Hammersbeck. Weil die Dreifach-Sporthalle an der Lerchenstraße wegen Schäden am Dachgerüst geschlossen wurde, stehen die gleichnamige Oberschule und mehrere Vereine vor erheblichen Problemen. Sportunterricht, Spiele und Training müssen in anderen Hallen oft zu ungewöhnlichen Zeiten und nach langen Anfahrtswegen stattfinden. Schulleiterin Kirsten Addicks-Fitschen spricht von einer großen Herausforderung, Vereinsvertreter von aufwendiger Improvisationsarbeit.
Vereins- und Schulsport haben in Bremen-Nord schon unter dem Corona-Virus arg gelitten. Und die vierte Welle verheißt nichts Gutes. Rund 1000 Schülerinnen und Schuler der Oberschule an der Lerchenstraße sowie ihre Lehrinnen und Lehrer müssen darüber hinaus bereits seit dem Sommer den Sportunterricht unter zusätzlich erschwerten Bedingungen absolvieren. Kirsten Addicks-Fitschen: „Er konnte bislang nur unter freiem Himmel auf den Sportplätzen in der Umgebung stattfinden.“ Nun aber hat die kalte und nasse Jahreszeit Einzug gehalten, und die Hoffnung, die Sporthalle neben der Bildungsstätte im Winter nutzen zu können, ist wie eine Seifenblase geplatzt.
Arbeiten dauern bis Ende Februar
Wie berichtet, hatten Immobilien Bremen und der Landessportbund im August eine Hiobsbotschaft verkündet: Mit sofortiger Wirkung müsse die zwischenzeitlich mit Flüchtlingen belegte und später sanierte Halle gesperrt werden, weil bei einer routinemäßigen Sicherheitsüberprüfung Schäden am Tragwerk des Hallendaches festgestellt worden seien. Genauer: Holzträger wiesen deutliche Risse auf, Einsturzgefahr konnte nicht ausgeschlossen werden.
Zunächst wurden Schule und Vereine mit der Aussage getröstet, dass die Halle nach den Herbstferien wieder zur Verfügung stehen werde. Ein Trugschluss, wie der städtische Grundstücksverwalter Immobilien Bremen unlängst einräumen musste. Die Reparaturarbeiten würden wahrscheinlich bis Ende Februar andauern.
Nun war guter Rat teuer für Schulleitung und Vereinsverantwortliche. Kirsten Addicks-Fitschen: „Das Kollegium war sich schnell einig, den Sportunterricht nicht ausfallen zu lassen, sondern ihn mindestens an zwei Stunden pro Woche für jede Klasse zu gewährleisten.“ Also begab man sich auf die Suche nach Hallen in der Umgebung und fand sie.
Sport sogar im Klassenraum
Pennäler und Pädagogen der Oberschule werden allerdings in den nächsten Wochen und Monaten viel auf Reisen sein. Der Sportunterricht soll nun in der Turn- sowie in der Tennishalle Beckedorf, in einer kleinen Halle im Kifkenbruch sowie in den Übungsstätten an der Schönebecker und Borchshöher Schule und schließlich auch in einem Aumunder Fitnessstudio über die Bühne gehen. Erwogen wird nach den Worten der Schulleiterin ferner, das Schwimmbad in der Nähe des Oeversberg in Grohn aufzusuchen. Darüber hinaus, so Kirsten Addicks-Fitschen, würden die Pausenhalle und zwei ausgeräumte Klassenzimmer der Oberschule für den Sportunterricht genutzt.
Angesichts der vielen auch fernab der Hammersbecker Bildungsstätte liegenden Ersatzhallen spricht die Schulleiterin von einem Flickenteppich. Auf dem jetzt die heiße Phase des improvisierten Sportunterrichts beginne.
Für etliche in der Halle an der Lerchenstraße beheimatete Vereine gilt das ebenfalls. Die Aktiven der Handball-Spielgemeinschaft Vegesack (HVH), ein Zusammenschluss der beiden Handballabteilungen von SG Aumund-Vegesack (SAV) und Freie Turner Hammersbeck (FTH), zum Beispiel spielt und trainiert jetzt ausschließlich in der Sporthalle an der Kerschensteinerstraße. Carsten Blum, Trainer des 1. Damenteams: „Jeden Donnerstag müssen dort von 18 bis 22 Uhr sechs Mannschaften trainieren. Unter erschwerten Bedingungen, weil der Boden rutschig ist.“ Und da die Halle zudem klein ist, dürfen sich sonnabends zu den Punktspielen wegen Corona allenfalls 30 Zuschauer einfinden.
Hallensportler beklagen schlimme Lage
Blum spricht angesichts der Hallenmisere und der steigenden Inzidenzwerte von einer schlimmen Lage für die Hallensportler. In die gleiche Kerbe schlägt der Badminton-Abteilungsleiter Tammo Graue von der SG Aumund-Vegesack. Während die Schüler- und Jugendmannschaften nun dienstags in der Halle des SV Löhnhorst trainieren, wobei die Eltern als „Taxifahrer“ einspringen, mussten die Erwachsenen ebenfalls in die Halle an der Kerschensteinerstraße ausweichen. Dort sei aber nur einmal in der Woche Training möglich, sagt Graue. Und wegen des glatten und damit gefährlichen Bodens erwäge man, den Terminplan für die Pflichtspiele zu ändern und in der Hinrunde nur noch auswärts anzutreten. In der Rückrunde hätten die SAV-Badmintonteams dann ausschließlich Heimspiele zu bestreiten. „Und hoffentlich dann wieder in der Halle an der Lerchenstraße, erklärt Tammo Graue.
Auf eine baldige Rückkehr nach Hammersbeck hofft auch Trainer Olaf Schnell mit seinen Volleyballerinnen und Volleyballern vom Vegesacker Turnverein (VTV). Sie mussten in die Halle an der Johann-Lange-Straße ausweichen, die aber viel zu klein ist, um an einem Tag in der Woche allen Aktiven Gelegenheit zum Training zu geben. Geschweige denn, diejenigen einzubinden, die als Schnuppernasen gekommen seien, sagt Schnell.