Grohn. Nach dem Secondhand-Laden Dünenkind und dem Bewohnertreff Dünenwind gibt es inzwischen auch den Dünenweg in der Grohner Düne. Das Arbeit und Lernzentrum Bremen-Nord (ALZ) betreut in einer ehemaligen Gaststätte in der Ladenzeile der Grohner Düne Frauen mit Migrationshintergrund. „Das ist hier eine Zeile für Frauen und Kinder geworden“, freut sich ALZ-Projektleiterin Kirsten Gharbaoui, dass in den früher gewerblich genutzten Läden inzwischen soziale Projekte angesiedelt sind. Ausgenommen ist der frühere Kiosk. Grand City Property (GCP) möchte ihn als Anlaufstation für ihre Mieter umbauen.
Im Integrierten Entwicklungskonzept für Grohn wurde als ein Ziel formuliert, dass der Wohnkomplex seinen Fremdkörper-Status als Trutzburg im Stadtteil verlieren soll. Als Möglichkeit, den Austausch der Bewohner mit den Menschen in der Umgebung zu verbessern, wurde vorgeschlagen, den Erdgeschossbereich umzugestalten. Unter anderem gab es hier Kneipen, deren äußeres Erscheinungsbild allein schon abschreckte. Begegnung und Austausch, so steht es im Konzept, sollen durch „Kinderbetreuung, Kinderspiel, Musik, Beratung, Bildung“ erreicht werden.
Die Stadt einigte sich dann mit Grand City Property auf einen Weg. Das Unternehmen erklärte sich mit dieser Art der Nutzungen einverstanden. Es unterstützte auch soziale Projekte in der Art, dass das SOS-Kinderdorf für zwei ehemalige Geschäfte keine Miete zahlen muss. Das gilt auch für den Bewohnertreff. Der Umbau der Flächen für das Brückenprojekt und das Angebot des ALZ wurde auch laut Grand-City-Sprecherin Katrin Petersen bezahlt. „Wir haben gesagt, dass wir das machen wollen“, bekräftigt sie die Vereinbarung mit der Stadt. Rund 50 000 Euro seien in die beiden neuen Flächen für das SOS-Kinderdorf und das ALZ durch die Sanierung gesteckt worden.
Die letzte noch verfügbare Fläche – die zugeklebten Scheiben mit ihren Aufschriften erinnern noch an den Kiosk – sollen für die Mieterbetreuung von Grand City Property genutzt werden. Kita Bremen hatte sich parallel für die Räume interessiert. Es war laut Diana von Rudkowski, Leiterin des Kinder- und Familienzentrums Grohn, angedacht, hier die aufsuchende Elternarbeit anzubieten. „Jetzt müssen wir uns etwas Neues einfallen lassen“, reagiert sie auf die Nachricht.
In der Grohner Düne gibt es zwar bereits ein Mieterbüro als Anlaufstelle für die Bewohner. Laut GCP-Sprecherin Petersen ist es aber nicht sehr zugänglich platziert und auch zu klein. Die Hausverwaltung, die Bauabteilung, andere Mitarbeiter und auch der Sozialarbeiter des Unternehmens haben hier ihre Büros. „Wir haben selber einen großen Flächenbedarf“, erläutert die Firmen-Sprecherin, warum die Mieterberatung und der Sozialarbeiter in die Ladenzeile umziehen sollen. Das Unternehmen erhofft sich mehr Diskretion bei den Beratungen, einen besseren Kundenkontakt, eine bessere Wahrnehmung und: “Wir stocken das Team auf. Auch dadurch haben wir mehr Platzbedarf.“
Die einzig verbleibende freie Fläche in der Ladenzeile sei von Anfang an perspektivisch als Anlaufstelle für die Mieterinnen und Mieter gedacht gewesen. Einen Termin für den Umzug gibt es noch nicht.
In der Ladenzeile hat sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren viel getan. Mitte Januar 2017 eröffnete zuerst das SOS-Kinderdorf Worpswede den pädagogischen Mittagstisch mit Betreuung für Kinder nach der Schule. Der Verband unterhält nebenan einen Secondhand-Laden für Kinderartikel mit geförderten Beschäftigungsstellen und plant ab Dezember Eltern-Kind-Spielkreise des sogenannten Brückenprojekts „Kita-Einstieg – Brücken bauen in frühe Bildung“ mit Beratungen. Damit wird ein Teil der Zielvorgaben für die Grohner Düne im Erdgeschossbereich erfüllt, zu dem auch Umbaumaßnahmen gehörten. Große Glasfenster ermöglichen Einblicke in die Aktivitäten der „Service- und Begegnungsebene“.
Das neue ALZ-Angebot für Frauen mit Migrationshintergrund – offiziell soll im Frühjahr 2020 Einweihung gefeiert werden – kümmert sich nun auf zweierlei Weise darum, dass eine weitere Säule des Konzeptes in die Praxis umgesetzt wird: Arbeit in der Düne. Hier setzt der Beschäftigungsträger ALZ Mitarbeiterinnen für die Betreuung der Besucherinnen ein. Sie werden im Rahmen einer geförderten Beschäftigung entlohnt. Auch im Bewohnertreff, als Sprachmittler, Hausmeister, in der Kreativwerkstatt und im Secondhand-Laden des SOS-Kinderdorfes gibt es Arbeitsstellen. Insgesamt sind es 26.
Das Frauenprojekt – Öffnungszeiten sind vorerst von montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr, freitags 8 bis 14 Uhr, eine Ausweitung ist geplant – hat zudem „Soziale Integration und Integration auf dem Arbeitsmarkt“ als Oberthema, nicht nur für Frauen aus der Grohner Düne. „Das Projekt ist offen für alle Frauen mit Migrationshintergrund“, erläutert Projektleiterin Kirsten Gharbaoui. Das Interesse sei riesig. Es gibt Workshops, in denen vermittelt wird, wie man sich in einer neuen Kultur, einem ganz fremden Alltag, einem anderen Bildungs- und Gesundheitssystem zurechtfinden kann.
Die Informationen umfassen auch Ernährung, Ökologie und weitere Themen. Ausflüge zum Kennenlernen der Umgebung, der Behörden und weiterer Anlaufstationen gehören ebenso zum Projekt wie gemeinsame handwerkliche Aktivitäten. „Das Ziel ist, dass die Frauen selbst aktiv werden“, so die Projektleiterin.
Bei den Zusammenkünften, bei denen die Kinderbetreuung gewährleistet ist, wird Deutsch gesprochen. Es gibt zur Unterstützung auch eine Sprachmittlerin, die hilft, wenn die Verständigung nicht klappt. Der Name Dünenweg wurde laut Projektleiterin gewählt, weil die Frauen hier Wege für sich finden können.
Zur Öffnung des Wohnkomplexes nach außen steuert die Stadt zurzeit bauliche Veränderungen bei. Eine Verkehrsinsel an der Friedrich-Klippert-Straße soll künftig dazu beitragen, dass Fußgänger und vor allem die Kinder sicher zur gegenüberliegenden Freifläche, zum Spielplatz und zur Kita gelangen können. Außerdem wird diese Freifläche gerade zu einem Freizeitgelände für die Grohner unter dem Oberbegriff Oase umgestaltet.