfasste ihn in dem Land. „Man arbeitet dort viel mit Blattgold und Blattsilber“, schildert er.
„Meine Frau Sabrina und mein damaliger Chef haben mir irgendwann gesagt: Du bist ein Künstler, mach' was draus“, sagt der Glasveredeler. Auf dem Gelände seines damaligen Arbeitgebers konnte er sich eine erste Glaswerkstatt einrichten. Später zog er mit seinem Atelier an den Wilmannsberg und schließlich, vor zwölf Jahren, an den heutigen Standort in ein historisches Haus am kleinen Grohner Marktplatz dicht an Lesum und Weser. „Ich lebe und arbeite sehr gerne hier. Vom außergewöhnlichen maritimen Flair dieses Viertels lasse ich mich immer wieder aufs Neue inspirieren“, sagt Jens Banerjee.
Sein Know-how vor allem in der Sandstrahltechnik ist so groß, dass er schon seit mehreren Jahren Schulungen für Kunsthandwerker und Glaser anbietet. Als qualifizierter Fachmann für die berufliche Aus- und Fortbildung eröffnete er vor rund zehn Jahren außerdem eine Glas-Akademie in Grohn, in der Profis, aber auch interessierte Laien von ihm die Handwerkskunst erlernen können.