Aufmerksame Beobachter des (nord)bremer Kulturlebens dürften in den vergangenen Jahren kaum an dem Namen Mellow Melange vorbei gekommen sein – und dies sogar gleich aus mehreren Gründen: Zum einen, weil die ebenso umtriebigen wie versierten Bühnenveteranen auch nahezu das gesamte Bühnenpersonal des Schné-Ensembles darstellen. Zum anderen hat die Gruppe in mehr als 25 Jahren auf zwölf Alben konstant ihre stilistische Vielseitigkeit und hohes musikalisches Niveau unter Beweis gestellt. Zudem war die Combo auch an verschiedenen Spielstätten im Bremer Norden vor Ort live zu erleben – ob nun mit Unterstützung des damaligen Jugendsinfonieorchesters (JSO, heute „Junges Kammerorchester“) im Bürgerhaus, der Vegesacker Stadtkirche oder im Kito.
Das alte Packhaus an der Alten Hafenstraße wählte das Quintett nun als Location, um dort am Sonnabend, 11. November, die jüngste Studioproduktion „Caravan of Illusions“ live vorzustellen. Auf diesem ist die Band ihrer Handschrift erneut treu geblieben und kreiert ihre stilistische und namensgebende Mellow Melange auf der Basis einprägsamer Melodien mit einem gewissen Pop-Appeal, die jedoch wie gewohnt um Elemente aus Jazz, Indie-Folk, Chanson und sogar Kammermusik ergänzt und angereichert werden.
Alle Bandmitglieder haben sich eingebracht
Der in Lemwerder wohnhafte Violinist, Komponist und Musiklehrer Ingo Höricht, der wie gewohnt auch bei diesem Album für einen Großteil der Kompositionen verantwortlich zeichnet, hält das aktuelle Album für eines der zugänglichsten und stilistisch vielseitigsten Bandwerke. Zumindest aber für jenes, in das sich sämtliche Bandmitglieder noch intensiver einbrachten als auf den meisten Vorgängeralben. „Wir haben dieses Mal tatsächlich komplett auf 'krumme' Rhythmen und Taktarten verzichtet“, erklärt Höricht lachend.
Stattdessen habe man die Corona-Zwangspause vor allem genutzt, um intensiv gemeinsam an den Arrangements der insgesamt 15 neuen Songs zu feilen und sich diesbezüglich viel Freiraum zum Experimentieren und Ausprobieren zu gestatten, bis diese alle Bandmitglieder gleichermaßen zufriedenstellten.
Hierbei erweiterten die fünf Musiker sogar ihre jeweils angestammten Tätigkeitsfelder einmal mehr: So ist Matthias „Matze“ Schinkopf mittlerweile nicht nur Saxofonist, sondern auch Percussionist des fünfköpfigen Ensembles. „Manchmal sogar beides gleichzeitig; er hat da so seine Methoden entwickelt“, erklärt Höricht schmunzelnd. David Jehn hingegen tauscht seinen Kontrabass bisweilen gegen die Gitarre, tritt zudem auch als Sänger sowie als Komponist und Arrangeur in Erscheinung.
Literaturaffine Band
In textlicher Hinsicht bedienten sich Mellow Melange auf ihrem zwölften Album einmal mehr des Schaffens von Thomas Christen. Er hat in der Vergangenheit bereits für Künstler wie Udo Jürgens und Milva getextet – und auch bereits mehrfach für Mellow Melange.
„Aus dieser Zusammenarbeit ist mittlerweile sogar eine Freundschaft entstanden“, gibt Höricht zu Protokoll und zeigt sich für diese kreative Unterstützung sehr dankbar. „Wer unsere vergangenen Alben kennt, dürfte mitbekommen haben, dass wir nicht nur eine stilistisch offene und vielseitige, sondern auch sehr literaturaffine Band sind“, spielt Höricht auf diverse Lyrik- und sogar Romanvertonungen an, welche die Band in der vergangenen Dekade veröffentlichte und aufführte.
Temporär exklusiver Einblick
„Da ich sehr viel Musik schreibe und nach wie vor fast jeden Tag etwas komponiere, fehlen mir zumeist die Kapazitäten, mir auch noch um adäquate Worte für diese Musik Gedanken zu machen. Entsprechend bin ich in dieser Hinsicht für äußere Einflüsse sehr dankbar“, erklärt Höricht. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich das gar nicht selbst bin, der diese Melodien und Arrangements erfindet. Ständig ist da auf einmal eine Melodie in meinem Kopf – und wenn sie gut ist, schreibe ich sie eben auf“.
Die Gelegenheit, die neuen Songs aus der Feder von Mellow Melange am Sonnabend im Kito in voller Bandbesetzung live zu erleben, ist zumindest für den Rest dieses Jahres recht exklusiv: Zwar ist die Band das ganze Wochenende auf Konzertreise, doch das neue Album soll nach dem Auftritt im Kito erst im neuen Jahr wieder live auf der Bühne präsentiert werden.