Mete Doener musste sich erst einmal sammeln. Die vorausgegangenen 90 äußerst intensiven Minuten hatten auch den erfahrenen Trainer des JFV Bremen etwas mitgenommen. 90 Minuten, in denen seine Fußball-A-Junioren die Partie über weite Strecken dominierten. In denen sie aber auch drei teils ziemlich kuriose Gegentreffer kassierten, um dann in der vierten Minute der Nachspielzeit durch den eingewechselten Innenverteidiger Benaouda Baghdadi doch noch das erlösende 4:3 zu bejubeln.
"Wenn ich mir eine Überschrift ausdenken müsste, würde sie 'unnötig spannend' lauten", sagte Mete Doener und freute sich dennoch über diese am Ende dann doch verdienten drei Punkte. Drei Zähler, die den JFV Bremen wieder auf den dritten Platz der Regionalliga Nord führten. Nur das geringfügig schlechtere Torverhältnis verbaute den Nordbremern den Sprung auf Rang zwei. "Das ist schon ein bisschen ärgerlich, da wir bei der zwischenzeitlichen 3:1-Führung auf dem besten Weg waren, die Tordifferenz entscheidend zu verbessern. Aber ich wollte meine Jungs zu diesem Zeitpunkt nicht noch zusätzlich unter Druck setzen", erklärte der Coach.
Denn Druck hatten sie sich im Verlauf dieser Begegnung ohnehin schon genug gemacht, was sie sich aber durchaus auch selbst zuzuschreiben hatten. Zunächst vergaben Fabian Wapsas, Abdulai Barrie, Can-Moustafa Moustafa und Bilal Trabelsi Chancen im Minutentakt, bis wie aus dem Nichts die Havelser trafen. Dieser völlig unerwartete Rückstand schien die Machtverhältnisse auf dem Platz schlichtweg zu ignorieren. Doch nach einem langen Einwurf und einem kompromisslosen Einsatz des Havelser 1,90-Stürmer-Hünen, der den Ball mit der Fußspitze ins Tor stocherte, führten die Gäste plötzlich (35.).
Ein Resultat, das auch Mete Doener Kopfzerbrechen bereitete. "Was sollte ich den Jungs angesichts einer bis dahin tadellosen Vorstellung jetzt sagen", fragte er sich in der Halbzeitpause selber. Die richtige Antwort schien er dann doch gefunden zu haben. Denn gleich nach Wiederanpfiff drehten Bilal Trabels und Fernando Nicke das Ergebnis innerhalb von drei Minuten in einen 2:1-Vorsprung. Und als dann auch noch Fabian Wapsas mit einem Traumtor in den Winkel aus 25 Metern auf 3:1 erhöhte, schien nur noch die Höhe des Sieges fraglich.
Doch weit gefehlt, denn mit unfreiwilliger Unterstützung des JFV-Torwarts kam Havelse wieder auf 2:3 heran. Vorausgegangen war ein Befreiungsschlag aus der Havelser Abwehr, der aus 60 Meter Torentfernung (!) so unglücklich aufsprang, dass Valentin Obakpolor Osifo sich so extrem verschätzte, dass der Ball plötzlich in seinem Gehäuse lag. Folglich waren die Nordbremer geschockt, während der Gegner mächtig Aufwind bekam. So war in der Nachspielzeit nach schnellem Konter sogar noch das 3:3 fällig, das den Spielverlauf nahezu komplett auf den Kopf stellte. Doch noch hatte der JFV einen Pfeil im Köcher. Der hieß Benaouda Baghdadi, war in der 65. Minute für Nathanel Adu ins Spiel gekommen und schaltete nach einem Freistoß, der in den Havelser Strafraum segelte, am schnellsten und erlöste seine Mannschaft dann doch noch mit dem Siegtreffer (90.+9).
