Drei Jahre lang hat Immobilien Bremen mit dem potenziellen Projektentwickler des Hartmannstifts verhandelt, inzwischen spricht noch ein anderes Unternehmen mit ihm: die Wohnungsbaugesellschaft Gewoba. Sie soll möglich machen, was bisher immer wieder gescheitert ist – einen Kaufvertrag für das frühere Klinikgebäude und -grundstück zu besiegeln. Geplant ist, Gesellschaft und Investor zu Partnern zu machen, um das seit Langem vorgesehene Wohn- und Gewerbevorhaben in Vegesack umzusetzen. Die Gewoba soll die Sozialwohnungen übernehmen, der Projektentwickler alles andere.
Die Aufteilung kommt nicht von ungefähr: Die Quote für staatlich geförderten Wohnraum soll ein Grund dafür gewesen sein, dass der potenzielle Investor im Vorjahr zunächst auf Abstand zu dem Millionenvorhaben gegangen ist. Nach Angaben des Senats hatte der Kaufinteressent seine vorläufige Absage damit begründet, dass Kosten und Risiken des Projekts Hartmannstift „in einem nicht vertretbaren Verhältnis zu den wirtschaftlichen Erfolgsaussichten“ stehen. Weitere Gespräche mit ihm gab es trotzdem. Dass man sie fortsetzt, hatten unter anderem die Vegesacker Beiratsfraktionen gefordert.
Ob diesmal tatsächlich gut endet, was bisher vergeblich versucht wurde, darüber kann Christine Dose nur spekulieren. Die Sprecherin der Gewoba weiß nur, dass die Wohnungsbaugesellschaft mit dem potenziellen Investor momentan über eine Beteiligung verhandelt. Und die könnte nach ihren Worten am Ende eine Übernahme der Sozialwohnungen bedeuten. Ob die Gewoba alle oder nur eine bestimmte Zahl übernimmt, ist ihr zufolge noch offen. Die Quote für staatlich geförderten Wohnraum ist beim Hartmannstift-Projekt so hoch wie bei anderen Vorhaben dieser Größe auch: 25 Prozent.
Dose spricht von mehreren Gebäuden, die theoretisch von der Gewoba übernommen beziehungsweise gebaut werden könnten. Und davon, dass die Gesellschaft das bei anderen Wohnbauprojekten auch schon macht. Zum Beispiel im Lesum-Park: Der Bremer Projektentwickler Procon baut Reihen-, Einfamilien- sowie Geschäftshäuser – und zusammen mit der Gewoba zusätzlich einen mehrgeschossigen Komplex mit 116 Wohnungen, von denen die meisten staatlich gefördert werden. Das Projekt gehört zu denen, die für den Senat Priorität haben. Es steht auf der Liste des Sofortprogramms Wohnungsbau.
Aufsichtsrat berät Vorhaben
Auch beim Hartmannstift heißt der potenzielle Investor Procon. So gesehen, könnten die Gewoba und der Projektentwickler in Vegesack fortsetzen, was sie in Burglesum vor Jahren begonnen haben. Wie sich die Gespräche mit der Wohnungsbaugesellschaft bisher gestalten, will Procon-Geschäftsführer Thorsten Nagel momentan nicht kommentieren. Er sagt, was er ähnlich auch schon im Dezember sagte, als das Unternehmen vom Projekt Hartmannstift vorerst Abstand genommen hatte: Dass man sich darauf verständigt hat, sich während des Verfahrens zu dem Vorhaben erst einmal nicht zu äußern.
Nach Informationen dieser Zeitung sind die Verhandlungen weit fortgeschritten. In der nächsten Woche tagt der Aufsichtsrat der Gewoba. Dann soll das Bauprojekt den Mitgliedern vorgestellt werden – und wie es zwischen der Gesellschaft und dem Projektentwickler aufgeteilt werden könnte. Kommt es zu einer Einigung, wäre für Immobilien Bremen die Zeit des Wartens vorbei. Laut Peter Schulz, Sprecher des städtischen Gebäude- und Grundstücksverwalters, ist das Unternehmen so lange außen vor, bis es von der Baubehörde signalisiert bekommt, die Gespräche mit dem potenziellen Käufer fortzusetzen.
Darauf warten die Vegesacker Beiratsfraktionen seit Ende vergangenen Jahres. Auf die vorläufige Absage des Projektentwicklers reagierten sie mit einem Beschluss: Der Senat sollte prüfen, ob die Auflagen für das Bauprojekt und den Verkauf des rund ein Hektar großen Grundstücks Ecke Gerhard-Rohlfs- und Schulkenstraße verändert werden können. Laut Jens Tittmann gab es da jedoch nicht viel zu prüfen. Der Sprecher von Bausenator Joachim Lohse (Grüne) sagt, dass die Vorgaben, die gemacht werden, gesetzliche Vorgaben sind – etwa die 25-Prozent-Quote für sozialen Wohnungsbau einzuhalten.
Tittmann weiß, dass sie mittlerweile nicht mehr bei allen Projekten gilt. Er weiß aber auch, dass nur dann von ihr abgesehen wird, wenn in einem Stadtteil bereits viele Sozialwohnungen geschaffen wurden. Wie in Blumenthal, wo am Weserufer jetzt ausschließlich Luxuswohnungen geplant sind. In Vegesack ist das anders. Darum soll die Quote bleiben. Vom ursprünglichen Hartmannstift-Plan wird trotzdem längst abgewichen. Wie auf dem Gelände gebaut werden soll, hat sich von Ausschreibung zu Ausschreibung verändert. Vor Procon gab es noch andere Investoren, die erst zu-, dann abgesagt hatten.
Durfte das frühere Krankenhaus zuerst nicht umgebaut werden, soll inzwischen nur noch die Fassade bleiben, wie sie ist. Auch mit dem Preis ist die Stadt heruntergegangen – von 1,8 Millionen auf zuletzt 1,5 Millionen Euro. Die Beiratsfraktionen kennen die Planänderungen zur Genüge. In Grundzügen ist ihnen das Projekt, das Wohnen und Gewerbe nach Vorbild eines Stiftungshofs verbinden soll, immer wieder vorgestellt worden. Nur eine Frage konnte Immobilien Bremen den Parteien jedes Mal nicht beantworten: Wann denn nun endlich der Vertrag unterschrieben und das Vorhaben umgesetzt wird.
In der nächsten Woche will sich Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt mit den Sprechern der Vegesacker Fraktionen treffen, um mit ihnen die Tagesordnungspunkte für die Beiratssitzung am 9. Mai festzulegen. Dornstedt kündigt an, das Hartmannstift als Thema vorzuschlagen.