Vegesack. Die Kupplung des roten Jaguar E-Type kreischt rebellisch, als Klaus Falldorf den Fahrer nach einem kurzen Stopp am Eingang des Hafenwaldes weiter winkt: "Möglichst ganz durchfahren und dicht an dicht parken", bittet der Organisator jeden der 107 Wagenlenker. Zwischen neun und zehn Uhr geht es am Sonnabend am Vegesacker Hafen nur um die Autos der 13. Ausgabe der Strandlust Oldtimer Classic.
Jörg Grundmann verteilt die Bordbücher an die Teilnehmer, die pro Person im Auto 55 Euro in den Tagesspaß investieren: "Dafür bekommen sie das Rennschild, das Bordbuch, Frühstück hier, Mittagessen im Schaufenster Fischereihafen in Bremerhaven und abends auch noch ein Grillbuffet in der Strandlust." Dazu sind im Jahr noch einmal 1000 gefahrene Kilometer zur Organisation der 170-Kilometer-Tour notwendig, so Grundmann: "Wir sind die Strecke gerade erst vergangene Woche noch einmal abgefahren, um zu gucken, ob alles frei ist." Dazu wollen zwei Prüfungen im Gleichmäßigfahren absolviert werden, eine auf dem Bremerhavener Flugplatz Luneort, eine in Osterholz Höhe Hülseberg..
Claudia Lübkemann blättert auf der Haube eines schicken grünen MG schon einmal im Bordbuch: "Man kann sich schon mal verfahren oder ist plötzlich viel zu früh irgendwo, weil zwei Seiten aneinander backen – das ist mir auch schon passiert." Jens Dargel hat das Dach seines VW Käfers Baujahr 1973 weit geöffnet: "Wenn es regnet, klappe ich es zu und hoffe, dass es dicht hält."
Viele der MG-Fahrer haben gar kein Verdeck. Über das Wetter wird genauso viel geredet wie über die Autos selbst: Die BMW Isetta 300 mit dem Taxischild auf dem Dach war schon in Paris, zum Cadillac Coupé von 1958 trägt Svenja Szalkiewicz den Petticoat von Großmutter Susi Szalkiewicz: "Nur der Tüll alleine lässt den so abstehen." Die Szene ist bunt und entspannt unterwegs, wie Grundmann bestätigt: "Wir haben den Millionär hier und auch den Schrauber, der sein Fahrzeug selbst im Keller zusammen geschraubt hat."
Aus Bremerhaven sind die Oldtimer am frühen Nachmittag wieder zurück und paradieren durch Vegesacks Fußgängerzone und an der maritimen Meile entlang bis zur Strandlust. Erst dann kommt der Regen. Jörg Grundmann ist rundum zufrieden: "Alles hat perfekt geklappt und wir hatten auch nur einen Liegenbleiber." Ein MG schaffte es nach mehreren Pannenhilfen am Ende nur noch mit dem Abschleppwagen weg von der Strandlust.