Die Lage spitzt sich für die HSG Schwanewede/Neuenkirchen in der Handball-Oberliga der Männer weiter zu. Nach der 28:30 (11:19)-Niederlage bei der HSG Delmenhorst muss sie massiv um den Klassenerhalt bangen. Aktuell bewahrt sie nur noch der jeweils gewonnene direkte Vergleich gegen die punktgleichen OHV Aurich II und TSG Hatten-Sandkrug vor dem drohenden Abstieg. Doch mit den verbleibenden beiden Partien gegen den TV Neerstedt und die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg, die beide noch um die Aufstiegschance zur Regionalliga spielen, haben die „Schwäne“ das mit Abstand schwerste Programm aller Kellerkinder vor der Brust.
„Irgendwie brauchen wir noch Punkte, egal wie“, sagte der Schwaneweder Trainer Thorben Kruse nach dem Abpfiff. Seine Mannschaft war mit der breiten Brust von drei Siegen in Folge und einer lautstarken Fanunterstützung an die Delme gereist, das Selbstbewusstsein der Gastgeber war mit bis dato 9:1 Punkten in Serie aber nicht minder klein. Der Achtplatzierte ließ sich auch nicht davon beeindrucken, dass Tim Paltinat von rechtsaußen zweimal in Folge zum 2:0 und Malte Luhrmann zum 3:1 einnetzte (4.). Im Gegenteil. Mit zunehmender Spielzeit kaufte die sehr offensive, bis zur 3:3-Variante operierende Delmenhorster Abwehrformation den „Schwänen“ zunehmend den Schneid ab.
In der Folge scheiterten die Gäste immer wieder am gegnerischen Torhüter oder sie leisteten sich technische Fehler, die die Hausherren über 10:5 bis zum 17:9-Vorsprung nutzten. Bis dahin waren auch die beiden Schwaneweder Torhüter, Jan Tholen und der extra von seinem dualen Studium aus Stuttgart angereiste Dominik Koppenstein, kein Faktor gewesen. Beide kamen bis zum 11:19-Pausenrückstand zusammen nur auf zwei gehaltene Bälle.
„Wir haben uns in der ersten Hälfte mit allem beschäftigt, nur nicht mit Handball“, kritisierte Thorben Kruse. „Im Angriff haben wir uns von der Unruhe, für die die Delmenhorster Abwehr gesorgt hatte, anstecken lassen. Und auf der Ersatzbank wurde nur alles bemängelt, was nicht lief“, fuhr er fort. In der Halbzeitpause richteten die „Schwäne“ ihren Fokus neu aus. „Die acht Tore Rückstand waren schon eine Hausnummer, aber wir hatten nichts zu verlieren“, kommentierte der beste und sicherste Schwaneweder Torschütze des Abends, Tim Paltinat, die folgende Aufholjagd.
Seine Mannschaft bäumte sich auf, agierte im Angriff nun deutlich variabler und war beim 19:20 durch den Treffer des nach dem Seitenwechsel gut aufgelegten Rückraumspielers Nikias Scharnke wieder auf Tuchfühlung dran (39.). In der Abwehr wurde wiederum die bereits in der 15. Spielminute angeordnete Manndeckung gegen den Delmenhorster Rückraumspieler Sam Ramin immer wirksamer, weil die „Schwäne“ die Gastgeber nun auch mit einer teilweise offensiven Deckung gegen die halbrechte Position verunsicherten. Hinzu kam ein besser aufgelegter Schlussmann Jan Tholen, der im zweiten Durchgang auf eine Fangquote von rund 30 Prozent kam.
Das einzige Problem der „Schwäne“ war, dass ihnen der Ausgleich nie gelang. So verwarf Marcel Behlmer einen Siebenmeter, woraufhin sich die Gastgeber mit dem 21:19 wieder wichtige Atemluft verschaffen konnten (44.). Vergleichbare Situationen folgten. „Hätten wir den Ausgleich geschafft, wäre das Spiel wohl gekippt. So war die Niederlage verdient“, urteilte Thorben Kruse. Folglich passte es ins Bild, dass mit dem 27:25 ausgerechnet der Delmenhorster Etienne Steffens (4/1 Tore) seinem früheren Jugendklub einen wichtigen Gegentreffer einschenkte, dem gleich noch das vorentscheidende 25:28 folgte (58.). „Das Ergebnis tut doppelt weh, da wir uns noch einmal gut herangekämpft hatten“, meinte der Ex-Delmenhorster Til Sonnewald. Hinsichtlich des Klassenerhalts bleibt der Linksaußen optimistisch: „Ich gehe fest davon aus, dass wir den schaffen.“