Einen vorläufigen Höhepunkt in seiner Reitsport-Karriere hat Jannes Schultewolter von der TG Zucht und Sport Lemwerder gefeiert. Mit seinem Sieg im S-Springen mit Stechen auf der elfjährigen Stute Gestelle M beim Turnier des RC Hagen-Grinden in Langwedel verbuchte der 24-Jährige seinen neunten Triumph in einem S*-Springen. Da sich dazu auch noch ein Erfolg in einem S**-Springen gesellt, waren die Voraussetzungen für den Erhalt des Goldenen Reitabzeichens erfüllt.
Somit bekam der Bereiter der Familie Sosath aus Lemwerder das Abzeichen feierlich im Rahmen des Turniers in Rastede überreicht. „Das ist schon ein Ziel, das ich erreichen wollte. Es macht mich auch ein bisschen stolz, weil es längst nicht jeder schafft“, verriet der gebürtige Westfale. Bereits seine Eltern sind hobbymäßig auf ihrem Hof in der Nähe von Borken geritten. Bei seiner älteren Schwester Linn Schultewolter wurde das Reiten dann schon ein wenig professioneller. Währenddessen spielte Jannes Schultewolter aber noch Fußball.
Wahre Leidenschaft
„Ich war meistens Stürmer. Zum Reiten wurde ich dann erst einmal ein bisschen von meiner Familie gezwungen“, räumte der Fan des FC Bayern München ein. Da er dann aber eine wahre Leidenschaft zu seinem Sport entwickelt habe, sei er seinen Eltern auch nicht mehr böse. „Mit elf Jahren habe ich angefangen zu reiten und dann zwei oder drei Jahre danach ganz mit dem Fußball aufgehört“, berichtete Schultewolter, der auch das Finale der deutschen Frauen bei den Fußball-Europameisterschaften in und gegen England aufmerksam am Fernsehapparat verfolgt hat. „Es ist natürlich schade, dass es letztlich nicht zum Titel gereicht hat. Es wäre schließlich das i-Tüpfelchen auf den guten Leistungen gewesen. Aber auch so können unsere Damen stolz auf sich sein.“
Seine Ausbildung zum Pferdewirt absolvierte Jannes Schultewolter ganz in der Nähe des elterlichen Hofs bei Klaus Reinacher in Osterwick. In dieser Zeit ergatterte der Youngster auch seine ersten sechs S-Titel, darunter auch den mit zwei Sternen, für den RV Velen. „Ich wollte dann nach meiner Ausbildung in einem größeren Betrieb mit Hengsten und vielen jungen Pferden arbeiten“, erklärte der junge Springreiter.
Die Zuchtstation von Gerd Sosath erfüllte seine Kriterien. Seit März 2019 ist Schultewolter als Bereiter in Lemwerder im Einsatz, zunächst für den Stedinger RFV Sturmvogel Berne und seit diesem Jahr für die TG Zucht und Sport Lemwerder. In drei Jahren sammelte dieser drei weitere Siege in S-Springen ein, sodass bis Juli dieses Jahres nur noch ein weiterer Erfolg in der schwersten Klasse für das Goldene Reitabzeichen fehlte. In Langwedel war es dann endlich so weit. „Ich war mir vor dem Stechen schon der Tatsache bewusst, dass mir für das Goldene Reitabzeichen noch dieser eine Sieg fehlt. So etwas hat man immer im Hinterkopf“, ließ Jannes Schultewolter wissen. Nachdem er dann Fynn Aragon Renzel vom RC Wümme auf Quentin Tarantino auf den zweiten Platz verwiesen hatte, war die Erleichterung dementsprechend groß.
Zu den ersten Gratulanten zählte auch sein Klubkollege Hendrik Sosath, der bereits seit einigen Jahren ebenfalls im Besitz des Goldenen Reitabzeichens ist. Die Schwester von Hendrik Sosath, Janne Sosath-Hahn, steht hingegen immer noch ganz dicht vor dem Erhalt des begehrten Abzeichens. „Janne fehlt noch der Sieg in einem S**-Springen. Aber ich glaube, dass sie auch so ganz zufrieden mit ihrem Leben ist“, sagte Jannes Schultewolter. Während seine Schwester Linn Schultewolter inzwischen in Düsseldorf lebt, dort verlobt ist, ihr erstes Kind erwartet und ihre Reitstiefel längst an den Nagel gehängt hat, bricht Jannes Schultewolter nun zu neuen Ufern auf: „Ich möchte nun auf meinen Erfolgen aufbauen. Wichtig ist aber in erster Linie, dass alle gesund bleiben.“
Jannes Schultewolter genießt es, etwa ein Dutzend Pferde am Tag zu reiten. Insgesamt kümmert dieser sich stets um rund 20 Pferde. „Dass es dabei ein Kommen und Gehen der Pferde gibt, macht mir nichts aus“, betonte der 24-Jährige, der bei seinem zehnten S-Sieg noch 23 Jahre alt war. Er fühle sich nach wie vor sehr wohl bei den Sosaths, möchte sich auf Dauer aber auch mal mit einem eigenen Betrieb selbständig machen.
Der entsprechende Hof ist bereits vorhanden. „Derzeit ist es so geplant, dass ich einmal den Hof meiner künftigen Schwiegereltern in Ganderkesee übernehme“, informierte Schultewolter. Seine Freundin Nina Meiners ist als Vielseitigkeitsreiterin für den RV Ganderkesee selbst im Reitsport aktiv. „Es wäre grundsätzlich auch möglich, mit einer Frau zusammenzusein, die nicht reitet. Aber so ist es schon ein bisschen einfacher“, meinte Jannes Schultewolter. Die beiden begleiten sich auch wechselseitig als Unterstützung zu den einzelnen Turnieren. „Das machen wir immer so, wie es gerade passt“, so Schultewolter. Genau wie er selbst ist auch Nina Meiners derzeit vorwiegend im Springsport unterwegs.
Jannes Schultewolter war in seiner gesamten Laufbahn immer nur Springreiter und hat es nicht mit der Dressur probiert. „Für andere Hobbys habe ich leider nur sehr wenig Zeit.“ Ein weiterer Sosath-Bereiter, Hendrik Sosath, fällt als Entlastung weg, da er den Hof nach nur einem halben Jahr schon wieder verlassen hat. Dafür verfügt die Familie Sosath über vier Auszubildende, die allesamt auch für den Beritt der Pferde zuständig sind. „Das entlastet aber auch mich. Zwischenzeitlich waren wir in dieser Hinsicht ein bisschen dünn besetzt.“