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Verkaufsstände müssen räumen Aus für die blaue Bude auf dem Wochenmarkt

Auf dem Wochenmarkt in Vegesack hat die blaue Fischhändler-Bude schon lange ihren Platz. Doch jetzt muss sie dort weg. Weil die Bude auch zwischen den Markttagen stehen blieb. Was gegen die Vorschriften ist.
20.02.2023, 16:35 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Kibbelinge bei "Mütze" aus der blauen Bude – das hat auf dem Vegesacker Wochenmarkt lange Tradition. Hatte, muss man sagen. Räucherfisch und Kibbelinge aus der blauen Bude – das ist für viele Marktbesucher ein beliebtes Einkaufsritual. Künftig aber wird die blaue Bude nicht mehr zum Wochenmarktbild gehören. Anfang März verschwindet sie vom Sedanplatz, kündigt Händler Wolfgang Schulz-Urbrock, genannt "Mütze", an. Bis dahin gibt es aus der blauen Bude noch Stinte. Seine geräucherten Aale, Forellen und Makrelen werde er zwar weiter auf dem Markt verkaufen – und zwar ab Sonnabend, 11. März, aus dem Verkaufswagen „Zeidlers Fischfeinkost“ - aber "leider muss ich die Braterei der Kibbelinge einstellen", bedauert "Mütze". In Sigrid Zeidlers Fischwagen gebe es keine Möglichkeit zum Braten.

"Meine Bude darf laut Ordnungsamt und Großmarkt nicht ständig auf dem Platz stehen. Das ist illegal und wird auch nicht per Antrag genehmigt oder toleriert", erklärt der Händler den nun anstehenden Abzug seines selbst gebauten königsblauen Verkaufswagens. Und räumt ein: "Das ist völlig richtig. Meine eigenmächtige Entscheidung, dies doch zu tun ist nicht rechtens." Gleichwohl wundert es ihn aber, dass es fast vier Jahre lang nicht gestört hatte, dass die zwei mal anderthalb Meter große Bude auch zwischen den Markttagen am Rande des Sedanplatzes stand. "Wen stört die denn?", lautet ebenso die spontane Reaktion von Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt.

Seit fast 20 Jahren steht Wolfgang Schulz-Urbrock mit seinem Verkaufswagen auf dem Vegesacker Wochenmarkt. Das Häuschen musste stets mit Muskelkraft und per Hand vom Platz gezogen werden, berichtet der Nordbremer, der in der Kirchheide einen Parkplatz für die blaue Bude gemietet hat, wo sie zwischen den Markttagen abgestellt wurde. "Bei unwirtlichem Wetter habe ich die Bude schon mal stehen lassen. Es hat sich niemand darüber beschwert. Auch der Marktmeister vom Großmarkt hat es geduldet", schrieb er dem Ordnungsamt, nachdem es ihn Ende Januar aufgefordert hatte, den "Sachverhalt bezüglich Ihrer Bude auf dem Sedanplatz" zu schildern.

"Illegale Sondernutzung"

Es sei immer sehr mühsam, am Ende der Marktzeit die Bude vom Platz zu ziehen, beschreibt der Händler den "Sachverhalt", "weil ich dann immer das heiße Fett aus der Pfanne schöpfen muss". Aus körperlichen und gesundheitlichen Gründen, sei es für ihn und seinen Helfer nicht möglich, an Markttagen morgens um fünf Uhr die Bude vom Parkplatz zum Sedanplatz zu schieben. Deshalb habe er das Häuschen seit Ende August 2019 an seinem jetzigen Platz stehen lassen. "Seitens Marktmeister, Polizei, Ordnungshüter und auch der Marktkollegen hat sich keiner daran gestört", gibt der Händler zu bedenken, kann das Ordnungsamt damit aber nicht überzeugen: "Das beschriebene Auf- und Abstellverfahren stellt eine illegale Sondernutzung dar und ist zu unterlassen."

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Wenn er nun nach Bestimmung handeln müsse, hat "Mütze" dem Ordnungsamt daraufhin geschrieben, könne er "nur sonnabends am Marktgeschehen teilnehmen". Dann würde er, so sein Vorschlag, die Bude am Freitagnachmitttag zum Sedanplatz ziehen und am Sonntagmorgen wieder zurückschieben. Aber dies, so die Antwort,  geschehe außerhalb der genehmigten Wochenmarktzeiten und sei somit "ein ordnungswidriges Verhalten, was ein bußgeldbewährtes Verfahren zur Folge haben kann". Für den Händler steht somit fest, dass er sich "an die Bestimmungen und Vorschriften des Amtes und des Großmarktes" hält und dass "die Bude wegkommt". Das Hin und Her sei zu anstrengend für ihn, sagt Wolfgang Schulz-Urbrock. "Ich bin zwar erst 79 Jahre auf der Welt, aber das ist dann doch zu viel für mich."

Auch Aus für die Imbissbude

"Ich habe damit kein Problem, dass die kleine blaue Bude da steht", sagt Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt. Er bedaure es, wenn sie vom Markt verschwindet. Der Händler sei für ihn "ein Vegesacker Original". Heiko Dornstedt wusste zudem, dass noch eine weitere Verkaufsbude aus dem Stadtbild verschwindet: Scheffels Wurstbude an der Ellipse. "Aber beides muss man voneinander trennen", sagt der Ortsamtsleiter. Für den Wurststand in der Fußgängerzone, die im Übrigen einen Steinwurf vom eigentlichen Imbissbetrieb entfernt stehe, sei "von vornherein nur eine befristete Aufstellung beantragt worden". Hinzu komme, dass die Ellipse eine Veranstaltungsfläche sei, was mit einer anderen Nutzung kollidiere. Der Inhaber bedauert das Aus für seinen Verkaufswagen, der auch "sozialer Treffpunkt" für Menschen mit wenig Geld und für Obdachlose gewesen sei. "Die stehen jetzt im Regen." Aus Wolfgang Schulz-Urbrocks Sicht hat "der Amtsschimmel nun mit beiden Beinen gleichzeitig zugetreten". Die Marktbeschicker und Budenbetreiber würden "Vegesack beleben". Auch mit Ideen. Es sei bedauerlich, findet er, wenn dies vom Ordnungsamt ausgebremst werde.

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