Fritz und Hermine Overbeck wurden vor 150 Jahren im Abstand von acht Monaten geboren. Hermine Overbeck kam am 24. Januar 1869 unter ihrem Mädchennamen Hermine Rohte in Walsrode zur Welt, ihr späterer Ehemann wurde am 15. September in Bremen geboren. Im Jahr 1897 heirateten die beiden Künstler – vormals Kunstlehrer und Schülerin. Fritz Overbeck verstarb im Alter von 39 Jahren an einem Hirnschlag. Hermine Overbeck überlebte ihn um 28 Jahre.
Für das Overbeck-Museum ist das doppelte Geburtsjubiläum ein Höhepunkt. Das Jubiläum soll mit mehreren Ausstellungen gewürdigt werden – sogar in Thüringen. Zum Auftakt sind in Vegesack in einer Sonderausstellung 40 Radierungen von Fritz Overbeck zu sehen, ergänzt durch 40 Vorzeichnungen und Gemälde. „Seine grafischen Arbeiten bildeten schon zu Beginn einen Schwerpunkt seines Schaffens. Die Radierungen gehören zum Besten, was Fritz Overbeck gemacht hat. Und doch sind sie vielen Menschen heute unbekannt“, sagt Museumsleiterin Katja Pourshirazi und ergänzt: „Dabei zählt er neben Heinrich Vogeler und Hans am Ende zu den drei wichtigsten Radierern in Worpswede. Seine Präzision auf Metall ist gigantisch.“
Insgesamt umfasst das überlieferte druckgrafische Werk Fritz Overbecks mehr als 60 teilweise großformatige Radierungen. Für Radierungen werden Zeichnungen in eine Kupferplatte geritzt, geätzt und anschließend im Druckverfahren auf Papier gebracht. Leider waren all seine Platten bei einer Druckerei in Berlin gelagert und wurden bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zerstört. „Sie lassen sich also nicht mehr nachdrucken“, erklärt Katja Pourshirazi. Nur von einzelnen Grafiken gebe es zuvor angefertigte, autorisierte Nachdrucke. Bis zum 28. April besteht Gelegenheit, die Radierungen in Augenschein zu nehmen.
Parallel zur Ausstellung in Vegesack wird Fritz Overbeck im März im thüringischen Bad Frankenhausen geehrt. „Im dortigen Panorama-Museum gibt es in Zusammenarbeit mit dem Overbeck-Museum eine große Retrospektive mit 100 Exponaten des Künstlers, darunter auch Bilder aus Privatbesitz“, erzählt Pourshirazi. „Ich fahre zur Eröffnung und halte eine Rede. Ich bin gespannt auf die Hängung der Bilder, das gibt mir Inspiration", sagt sie und betont: "Dass Fritz Overbeck nicht nur hier, sondern auch in Bad Frankenhausen gefeiert wird, hat sich schön gefügt.“ Die dortige Kunstschau trägt den Titel: "Wenn wir diesen Himmel nicht hätten". Sie dauert vom 9. März bis zum 10. Juni. In Vegesack startet am 12. Mai parallel eine Sommerausstellung mit dem Titel „Fritz und Hermine Overbeck – Stationen Ihres Lebens“. Sie läuft bis zum 4. August. "Die beiden war ja nicht nur in Worpswede und Vegesack, sondern sind auch viel gereist“, erklärt Katja Pourshirazi. „Da viele ihrer Werke während des Jubiläumsjahres an andere Museen verliehen sind, wird im Overbeck-Museum ihr Leben geografisch nachgezeichnet – mit unbekannten Werken aus dem Fundus.
Ungerahmte, nie gezeigte Bilder
Präsentiert werden Bilder von Städten, Straßen, Kirchen oder Heiligenbildchen sowie Briefe, Fotos und Dokumente jenseits von Worpswede und Bremen-Nord. Schließlich hat das Ehepaar auch Reisen unternommen: nach Sylt, Föhr, Davos, in die Rhön, nach Itzehoe oder Aschersleben. Entlang der Orte, an denen sie malten, wird ihre Geschichte erzählt – in Worten, vor allem aber in Bildern.
Während diese Kunstschau läuft, ist darüber hinaus für Sonntag, 19. Mai, der Tag der offenen Tür geplant. Und am Sonnabend, 25. Mai, beteiligt sich das Overbeck-Museum an der Langen Nacht der Museen. "Nachdem wir im vergangenen Jahr wegen des Vegesacker Hafenfestes nicht mitmachen konnten, sind wir in diesem Jahr wieder dabei“, freut sich Katja Pourshirazi. Das Frühwerk von Fritz Overbeck steht vom 18. August bis zum 2. November im Mittelpunkt der Jubiläumsausstellungen. „Dabei geht es vor allem um die Akademie-Zeit in Düsseldorf“, sagt die Museumsleiterin. „Das Frühwerk zeigt einen zielstrebigen jungen Maler auf der Suche nach seinem eigenen Weg, der ihn schließlich nach Worpswede führen sollte.“
Die Bilder aus dieser Zeit sind fast alle ungerahmt und wurden noch nie gezeigt. Viele Ölgemälde sind auf Karton gemalt worden. „Für die Rahmen wird zu Patenschaften für etwa 50 Bilder aufgerufen. Es ist auch möglich, einem bestimmten Bild einen Rahmen zu schenken“, betont Katja Pourshirazi. Jeder Pate bekomme eine Urkunde. „Wir haben das schon mal gemacht, das hat gut geklappt.“
Zum Ausklang des Jubiläumsjahres zeigt das Overbeck-Museum ab 17. November „Die Zeichnungen“ von Fritz und Hermine Overbeck. Das Werk umfasst weit mehr als 1000 spontane Skizzen. Einzelne Arbeiten der beiden Künstler werden in der Kunstschau einanderer gegenübergestellt. Dazu Katja Poushirazi: „Auf losen Blättern und in Skizzenbüchern sammelten die beiden Künstler ihre Motive und legten damit das Fundament für ihr malerisches Werk.“