Lars Winkel war nach dem 36:26 (20:12)-Heimsieg gegen den HC Bremen in bester Laune. Der Oberliga-Handballer der HSG Schwanewede/Neuenkirchen setzte sich nach dem Abpfiff hinter das Zeitnehmerpult und drückte sichtbar amüsiert mehrfach auf das Hupsignal. „Ich wollte nur noch einmal auf das Ergebnis aufmerksam machen“, sagte er und deutete mit einem schelmischen Grinsen auf die elektronische Anzeigetafel. „Das Ergebnis lassen wir für die Zukunft da oben stehen und arbeiten beim nächsten Mal mit der Klapptafel weiter“, fuhr er fort, lachte – und strahlte weiter.
Man merkte es den „Schwänen“ durch die Bank weg an, dass für sie der erste Heimsieg der Saison nach zuletzt sieben Niederlagen am Stück ein Brustlöser war. Zumal sie ja nicht nur einem direkten Rivalen im Kampf um den Klassenerhalt eine Demütigung verpasst hatten, sondern mit 4:14 Punkten auch gleich an ihm vorbei auf den elften Platz gezogen sind. Den sollten sie auch am Saisonende mindestens einnehmen, falls es aufgrund von möglichen Abstiegsszenarien in den oberen Ligen noch zu maximal einem Mehrabsteiger kommt.
Genug der Theorie und zurück zur Praxis, bei der die „Schwäne“ nicht viel anbrennen ließen. Nach zehn Minuten, ab dem 6:6, nutzten sie die Schwächen der Bremer aus und setzten sich über 10:6 bis zur Halbzeitpause auf acht Tore ab. Dabei profitierten sie in hohem Maße davon, dass die Gäste größtenteils aus dem zweiten Anzug ihrer Zweitliga-A-Jugend bestehen und an diesem Abend überfordert wirkten.
Nutznießer war in dieser Phase insbesondere John Westermeier, der von seinen Mitspielern top angespielt wurde und das Leder teils mit einer Hand fangend im HC-Netz versenkte. Dem Kreisläufer gelangen bis zu seiner Auswechslung in der 20. Spielminute fünf Tore, außerdem ging ein herausgeholter Siebenmeter auf sein Konto. „Es hat Spaß gemacht“, sagte der Nahwurfzonenspezialist wenig überraschend, „mir hat natürlich die körperliche Überlegenheit geholfen. Stehen da gestandene Abwehrspieler, sieht es ganz anders aus.“ Für Westermeier war es ein gelungenes Wiedersehen mit dem HC, für den er bis Juni 2021 selbst in der Jugendbundesliga gespielt hatte.
Die „Schwäne“ profitierten außerdem von den vielen Ballverlusten, die sich die Bremer leisteten. „Das soll nicht despektierlich klingen, aber eigentlich musste Schwanewede nur auf unsere Fehler warten“, meinte Gäste-Trainer Ralf Schack reichlich enttäuscht. Aber auch die müssen erzwungen werden, woran sich das körperlich überlegene HSG-Abwehrzentrum bestehend aus Kai Tiedje, John Westermeier, Mathis Winkel und Niklas Mechau einen Teilerfolg auf seine Fahne schreiben darf. Das galt ebenso für den A-Jugendlichen Arne Thalmann, als er den Gästen als vorgezogener Deckungsspieler gehörig auf die Nerven ging.
„Die erste Halbzeit war total okay“, fand HSG-Trainer Thorben Kruse und wechselte im zweiten Durchgang hier und da besonders viel aus. Das ging zwar ein wenig zulasten der Qualität, trotzdem entschied er sich, sich nach dem 28:15-Vorsprung zusehends entspannt auf die Ersatzbank setzen, anstatt permanent an der Seitenlinie zu stehen. „Wir haben viele Chancen liegen gelassen, letztendlich sind die Punkte für uns aber super wichtig“, bilanzierte er und ließ durchblicken, dass er mit einem engeren Spiel gerechnet habe. Genauso wie sein Gegenüber Ralf Schack: „Ich dachte, dass wir auf Augenhöhe sind. Dass wir so eine Klatsche kriegen, hätte ich nicht erwartet.“
Übrigens bot nicht nur der HC Bremen Nachwuchsspieler im Herrenteam auf, auch bei den „Schwänen“ waren mit Arne Thalmann (älterer A-Jugend-Jahrgang) und Hannes Holthausen (jüngerer Jahrgang) zwei Akteure der Generation Zukunft vertreten – und machten ihre Aufgabe unterm Strich gut. Bester Werfer der Gastgeber war allerdings Jonas Keller mit zehn Treffern, die ein oder andere „Fahrkarte“ hätte er sich aber besser verkniffen.