Florian Pomorski konnte es gar nicht abwarten. Der Mann, der die Geschicke bei den Landesliga-Handballern der HSG Schwanewede/Neuenkirchen II zusammen mit Majk Skoric und Carsten von der Heyde leitet, ging die Reservebank entlang und klatschte jeden seiner Spieler ab. Da waren im Nordderby beim SV Grambke-Oslebshausen noch 45 Sekunden zu spielen. Aber was sollte denn auch noch passieren? Die „Schwäne“ lagen uneinholbar mit 35:29 (16:12) in Front und durften wenig später alle zusammen den obligatorischen „Auswärtssieg“ skandieren.
Ihr Kontrahent schaute derweil kurz vor der vorgezogenen Weihnachtsfeier mit dem SVGO-Frauenteam bedröppelt drein: Eine Spaßbremse von solch einer Deutlichkeit hatten die Gelb-Blauen nicht erwartet. Selbst schuld, muss man ihnen ins Stammbuch schreiben, da ihr Angriff dieses Mal beileibe nicht Landesliga-Ansprüchen genügte. Keiner von ihnen schwang den Taktstock, die zündenden Ideen fehlten und der Spielstil wirkte hier und da antiquiert. Diverse Fehler kamen erschwerend mit hinzu, sodass lediglich die „schnelle Mitte“ zwischendurch eine wirkungsvolle Waffe war.
„Wir spielen vorne unclever, jeder macht, was er will“, ging SVGO-Trainer Jörg Rutenberg mit seiner Mannschaft folgerichtig ins Gericht: „Wir haben als Team nicht gebrannt und verdient verloren.“ Dass die spielerische Ratlosigkeit des SVGO seinen Coach fast sprachlos machte, war freilich auch das Verdienst eines bis in die Haarspitzen motivierten Gegners. Der stellte mit Carsten von der Heyde, Majk Skoric, Torben Pilger und Steffen Zerjatke eine massive Innenabwehr, die SVGO-Torjäger Nils Zittlosen nur einen Treffer gestattete. Dabei waren die Voraussetzungen bei den „Schwänen“ alles andere als optimal gewesen, da bei ihnen Niko Ahrens und Elija Wendte am Spieltagsmorgen krankheitsbedingt absagen mussten. Außerdem hatte Routinier Majk Skoric vor seinem Einsatz knapp zwei Wochen im Krankenlager verbracht, während sich Ole Evers nach langer Pause erst seit drei Wochen im Training befindet. Vielleicht war es alles das, was die HSG als Team überzeugend zusammenschweißte. „Unsere Leistung, ja vor allem die Einstellung war bombe“, lobte Majk Skoric.
"Rot" nach Kopftreffer
„Jeder trug mit seiner Leistung zum Ende der Niederlagenserie (0:8 Punkte) bei, jeder wollte für den vorangegangenen schwachen Auftritt gegen Altenwalde (30:38) Wiedergutmachung leisten – und tat es auch. Vor allem vor der Pause präsentierte sich der Rechtsaußen Mika Wallrabe in glänzender Verfassung, Ex-SVGO-Spieler Torben Pilger spulte ein enormes Laufpensum ab und Majk Skoric ist als Ideengeber und Vollstrecker sowieso nicht aus dem Team wegzudenken. Hinzu kam mit dem A-Jugendlichen Arne Thalmann ein ständiger Unruheherd, der der SVGO-Abwehr mit seiner hohen Geschwindigkeit und Zweikampfbereitschaft massives Kopfzerbrechen bereitete. Die vier Tore, die der Blondschopf erzielte, drückten nicht im Geringsten seine Gefährlichkeit aus. „Er war einer der Matchwinner“, meinte Skoric.
Zunächst war bei den „Schwänen“ jedoch Zittern angesagt, als ihr 20:15-Vorsprung bis auf 25:23 zusammenschmolz. Der SVGO hätte noch einen Treffer nachlegen können, wenn Felix Fuchs nicht freistehend den Kopf des HSG-Torwarts Fabian Blumenröther getroffen hätte (47.). Die Unparteiischen ahndeten das mit einer Roten Karte, womit sie ihm bei der Aktion Absicht unterstellten. „Das war doof gelaufen, der Torwart hat sich jedoch aktiv bewegt“, schilderte Felix Fuchs die Aktion aus seiner Sicht. In diesem Fall wäre, wenn überhaupt, bestenfalls eine Zeitstrafe fällig gewesen. „Ich war in der Bewegung nach unten, insofern war es kein Rot. Aber die Entscheidung liegt bei den Schiedsrichtern“, sagte Fabian Blumenröther.
Dass der HSG-Keeper anschließend dem Nordrivalen in der Schlussphase mit fünf Paraden den Zahn zog, war nach dem ersten Durchgang nicht zu erwarten gewesen. Denn er hatte in den ersten 25 Spielminuten keine Hand an den Ball bekommen und begann sich erst danach zu steigern. „Ich kann berufsbedingt nie beim Training sein, deshalb muss ich erst ins Spiel reinkommen“, klärte er auf. Beim SVGO gefiel der nach der Pause eingewechselte Rechtsaußen Kostja Wilken. Dass sich die „Schwäne“ nach dem 29:22- Erfolg in der vergangenen Saison erneut im SVGO-Wohnzimmer wohlfühlten, konnte aber auch er nicht ändern.