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Taubenhotel am Bahnhof Vegesack: Langes Warten auf eine Herberge für Tauben

Der Vegesacker Beirat hat sich schon vor Jahren für ein Taubenhotel am Bahnhofsplatz ausgesprochen. Errichtet wurde es bis heute nicht. In Marßel hingegen gibt es Hoffnung, der Taubenpopulation Herr zu werden.
31.07.2024, 18:00 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Bremen hat sein erstes Taubenhotel. Auf dem Dach des Parkhauses am Brill finden seit Juni bis zu 200 Tauben Futter und einen geschützten Platz zum Brüten – ohne wirklich Nachwuchs in die Welt zu setzen. Die von den Tauben gelegten Eier werden gegen Attrappen ausgetauscht. Vier Jahre sind von der Idee bis zur Eröffnung der Gefiederten-Herberge ins Land gezogen. In Bremen-Nord kann man noch drei Jahre drauflegen – mindestens, denn an die Eröffnung eines Taubenhotels ist hier nicht zu denken. Vorerst jedenfalls. In Marßel deutet sich an, dass es etwas werden könnte mit einer Taubenbleibe am Helsingborger Platz.

Seit 2017, blickt Silvia Neumeyer zurück, sei sie an dem Thema Tauben dran. Die Nordbremer CDU-Bürgerschaftsabgeordnete und tierschutzpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, erinnert sich, dass der Vegesacker Beirat schon 2019 einstimmig für die Errichtung eines Taubenhauses gestimmt hatte. Gebaut wurde es bis heute nicht. "Ein Taubenhotel im Bereich des Bahnhofs wäre wünschenswert", sagt auch Vegesacks Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik. Zumal die Population der Tauben weitgehend unkontrolliert sei. Aber derzeit gebe es für Bremen-Nord keine Überlegung in Richtung Taubenhotel. Was Arabella Walter, persönliche Referentin der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft, bestätigt: "Ob weitere Taubenhäuser in der Innenstadt errichtet werden können, ist zunächst von der Haushaltslage abhängig, aber auch ob diese Häuser wirksam zur Populationskontrolle in der Innenstadt beitragen. Erst dann ist es denkbar, weitere Taubenhäuser auch an anderen Orten der Stadt zu errichten."

Taubendreck sorgt für Unmut

Wenn es danach geht, was Vegesacks Beiratssprecherin Heike Sprehe in der Bürgersprechstunde zu hören bekommt, wäre ein Taubenhotel längst überfällig. "Es gibt auch Beschwerden darüber, dass Menschen am Vegesacker Bahnhof Tauben füttern", sagt die SPD-Politikerin. Das Problem sei, dass Brotreste und Pommes liegen bleiben und andere Tiere anlocken, "die man nicht gerne haben möchte". Gunnar Sgolik kommt zudem Unmut angesichts der Menge der Tauben, über den Dreck, den sie hinterlassen und "über eine gewisse Aufmüpfigkeit" der Tiere zu Ohren. Bei der Neuplanung des Bahnhofsplatzes – dessen Umsetzung aber erst in einigen Jahren zu erwarten ist – müsse ein Taubenhotel mit berücksichtigt werden, fordert Heike Sprehe. 18 mögliche Standorte für ein Taubenhotel wurden rund um den Vegesacker Bahnhof bereits geprüft. Entweder haben sie sich als nicht geeignet erwiesen oder seien von den Eigentümern abgelehnt worden. Den Vögeln einen entfernteren Standort anzubieten, sei vergebliche Mühe, sagt Perdita Goltz, Vorsitzende des Vereins Bremer Taubenhaus. Die Tiere sind standorttreu. "Man muss das Taubenhaus dorthin stellen, wo die Tauben sind." Sie hätte sich gewünscht, dass es auf der Fahrradstation am Bahnhofsplatz errichtet wird. "Aber es ist oft das Problem, dass die Besitzer der Immobilien mitspielen müssen."

Silvia Neumeyer sieht das Problem Tauben überdies nicht nur am Bahnhof, sondern auch auf dem Sedanplatz. Es müsse sich schnell etwas ändern, die Situation sei buchstäblich "beschissen". Die Christdemokratin ist für ein Fütterungsverbot. Statt ihnen auf den Straßen Brotbrocken hinzuwerfen, müssten die Tiere an Fütterungsplätzen artgerecht versorgt werden, solange es kein Taubenhotel gibt. Es müsste dafür Menschen geben, die sich darum kümmern. Für die Innenstadt plant der Bremer Senat "zur Steigerung der Attraktivität und Aufenthaltsqualität" ein Fütterungsverbot. Dieses auf ganz Bremen auszudehnen, sei deshalb nicht möglich, weil es für den Fall ein Taubenhaus geben müsste. Oder festgelegte Futterplätze. "Man kann die Tiere ja nicht verhungern lassen", sagt Silvia Neumeyer. "Ohne Taubenhotel kein Fütterungsverbot, aber ohne Fütterungsverbot geht es so auch nicht weiter", beschreibt Heike Sprehe die vertrackte Situation.

Herberge im Obergeschoss

In Marßel sind sie schon weiter. Dort weise ein Schild am Helsingborger Platz darauf hin, dass die Tauben artgerecht versorgt werden, weiß Perdita Goltz. Verbunden mit der Bitte, die Tiere nicht noch zusätzlich zu füttern. Mitte August soll es auf dem Platz eine Info-Veranstaltung geben, die darauf hinweist, dass im Obergeschoss eines Brebau-Hauses ein Taubenhotel eingerichtet wird. Die Wohnung stehe leer und das Unternehmen sei dazu bereit, sagt Burglesums Ortsamtsleiter Florian Boehlke, den aus der Nachbarschaft des Helsingborger Platzes immer wieder Beschwerden über die "auffällig vielen" Tauben erreichen. Die Errichtung eines Taubenhotels sei auch deshalb notwendig, so der Ortsamtsleiter, "weil wir den Helsingborger Platz im nächsten Jahr umgestalten wollen, um ihn wieder aufzuwerten, damit die Menschen dort gern verweilen".

Der Raum im Obergeschoss des Hauses biete gute Voraussetzungen, sagt Florian Boehlke. "Es ist besser, die Tauben dort kontrolliert unterzubringen." Dafür sei noch zu klären, wie der Einflug geschaffen und wie der Raum abgedunkelt werden kann. Möglicherweise sei auch ein Schallschutz zu den darunter liegenden Wohnungen erforderlich. Aber das ließe sich mit wenigen Mitteln umsetzen. Noch seien aber bauordnungsrechtliche Fragen zu klären. Die Tauben scheinen derweil schon auf Einlass zu warten. Sie sitzen dort oben bereits auf einem Geländer.

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