Jonas Keller übernahm die Verantwortung. Der gut aufspielende Rückraumschütze der HSG Schwanewede/Neuenkirchen kam über die Angriffsmitte, stieg hoch und wuchtete das Spielgerät 40 Sekunden vor Schluss auf das gegnerische Tor. Von Erfolg gekrönt war die Aktion in der Handball-Verbandsliga nicht, da der Torwart der HSG Grüppenbühren/Bookholzberg genau in der Ecke stand und den Wurf parierte. Während die Schwaneweder danach am Spielfeldrand Zeitspiel reklamierten, rettete sich der Klub aus der Gemeinde Ganderkesee mit geschickter Tempoverschleppung ins Ziel. Und so standen die „Schwäne“ bei ihrer 22:23 (9:11)-Niederlage einmal mehr mit leeren Händen da.
„Der Wurf von Jonas war in der Situation absolut richtig“, betonte der Schwaneweder Trainer Thorben Kruse. Am siebten sieglosen Spiel seines Teams in Folge (1:13 Punkte) änderte das nichts, weshalb die HSG Schwanewede/Neuenkirchen in der Tabelle auch nicht vom vorletzten Platz wegkommt. Und jeder weitere Nackenschlag macht ihr den Kampf um den siebten Tabellenplatz, der die Zugehörigkeit in der kommenden Saison in der reformierten Oberliga verspricht, ein Stück schwieriger. „Irgendwann muss bei uns der Knoten platzen, lieber früh als spät“, sehnt sich Thorben Kruse das Ende der schwarzen Serie natürlich herbei.
Man hätte dem Straßennamen an der Sportstätte in Bookholzberg nur einen Buchstaben vorneweg hinzufügen müssen, um das Gefühl der „Schwäne“ in ein Wort zu fassen: Sie befanden sich geradewegs am (J)Ammerweg. Denn es war schlichtweg zum Heulen, dass die Kruse-Truppe im Drama gegen den Topklub trotz guter Leistung nicht nur eine äußerst unglückliche Niederlage eingesteckt hatte, sondern obendrein auch noch den Verlust ihres Rechtsaußens Tim Paltinat verkraften musste. Der war in seinem zweiten Einsatz nach einer langen Verletzungspause eine Minute vor dem Seitenwechsel ohne gegnerisches Einwirken weggerutscht und längere Zeit liegen geblieben. Womöglich hat er sich dabei einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen. „Wir müssen die Diagnose abwarten, aber es ist zu befürchten, dass er in diesem Jahr nicht mehr für uns spielen kann“, mutmaßte Thorben Kruse. Er hofft darauf, dass auf der rechten Flanke zumindest der Linkshänder Timon Winter wieder in Kürze aus dem Verletztenlager zurückkehren kann.
Die HSG Schwanewede/Neuenkirchen lieferte sich mit dem starken Aufsteiger vor stattlicher Kulisse ein Spiel auf des Messers Schneide. Meist lagen die Hausherren in Front, mehr als zwei Tore Vorsprung gestatteten die „Schwäne“ ihnen jedoch nicht. 14-mal stand es in der Partie unentschieden, zum letzten Mal beim 21:21 (55.).
Dabei konnte ausgerechnet die bisherige Schwaneweder Schwachstelle, die Abwehr, überzeugen. In ihrem Innenblock agierten insbesondere die Brüder Lars und Mathis Winkel stark, auf der Halbposition gefiel Marco Wilhelms. Im Tor knüpfte Jannis Nowitzki an seine Top-Vorstellung aus der Vorwoche gegen Seevetal/Ashausen an. „Wir haben auch Grüppenbührens schnelle Mitte und deren Tempospiel gut unterbunden“, lobte Thorben Kruse zusätzlich.
Dafür kam der Angriff gegen die körperlich präsenten Gastgeber nicht wie gewohnt zum Zug. „Sobald von denen auch nur eine Hand an unserem Körper war, wurde es für mein Team schwer. Uns fehlen im Schnitt rund zehn Kilogramm Körpermasse“, fand Thorben Kruse nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Ein bisschen Abschlussglück fehlte zudem, was insbesondere für Kreisläufer Lars Winkel galt.