Es gibt nie den richtigen Zeitpunkt für Verletzungen, für die von Niklas Mechau schon gar nicht. Der Oberliga-Handballer der HSG Schwanewede/Neuenkirchen war im letzten Pflichtspiel des vergangenen Jahres lediglich 20 Sekunden im Einsatz, als es ihn folgenschwer an der linken Schulter erwischte. Das komplette Ausmaß des körperlichen Schadens wird sich zwar erst am 27. Januar bei der Konsultation eines Schulterspezialisten ergeben, für den Kapitän der „Schwäne“ steht jedoch schon jetzt fest, dass er operiert werden muss. „Für mich ist die Saison gelaufen“, meint er niedergeschlagen. Im Kampf um den Klassenerhalt ist das auch für seine Mannschaft eine bittere Pille.
Es stand 25:25, als Niklas Mechau seinem Team mit der Einwechslung gegen die HSG Delmenhorst neue Impulse geben sollte (48.). Er hatte bis dahin vor allem deshalb auf der Reservebank gesessen, weil er erst einen Tag vorher von einem Arbeitseinsatz in Charleston/USA zurückgekehrt war. Die erste Kreuzbewegung der Gäste konnte der große Blonde im Abwehrzentrum auch gleich erfolgreich unterbrechen, doch schon nach dem anschließenden Freiwurf wackelte ihn sein Gegenspieler aus. Niklas Mechau konnte den Delmenhorster nur noch seitlich greifen, bekam ihn dabei jedoch nicht richtig zu packen. Beim nächsten Schritt seines Gegenspielers griff sich der 28-Jährige bereits schmerzerfüllt an die Nicht-Wurfarmschulter und musste vom Feld.
„Das ging alles superschnell. Es hat auf einmal knack gemacht und ich hatte das Gefühl, dass meine Schulter raus- und wieder reingesprungen ist“, schildert er seinen Eindruck von der Szene. Auch wenn sie von den Zuschauerrängen aus gar nicht so schwerwiegend aussah, sollte sich Mechaus Annahme in groben Zügen bestätigen. Denn die erste Auswertung einer zum Glück im Unglück schnell erfolgten MRT-Aufnahme förderten in seiner linken Schulter einen Riss des Labrums inklusive eines Knochenödems zutage.
„Da es von alleine nicht wieder zusammenwächst und ein Muskelaufbau zum Handballspielen nicht ausreicht, muss ich operiert werden“, erläutert der 28-Jährige die Konsequenz. „Ich hatte gedacht, dass es nach meinem Kreuzbandriss im Januar 2023 ein sportlich besseres Jahr 2024 wird.“ Bis dahin war es das auch. Denn nachdem er am 1. Dezember 2023 sein Comeback feierte, zeigte seine Leistungskurve in 2024 sukzessive nach oben. Mittlerweile hat er sich nach dem Abgang mehrerer Routiniers im Team ein derartiges Standing erarbeitet, dass er die Rolle des Mannschaftsführers bekleidet. „Niklas ist als Persönlichkeit gereift, er kann ein Team anführen und mitnehmen“, lobt der Teammanager Henning Schomann die Entwicklung Mechaus. „Er verteidigt super kompakt und ist im Angriff ballsicher. Uns tut sein Ausfall richtig weh, zumal sein Einfluss größer wäre, wenn er weiter auf der Platte steht.“
Als Ersatz kommen für Henning Schomann einige Spieler infrage. „Ich erwarte von der gesamten Bande, dass sie die Lücke zu nutzen weiß. In solchen Situationen tun sich ja immer mal Spieler hervor, mit denen man vorher gar nicht gerechnet hat.“ Bei einigen hatte er ohnehin schon in den letzten Wochen des alten Jahres wichtige Schritte nach vorne gesehen und zählt beispielhaft Mathis Winkel, Nikias Scharnke, Moritz Voskamp und Marlon Martens auf. Sie alle hätten viele gute Momente gezeigt, ihnen fehle jedoch die Konstanz und nochmals die Konstanz, wie Henning Schomann mit der Wiederholung die Wichtigkeit der Worte unterstreicht. Zusammen mit den Rückraumspielern wie Jonas Keller, Malte Luhrmann oder auch die A-Jugendlichen Hannes Holthausen und Arne Thalmann „können wir aus dieser Lage sogar gestärkt hervorgehen, wenn wir die richtigen Schritte machen“, bleibt der Teammanager optimistisch.
Niklas Mechau denkt indes mittelfristig an sein Comeback. „Ich möchte weiterspielen“, betont er. Bis dahin will der Käpt’n seine Mannschaft moralisch unterstützen und sie von außen aus der Ergebniskrise führen. „Wenn es nicht mit anderen Terminen kollidiert, möchte ich bei jedem Spiel und auch beim Training dabei sein und als Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft fungieren.“ Schließlich ist der 32-fache Torschütze davon überzeugt, dass sein Team den Klassenerhalt schaffen wird. „Uns fehlt nur das Erfolgserlebnis, das für den entscheidenden Klick sorgt.“
Kaderzusammenstellung im Blick
Derweil gehen bei Henning Schomann die Planspiele hinsichtlich der Kaderzusammenstellung 2025/26 los. „Wir fangen an, miteinander zu sprechen“, lässt er durchblicken. Der aktuelle drittletzte Platz, der ohne die sogenannte gleitende Skala gerade noch zum Klassenerhalt reichen würde, macht ihm die Arbeit nicht leichter. „Das ist das vierte Mal hintereinander, dass sich meine Mannschaft zu diesem Zeitpunkt in Abstiegsgefahr befindet. Für mich ist das praktisch „The same procedure as every year““, nimmt Schomann eine verbale Anleihe an Freddi Frintons bevorzugt zum Jahreswechsel gezeigten Spaß „Dinner for one“. Immerhin kommt dem Teammanager die Mannschaftsstruktur mit vielen jungen Spielern mit der „Schwäne“-DNA zugute: „Dadurch brauchen wir nicht zwingend neue.“