Im Januar 2012 verabschiedete sich der damalige Betreiber des Edeka-Marktes an der Aumunder Feldstraße von seinen letzten Kunden mit einem Glas Sekt. Seitdem herrscht gähnende Leere in dem verfallenen Gebäude. Unweit davon aber steht jetzt ein neuer Sektempfang bevor. Am 14. Juli will die Ritterhuder Bäckerei Rolf ihre 36. Filiale einweihen. Die Eröffnung des „Cafés Oumünde“ könnte eines Tages auch als Startschuss für eine neue Bebauung und Belebung des benachbarten Grundstücks durch die Gewosie eingestuft werden.
Das verwahrloste Areal wird zurzeit zwar noch von dem ehemaligen Verbrauchermarkt-Gebäude sowie einem unansehnlichen Garagenhof dominiert. Aber wie jetzt zu erfahren war, ist es von der Gewosie, nach eigenem Bekunden Nordbremens größter Wohnungsvermieter, erworben worden. Mit dem Ziel, an der Aumunder Feldstraße einen Wohnkomplex samt Geschäftshaus zu realisieren. Das hat Gewosie-Vorstandschefin Gabriele Hoppen auf Nachfrage bestätigt und damit die bereits lange währenden Spekulationen über die Nutzung des rund 4000 Quadratmeter großen Grundstücks vorerst beendet.
Noch im Februar dieses Jahres hatte der Beirat Vegesack einmal mehr über das Nahversorgungskonzept debattiert und gefordert, Lücken zu schließen. Als eine dieser Lücken wird von den Kommunalpolitikern seit der Schließung des dortigen Edeka-Marktes der Standort Aumunder Feldstraße eingestuft. Weil ein Lebensmittel-Nahversorger in Nachbarschaft zu einem Wohngebiet schlicht fehle, lautete die Argumentation.
Schon 2014, also zwei Jahre nach Schließung des Edeka-Marktes, waren die Vegesacker Kommunalpolitiker zuversichtlich, dass die Versorgungslücke in dem Wohngebiet an der Aumunder Feldstraße relativ schnell wieder geschlossen werden könne. Die Grundstücksbesitzer verhandelten damals mit dem Lebensmittel-Discounter Netto, der das alte Gebäude abreißen und durch einen Neubau mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern plus Backshop ersetzen wollte.
Die Vegesacker Ortspolitik begrüßte die Bauvoranfrage zwar uneingeschränkt, und auch die Leitung des Bauamtes Bremen-Nord äußerte sich positiv. Doch im Hause des Bausenators gab es Bedenken wegen der Größe des geplanten Supermarktes.
Die Behörde verwies auf das sogenannte Zentrenkonzept, das Geschäfte im Zentrum von Vegesack vor übermächtiger Konkurrenz schützen soll. Fazit: Die Pläne für das Neubau-Projekt landeten ebenso in der Schublade wie die Konzepte für einen seit Jahren geforderten Einkaufsmarkt an der Lindenstraße auf dem früheren Vulkan-Gelände. An der Aumunder Feldstraße aber kommt nun mit der Gewosie ein neuer Investor ins Spiel. Die 1894 gegründete Wohnungsbaugenossenschaft mit Sitz an der Hammersbecker Straße und einem Bestand von rund 4000 Wohnungen hat ein gut 4000 Quadratmeter großes Areal mit dem einstigen Edeka-Gebäude erworben und will es nach den Worten von Vorstandsmitglied Gabriele Hoppen für die Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses nutzen.
Das jedenfalls sei die Zielsetzung, eine detaillierte Planung, so Gabriele Hoppen, könne dem Bauressort, dem Bauamt Bremen-Nord und den politischen Gremien wahrscheinlich aber erst im Frühjahr 2021 vorgelegt werden.
Bevor der Startschuss für eine Neubebauung erfolgen kann, sollen zudem der ehemalige Verbrauchermarkt samt Tiefgarage sowie die Flachbauten des dahinter liegenden Garagenhofes abgerissen werden. Dorthin war in den vergangenen Jahren immer mal wieder die Polizei gerufen worden, weil Diebe unter anderem Firmenwagen aufgebrochen und Werkzeug gestohlen hatten.
Von der Errichtung eines Verbrauchermarktes im Zusammenhang mit dem Neubaukomplex ist bei der Gewosie indes nicht die Rede. Wohl aber spricht der Vorstand von einer Kombination aus Wohnungen und Geschäften. Was heißen könnte, dass die Adresse Aumunder Feldstraße eines Tages auch wieder für den Verkauf von Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs steht. Die Bewohner der umliegenden Gewosie-Wohnhäuser dürften das begrüßen. Davon ist der Vegesacker Beiratssprecher Torsten Bullmahn (CDU) überzeugt.
Die Belebung des Geländes wird am 14. Juli zunächst von einem anderen Traditionsunternehmen eingeleitet. Die 1899 in Walle gegründete Bäckerei Rolf, deren Backstube in Ritterhude beheimatet ist, und die einst aus zwei Familienbetrieben fusionierte, eröffnet an diesem Tag ihre 34. Filiale auf einem rund 1000 Quadratmeter großen Areal an der Aumunder Feldstraße/Ecke Zollstraße. Rund 700 000 Euro habe das Unternehmen in Grundstücksankauf und Bau des Cafés Oumünde investiert, sagt Andreas Rolf-Pissarczyk, der mit Michael Rolf-Pissarczyk als Geschäftsführer fungiert. Zur Leitung des Familienbetriebs mit seinen rund 340 Beschäftigten gehören zudem Nils und Jorit Rolf-Pissarczyk. Das Café gegenüber der Senioreneinrichtung „Mein Zuhause“ bietet den Kunden 40 Sitzplätze im Gebäude und 20 auf der Terrasse.