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Wettbewerb „Jugend musiziert“ Unkonventionelle Auftritte

Mal stritten sie, mal harmonierten sie. Jeweils gewollt. Die Auftritte der Flötisten, Trompeter und weiterer Musiker beim 60. Regionalwettbewerb Bremen-Nord von „Jugend musiziert“ begeisterten das Publikum.
12.02.2023, 18:05 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

Schrilles Trillern ertönt aus zwei Blockflöten, denn die Instrumente streiten sich, geben provozierende Töne von sich. Und die beiden Musizierenden stampfen sogar mit ihren Füßen auf und schreien sich an – mit acht kurzen Kompositionen von Franz Müller-Busch sorgen Moritz Wildvang und Hanna Horst beim 60. Regionalwettbewerb von „Jugend musiziert“ in Bremen-Nord für einiges Aufsehen und ernten langen Applaus.

An mehreren Terminen im Februar fanden und finden noch an verschiedenen Orten in Bremen Solo-Wertungen zu Leistungen an Instrumenten wie Klavier, Gitarre oder Schlagzeug statt. Aber auch Streicher-, Horn- und Blechbläserensembles werden gewertet. An der Zweigstelle der Musikschule in Grohn traten jetzt Kinder und Jugendliche, nach Altersklassen getrennt, auf und zeigten ihr Können an Klavier, Streich- und Blasinstrumenten.

„Natürlich sind wir beide ziemlich aufgeregt“, sagt der zwölfjährige Moritz Wildvang aus Ritterhude, der auf der Blockflöte im Duett mit Hanna Horst aus Schwanewede auftrat. Während Moritz schon des Öfteren öffentlich aufgetreten ist, ist es für die achtjährige Hanna das erste Mal, dass sie vor größerem Publikum spielt. Die Beiden spielen inzwischen eine breite Spanne von Musik, moderne wie alte Stücke, auf dem Holzblasinstrument. „Wir sind offen für alles“, sagt Moritz, „doch für den Regionalwettbewerb haben wir uns ein schwieriges Stück aus der Renaissance ausgesucht. Es fordert uns ziemlich, weil jede Stimme auf der Flöte ihr eigenes Ding macht."

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Extrem gute beiderseitige Abstimmung war also gefordert, als sie „Der Schrei“, „Die Biene“ oder „Die Uhr“ teils lautmalerisch zur Aufführung brachten. Vor der fünfköpfigen Jury und mehreren Gästen, darunter Eltern und Geschwister, legten sie mit einer Gigue aus dem 18. Jahrhundert, einer umgeschriebenen vokalen Komposition aus dem 16. Jahrhundert sowie der Folge von kurzen modernen Einzelstücken eine erstaunliche Vielfältigkeit an den Tag.

Beim Blechbläser-Ensemble, das ihnen folgte, mischten sich die Klänge von drei Trompeten, einer Tuba und einer Posaune. Auch diese fünf Instrumentalisten trauten sich an unkonventionelle, wenig gängige Stücke: die „Sea Sketches for brass quintett“ von Ian MacDonald sowie eine Sonate „Die Bänkellieder“ von einem unbekannten Komponisten.

Die fünf jugendlichen Blechbläser spielen seit Mai 2022 in der Gesamtschule Bremen-Ost zusammen, haben aber bereits mehrere gemeinsame Auftritte hinter sich, darunter auch beim „Sommer in Lesmona“ in Knoops Park. Sie spielen aus Spaß an der Freud. Keiner von ihnen möchte eine professionelle Musikerkarriere einschlagen.

Das Musizieren ist auch ein wichtiger Beitrag zur persönlichen Reifung.
Elke Gerkan-Rieke, Musikschule Bremen

Elke Gerkan-Rieke von der Musikschule Bremen, die den Regionalwettbewerb organisiert hat, bedauert, dass die Zahl der Teilnehmer bei den Regionalwettbewerben von ‚Jugend musiziert’ rückläufig sei. Ihre Kollegin Ulrike Bergmann-Seifert ist aber der Auffassung, dass das Interesse am Musizieren nach wie vor besteht: „Allerdings sind insbesondere Jugendliche heute breiter aufgestellt als früher, als die klassische Musik dominierte: Sie spielen auch viel Pop und Rock“, sagt sie. Um sich für das Erlernen eines Instruments zu begeistern, würden auch die Eltern eine große Rolle spielen, indem sie ihre Kinder beim Musizieren unterstützten.

Weil das Gehirn mit Schnelligkeit und Präzision immer wieder Glanzleistungen vollbringen muss, fördert das Erlernen eines Instruments die Feinmotorik von Kindern und ihre kognitive Entwicklung. Elke Gerkan-Rieke hält es darüber hinaus aus weiteren Gründen für wichtig, Kinder und Jugendliche für das Erlernen eines Instruments zu begeistern: „Über die motorischen und kognitiven Fähigkeiten hinaus üben sie sich in intensiver, lang anhaltender Konzentration, und das Musizieren ist auch ein wichtiger Beitrag zur persönlichen Reifung“, sagt sie.

Zur Sache

Menschen musizieren seltener

Die Zahl derer, die in Deutschland aktiv Musik machen, ist rückläufig: Eine Umfrage des Verbands der Musikinstrumenten- und Musikequipmentbranche (Somm) ergab, dass in deutschen Haushalten immer weniger Musik gemacht wird. Die Zahl ging von knapp 26 Prozent im Jahr 2008 auf 17 Prozent im Jahr 2012 zurück. Bei jungen Leuten tragen laut Studie Smartphone, Computer und lange Unterrichtszeiten in Ganztagsschulen entscheidend zum Rückgang bei.

Die Musikschule Bremen leitet in ihren Räumlichkeiten viele Kinder und Jugendliche zum Musizieren an, betreibt aber auch in Schulen außerhalb des Musikunterrichts Klavier-, Bläser- und Streichergruppen. Mit rund 200 Veranstaltungen jährlich werden laut Homepage rund 90.000 Zuhörer erreicht.

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