Als hätten es die Oberliga-Handballer der HSG Schwanewede/Neuenkirchen schon im Vorfeld gewusst. „Getränke haben wir für die Rückfahrt genug an Bord“, verriet der HSG-Trainer Thorben Kruse schmunzelnd, als er den Mannschaftsbus betrat. Zum Glück, denn seine Mannschaft hatte mit dem 33:30 (19:16)-Erfolg beim TuS Haren ja auch reichlich Grund zum Feiern – und die Rückfahrt war schließlich noch lang.
Insofern stellte sich ein Trainings-„Unfall“ im Nachhinein als Glücksfall heraus: Nachdem im Übungsbetrieb unter der Woche keine Getränkekiste für den geselligen Ausklang zur Verfügung stand, weil der Spieler, der sie mitbringen sollte, krankheitsbedingt absagen musste, hatten die „Schwäne“ dieses Mal mehr eingepackt. Sicher war ja schließlich sicher.
Sicher ist auch das Stichwort für die erste Hälfte der HSG Schwanewede/Neuenkirchen, in der sie sich im Angriff gegen den Tabellensiebten fast keinen Fehler erlaubte. „Wir haben super abgeklärt gespielt und uns nicht nervös machen lassen“, lobte Kruse. Da sein Team im Angriff außerdem die 5:1-Deckung der Harener gut sezierte, nahm es über die 2:0- und 6:3-Führung schnell das Heft in die Hand (7.). Das sollte nach zuvor drei Niederlagen am Stück schon etwas heißen, zumal die Emsländer in eigener Halle in den vorangegangenen sechs Partien nur einen Punkt abgeben hatten.
Die „Schwäne“ trotzten dabei auch ihren personellen Widrigkeiten, weil sie nahe der niederländischen Grenze krankheitsbedingt ohne ihren Linksaußen und Siebenmeterschützen Marcel Behlmer sowie ohne ihren Top-Torjäger Jonas Keller antreten mussten. Dafür präsentierte sich auf der linken Flanke Til Sonnewald in einer glänzenden Verfassung und erzielte sieben Tore bei nur acht Versuchen. Die Aufgabe am Siebenmeterstrich übernahm wiederum Tim Paltinat. Da er zwei seiner drei Strafwürfe verwandelte, bedurfte es des Einsatzes des angeschlagenen Marlon Martens nicht, der für den Fall des Falles auf dem Spielbericht eingetragen wurde. Wichtig war auch die Zweikampfstärke von Kevin Ritter und Cedric Scharnke, die über die gesamte Spielzeit in Eins-gegen-eins-Duellen einige Zeitstrafen herausholten.
Zunächst war es allerdings eine Zeitstrafe gegen Kevin Ritter, die die Gastgeber zum Ausgleich nutzten (6:6/10.). Tim Paltinat (2) und Jan Tholen, der einen Ball vom eigenen Torkreis in Überzahl im gegnerischen Kasten versenkte, stellten jedoch umgehend den alten Vorsprung wieder her (9:6/14.). Bei einer Drei-Tore-Führung zugunsten der Gäste wurden die Seiten gewechselt.
Unrund ging es für die Kruse-Crew trotz eines Treffers ihres Kreisläufers Lars Winkel zum 20:16 zu Beginn des zweiten Durchgangs weiter. Knapp zehn Minuten waren gespielt, als Haren seinen Rückstand bis auf einen Treffer verkürzte (19:20). „In der Phase haben wir einige Torchancen nicht genutzt“, analysierte der HSG-Trainer die knifflige Lage. Seine „Schwäne“ kamen aber nicht mal ins Straucheln, obwohl die Gastgeber von nun an bis zum Schluss mit dem siebten Feldspieler angriffen. Im Gegenteil: die HSG nutzte zwei Ballgewinne, um das Leder umgehend ins verwaiste TuS-Tor zu werfen.
Im eigenen Tor war es dagegen der A-Jugendliche Lukas Helmke, der seiner Abwehr mit einigen Paraden den Rücken stärkte. In der Folge setzten sich die „Schwäne“ wieder auf 24:20 ab (43.) und ließen die Gastgeber bis zum Schluss nicht näher als bis auf zwei Tore an sich heran. Im Kampf um den Klassenerhalt könnten diese Zähler für den Drittletzten noch Gold wert sein.