„Wir haben noch nie so viele ausgemergelte Igel gefunden wie in diesem Jahr“, sagt Carla Peinemann vom Netzwerk Igelfreunde, „und viele Igel sind so geschwächt, dass sie ihre Jungen nicht mehr versorgen können.“ Die Gründe dafür liegen der Igel-Fachfrau zufolge im schlechten Nahrungsangebot, in naturfernen Gärten und den derzeit hohen Temperaturen bei ausbleibenden Niederschlägen.
„Igel finden derzeit nur wenig zum Fressen. In diesem Jahr habe ich zum Beispiel auffällig wenige Schnecken beobachtet, die im Garten zwar lästig werden können, für den Igel aber eine wichtige Nahrungsquelle sind“, sagt Peinemann, „und in diesen Tagen kommt noch die Hitze hinzu. Sie macht jedoch auch anderen Wildtieren, wie Amphibien, Vögeln oder Kleinsäugern zu schaffen.“ Länger anhaltende Trockenheit führe dazu, dass wichtige Beutetiere des Igels fehlen oder nur schwer zu finden sind: Feuchtigkeitsliebende Regenwürmer ziehen sich zum Beispiel in tiefere Bodenschichten zurück und sind für Igel dann nicht mehr zu erreichen. Hinzu kommt nach Angaben der Heinz Sielmann Stiftung der generelle Rückgang von Insekten in den letzten Jahren, der sich auch in Gärten bemerkbar mache.
Versiegelte Flächen heizen sich schnell auf
Mehrere Igelstationen veröffentlichen aktuell Fotos, die Igel mit „Hungerfalten“ hinter dem Kopf zeigen – sie deuten auf Nahrungsmangel hin.
Doch Gartenbesitzer können Igel an heißen Tagen durchaus wirksam unterstützen: „Man kann im Garten flache Schälchen mit Wasser aufstellen, doch keineswegs mit Milch“, sagt Carla Peinemann, „und von dem Wasserangebot profitieren ja ebenso zum Beispiel Vögel im Garten, und auch Insekten trinken daraus. Damit diese allerdings nicht ertrinken, sollte man in die Schalen kleine Zweigstücke setzen.“ Zusätzlich lässt sich dem Igel auch angesichts des knappen Nahrungsangebots durch Zufüttern helfen, was mittlerweile deutschlandweit alle Igelstationen empfehlen, so Peinemann: „ Nasses oder trockenes Katzenfutter ist ideal, das teure Igelfutter aus Zoohandlungen hingegen nicht“, rät Carla Peinemann, „das Futter sollte generell frei von Zucker und Gelee sein, und ganz wichtig ist, dass sowohl die Schälchen mit Wasser wie auch die mit Futter täglich gereinigt werden. Denn besonders Vögel können kleine Tränken mit ihrem Kot verunreinigen – mit wenig Aufwand lässt sich also Igeln und anderen Tieren im Garten unter die Arme greifen.“ Ganz und gar igelfeindlich seien hingegen Schottergärten oder Gärten mit anderweitig versiegelten Flächen: Sie heizen sich besonders schnell auf und bieten Tieren keinen schattigen Unterschlupf. „Ein naturnaher, vielfältiger Garten mit zahlreichen Verstecken kommt dem Igel am weitesten entgegen“, sagt Peinemann. Wichtig seien vor allem beschattete Stellen im Garten, die feucht und kühl bleiben. Dies können Hecken, Reisighaufen oder trockene Hohlräume zum Beispiel zwischen Holzstapeln sein.
„Für einen Igel, der auf Nahrungssuche geht, ist es außerdem extrem wichtig, im Garten einen Durchschlupf zu finden, zum Beispiel durch Löcher im Zaun“, sagt Carla Peinemann. Denn besonders angesichts der derzeitigen Nahrungsknappheit benötigen Igel größere Bereiche, die sie auf ihrer nächtlichen Nahrungsssuche durchstreifen.
„Doch wenn ein Igel unter Hunger leidet, kann er auch tagsüber aktiv sein“, sagt sie, „und wenn man einen solchen Igel findet, benötigt er in jedem Fall Hilfe“, sagt Carla Peinemann. Man solle sich dann an eine Igelstation wenden und sich dort Ratschläge holen.