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Handball-Verbandsliga Finaler Aussetzer kostet den Sieg

Die HSG Schwanewede/Neuenkirchen muss sich nach grandioser Aufholjagd mit einem 28:28 gegen die HSG Seevetal/Ashausen abfinden
12.11.2023, 17:52 Uhr
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Von Olaf Kowalzik

Cedric Scharnke fasste sich an den Kopf, Kevin Ritter biss in sein Trikot und Jan Tholen zog sich das Jersey gleich komplett über das Gesicht. Es war die frustrierte Reaktion auf einen bitteren Aussetzer sieben Sekunden vor Schluss, der den Verbandsliga-Handballern der HSG Schwanewede/Neuenkirchen noch einen Punkt entriss. Der sie beim 28:28 (12:14) daheim gegen die HSG Seevetal/Ashausen zum gefühlten Verlierer der Partie abstempelte.

„Das war sinnbildlich für unsere momentane Situation“, fand „Schwäne“-Trainer Thorben Kruse. Ihm tat Cedric Scharnke, der „Verursacher“ der emotionalen Berg- und Talfahrt, unfassbar leid. Denn „Ceddy“, wie man ihn nur nennt, hätte sieben Sekunden vor Schluss nach einem Ballgewinn im eigenen Neunmeter stehend so ziemlich alles machen können. Die Lederkugel einmal zu prellen wäre eine Option gewesen, oder sie zum rechts neben ihm stehenden Mitspieler Marco Wilhelms zu passen. Er hätte sich auch einfach nur vom attackierenden Gegenspieler festmachen lassen können, die Uhr lief ja gerade bei eigener Führung zugunsten der „Schwäne“ herunter.

Unter hohem Druck und gerade bei solch handlungsschnellen Spielen wie beim Handball passieren aber eben auch Fehler. Und so verlor Cedric Scharnke für einen Sekundenbruchteil die Übersicht und wählte die folgenschwerste Variante: Er wollte das Spielgerät in die Abwehrmitte zu Kevin Ritter passen, beförderte es dabei jedoch genau in die Arme eines heranstürmenden Gegners, der zum Entsetzen der rund 150 Zuschauer in der Halle zum 28:28 traf. Thorben Kruse nahm zwar unmittelbar danach ein Team-Timeout, seine Mannschaft kam in den finalen vier Sekunden jedoch nicht mehr zur Torchance.

Paltinat feiert Comeback

Folglich vollzog das Schwaneweder Gemüt die nächste 180-Grad-Drehung. Denn kurz zuvor war es noch Marcel Behlmer gewesen, der mit ausgebreiteten Armen am längst stehend applaudierenden Publikum entlang rannte, weil er per Siebenmeter nervenstark zum 28:27-Vorsprung getroffen hatte. Damit hatte sein Team einen 20:25-Rückstand (48.) mit großem Kampf gedreht. Nun aber sprach kaum jemand mehr von der Aufholjagd, vielmehr drückten die 1:11 Punkte in Folge einmal mehr auf die Stimmung. Die HSG Schwanewede/Neuenkirchen klebt also weiter auf dem vorletzten Platz fest, anstatt an Punkten mit dem der HSG Seevetal/Ashausen gleichzuziehen.

Dabei hätte das Match ganz andere, schönere Geschichten primär zu erzählen verdient gehabt. Allen voran das Comeback von Tim Paltinat, der 50 Wochen nach seinem Kreuzbandriss mit anschließenden Achillessehnenbeschwerden erstmals wieder auf der Platte stand. „Mein Arzt hat mir einen Tag vor dem Spiel signalisiert, dass ich dabei sein kann“, verriet der Linkshänder. „Dass ich dann auch noch anfangen durfte, hat mich überrascht“, gestand er. Der Rechtsaußen spürte im Spiel keine Fußprobleme und traf in seinen 35 eingesetzten Spielminuten drei Mal ins Schwarze. Ein Fehlwurf und ein Kreisübertritt kamen zu seiner Bilanz mit hinzu. „Das hat sich gut angefühlt und gut geklappt. Mal sehen, ob ich am nächsten Tag die Treppe hochkomme“, sagte „Palle“ Paltinat. Denn seine Schleimbeutelprobleme an der Achillessehne sind offenbar kurativ austherapiert, ohne dass sie weg sind. „Es ist für uns super wichtig, dass er wieder dabei ist. Wir hoffen auf seine Einsätze in diesem Jahr, danach müssen wir sehen, wie es bei ihm weitergeht“, ließ sein Trainer durchblicken.

Ein wichtiger Anteil an der Schwaneweder Aufholjagd gebührte Jannis Nowitzki, der nach 39 Spielminuten anstelle von Jan Tholen zwischen die Torgestänge wechselte. Der 26-jährige Keeper wehrte in der Folgezeit in Zusammenarbeit mit seiner Abwehr acht wichtige Würfe ab. Marcel Behlmer legte einen noch größeren Kaltstart hin und traf nach seiner Einwechslung fünf Minuten vor Ultimo sofort ins Schwarze (24:26). Danach sattelte er noch zwei Treffer drauf. „Wir haben Moral bewiesen, belohnen uns dafür aber zu wenig“, bilanzierte Thorben Kruse.

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