Alljährlich zu Beginn der Sturmflutsaison veranstalten die Bremischen Deichverbände am rechten und linken Weserufer ihre Deichschauen. Im Bereich zwischen Lesumsperrwerk und Vegesacker Hafen handelt es sich dabei jedoch weniger um Deiche, als vor allem um Spundwände und Mauern, die vor Hochwasser und Sturmfluten schützen sollen. Die Zuständigkeit in diesem Uferbereich von Lesum und Weser liegt beim Bremischen Deichverband am rechten Weserufer.
Seit Beginn des Ausbaus der Unterweser erreichen Sturmfluten von der Nordsee auch die Stadt Bremen. Seitdem ist der Tidenhub stark gestiegen: Lag er um 1800 noch bei 30 Zentimeter, so beträgt er heute etwa vier Meter. Verstärkt wird er durch den Klimawandel, der mit einer Zunahme von Sturmfluten und einem Meeresspiegelanstieg einhergeht.
Der Generalplan Küstenschutz Niedersachsen/Bremen reagiert auf diese Veränderungen und bezieht im Land Bremen eine rund 80 Kilometer lange Deichlinie entlang der Unterweser ein. Nach den Vorgaben dieses Plans werden auch in Bremen-Nord seit 2009 zwischen dem Werderland und Rekum, an der Grenze zu Niedersachsen, Deiche, Spundwände, Mauern und andere Schutzanlagen verbessert und erhöht, um sie für höhere Sturmfluten in den nächsten Jahrzehnten zu wappnen.

Einige Bauvorhaben sind bereits abgeschlossen, wie im Bereich Rekum und Farge, im Bereich Grohn und Vegesack stehen die Maßnahmen jedoch noch aus: „Der Bauentwurf für Grohn ist fertig und geht zur Prüfung an das Umwelt- und Klimaschutzressort“, sagt Rolf Dülge, Technischer Leiter beim Deichverband am rechten Weserufer, „die Baumaßnahmen werden jedoch erst etwa für das Jahr 2026 anvisiert.“ Westlich des Lesum-Sperrwerks geht der Erddeich in Spundwände über. „Bei der Erhöhung dieser Hochwasserschutzanlagen um etwa einen Meter muss zum Beispiel auch ein Teilbereich der Straße Am Wasser höher gelegt werden“, sagt Rolf Dülge. Doch auch Privatgrundstücke oder Vereinsgelände wie die des Wassersportvereins Luv oder des Vegesacker Rudervereins werden von den Baumaßnahmen betroffen. „Die Situation ist stellenweise kompliziert“, sagt Dülge, „denn einige Bauarbeiten werden wir nur vom Wasser aus durchführen können, und dazu müssen Firmen beauftragt werden, die über entsprechende Pontons verfügen.“
Nicht weniger aufwändig werden die Bauarbeiten, die in Vegesack anstehen: Im Bereich zwischen Haven Höövt und der Hafenseite zwischen Fähranleger und Hafenkopf soll auf einer Länge von 1,2 Kilometern die Hochwasserschutzlinie erhöht werden. Dazu müssen vorhandene Spundwände und Mauern um etwa einen halben Meter aufgestockt, teilweise auch Anlagen neu gebaut und Tore ersetzt werden. „Den Bereich am Haven Höövt haben wir bisher ausgeklammert, weil der Investor dort gerade baut. Der Bauentwurf befindet sich jedoch bereits in der Endphase“, sagt Rolf Dülge. Derzeit umgibt eine hohe Objektschutzwand die riesige Baustelle. Die Maßnahmen, die auf diesen Bereich zukommen, sind komplex: Eine Treppe muss in ihrer Höhe angepasst werden, und um das Gelände des geplanten Speicherquartiers soll eine neue Wand gezogen werden. „Und auch die Sitzstufenanlage mit der Skulpturengruppe von Thomas Recker muss eventuell verändert werden“, sagt Rolf Dülge.

„Wir unterstützen auch die Neugestaltung der Spundwände am Vegesacker Hafen, vielleicht mit einer Boulderwand für Kinder und Jugendliche oder einer Begrünung, denn sie sind optisch nicht besonders ansprechend“, sagt Wilfried Döscher, Geschäftsführer des Deichverbands. Besonders aufwändig sind die Baumaßnahmen im Bereich Blumenthal: Für 19 Millionen Euro wird dort auf 1,5 Kilometern Länge eine neue Spundwand gebaut, die 7,50 Meter hoch ist. Durch eine Deichschart sollen Fußgänger und Radfahrer an die Weser gelangen. „In diesem Bereich fehlt nur noch ein Abschnitt von rund hundert Metern Länge in der Nähe des Rönnebecker Hafens, ansonsten sind die Baumaßnahmen abgeschlossen“, sagt Rolf Dülge.
Da der Abstimmungsbedarf zwischen Anwohnern, Denkmalschutz, Stadtplanung und Vereinen groß ist, soll es einen Ortstermin geben, bei dem die genaueren Planungen im Bereich Grohn und Vegesack bekannt gemacht werden, so Rolf Dülge.