„Die Lesum bietet Ausblicke auf eine wunderschöne Landschaft, zum Beispiel auf der Höhe von Knoops Park, doch sie birgt auch Gefahren: Sie hat Strömung, und wenn der Wind heftig weht, können auch größere Wellen entstehen – deshalb muss jeder Ruderer einiges lernen, bevor man auf dem Fluss rudern darf“, sagt Matthias Flies vom Vegesacker Ruderverein. Er ist der neue Vorsitzende der Sportler und möchte künftig die Kontinuität im Verein aufrechterhalten. Aber auch die Tradition mit Moderne verbinden, wie er sagt. Ein besonderes Anliegen sei ihm der Zusammenhalt und die Vielseitigkeit der Mitglieder – was eine gute Gemeinschaft ausmache. Eine aktuelle Herausforderung ist für den Ruderverein die geplante Deicherhöhung am Ufer der Lesum: „Dazu muss unsere Terrasse stabilisiert werden, was ziemliche Kosten verursachen wird“, sagt Matthias Flies.
Zur Kontinuität gehört, den etwa 400 Mitgliedern Einiges zu bieten – von Jung bis Alt, zum Beispiel auch den derzeit 15 Kindern im Ruderverein. Sie müssen, wie alle künftigen Ruderer, zunächst auf dem Trockenen lernen, bevor sie sich mit einem Boot ins Wasser trauen. „Denn wer im Boot sitzt, muss komplexe Bewegungsabläufe beherrschen, die gut mit den anderen im Boot synchronisiert werden müssen“, sagt Dorothea Wolter-Buhlmann vom Vegesacker Ruderverein. Und bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen schälen sich bald unterschiedliche Typen heraus: „Manche wollen nur rudern und Spaß haben, andere entwickeln großen Ehrgeiz und wollen richtig trainieren“, sagt sie. So würde es im Laufe der Zeit zu Gruppenbildungen kommen, unter denen manche eher auf Gemütlichkeit setzen, andere entdecken den Reiz anstrengender und herausfordernder Touren in weite Fernen, bei denen auch in der Fremde übernachtet wird.
Doch ein Basistraining muss jeder absolvieren, der später im schmalen, leicht schaukelnden Boot das Ruder in die Hand nimmt. Diese Ruderschule umfasst zehn Termine, aber dann sei man immer noch nicht sicher, so Dorothea Wolter-Buhlmann. „Besonders der Einer verlangt eine gute Bootsbeherrschung“, ergänzt Matthias Flies, „dazu üben wir auf dem ruhigen Wasser des Sportparksees zum Beispiel das richtige Verhalten beim Kentern und den Wiedereinstieg ins Boot.“
Der Vegesacker Ruderverein habe kein Problem damit, neue Mitglieder zu bekommen. „Denn Rudern ist für Kinder und Jugendliche attraktiv, und auffällig ist auch der hohe Frauenanteil, der bei rund 50 Prozent liegt. Eine Lücke entsteht meist in der Altersgruppe zwischen 20 und 40, wenn die Familie im Vordergrund steht. Danach kommen viele ehemalige Mitglieder zurück in den Verein“, sagt Matthias Flies. Und wer schon zu alt zum Rudern ist, könne sich an dem aktiven Gemeinschaftsleben beteiligen, das vom Verein gepflegt wird.
In der großen Halle des Vereins stehen Renn- und Wanderboote zur Verfügung, die vom Einer bis zum Achter reichen. Weitere Boote sind draußen aufgestellt, allesamt schlank und schnittig, mit denen geübte Ruderer mit bis zu 20 Stundenkilometern übers Wasser fegen können.
Digitale Dokumentation
Wer rudert, braucht Kraft und Ausdauer, deshalb verfügt der Ruderverein auch über einen Trainings- und einen Kraftraum mit Rudermaschinen und Hanteln, in denen vor allem im Winter trainiert wird. Und für das Training kooperiert der Vegesacker Ruderverein auch mit der Constructor University, in der es ein eigenes Versuchsbecken gibt.
„Inzwischen wird von uns jede Fahrt digital eingetragen, und die absolvierten Strecken werden gespeichert – so kann jeder sehen, wie viele Kilometer er schon gerudert ist wobei der Spitzenwert bei etwa 20.000 Kilometern liegt“, sagt Matthias Flies. Und wer fit genug ist, kann auch bei den regionalen, nationalen und internationalen Regatten mitmachen, an denen der Vegesacker Ruderverein regelmäßig teilnimmt.
125-jähriges Bestehen im Blick
Auch wenn die Lesum für den Vegesacker Ruderverein der Hauptfluss ist, werden auch Weser, Hamme, Wümme und Ochtum von den Teilnehmern für Touren genutzt. Und dank der Kooperation mit anderen Rudervereinen werden Ausflüge zum Beispiel durch den Oslofjord oder in Irland unternommen, und viele größere deutsche Flüsse, wie Elbe oder Rhein, standen bereits auf dem Programm.
„Im Jahre 1900 wurde der Verein gegründet – so können wir im nächsten Jahr - vom 22. bis 24. August - unser 125-jähriges Jubiläum feiern“, freut sich schon der neue Vorsitzende Matthias Flies.