Serda Krasnici hält ein kleines Bündel in die Höhe. "Ich mag ihn so gerne", sagt sie und schaut ihrem Sohn, Enver, liebevoll in die Augen. Mit großen Augen erwidert er ihren Blick. Dann legt sie ihn behutsam in sein Bettchen in Extragröße, links von seinen beiden Geschwistern.
Enver ist am Tag seiner Geburt mit 2135 Gramm der leichteste der Drillinge. Er kam zuerst auf die Welt. "Ein Wunder", sagt die Mutter. Denn die Wahrscheinlichkeit einer Drillingsgeburt liegt bei 0,01 Prozent.
Krasnici habe ihrem Gynäkologen erst gar nicht glauben können, als die Nachricht kam. Bei dem ersten Ultraschalltermin habe der Arzt noch gesagt, sie sei schwanger mit Zwillingen. Bei dem nächsten Termin kam die Erkenntnis: "Drillinge, wirklich? Ich habe geweint vor Freude", sagt die 32-Jährige. Doch in die Freude mischte sich Sorge.
Mehrlingsgeburten stellen die Geburtshilfe vor Herausforderungen
Der Chefarzt des Klinikums in Bremen-Nord, Marc Radosa, der für die Gynäkologie und Geburtshilfe zuständig ist, sagt: "Mehrlingsgeburten sind immer erfreulich und aufregend. Doch mit ihnen ist auch ein erhöhtes Risiko für die Kinder und die Mutter verbunden". Das stellt die Geburtshilfe vor Herausforderungen. Insbesondere Frühgeburtlichkeit und Wachstumsstörungen könnten bei einzelnen Kindern auftreten, sagt er. Doch Mehrlingsschwangerschaften seien heutzutage für spezialisierte Kliniken gut behandelbar, eine solche ist auch das Klinikum in Bremen-Nord. "Deswegen waren wir erfreut, dass sich Frau Krasnici an uns gewendet hat."
Der Gynäkologe Radosa sagt, dass Drillinge regelmäßig durch einen geplanten Kaiserschnitt auf die Welt kommen. "Eine solche Geburt beinhaltet logistische Herausforderungen. Wir brauchen die Geburtshilfe, die aus Hebammen und Ärzten besteht, für jedes Kind einen Kinderarzt und so weiter." Radosa erzählt zudem, dass es bei Mehrlingsgeburten eine Abwägungsentscheidung sei, wann der richtige Moment sei, um die Kinder zu holen. "Sie sollen lang genug im Mutterleib bleiben, damit sie sich gut entwickeln, jedoch steigt die Komplikationsrate in den letzten vier Schwangerschaftswochen."
Der Alltag mit fünf Kindern
Nach 35 Wochen im Bauch, am achten November, war es für die Drillinge so weit. Per Kaiserschnitt erblickten sie das Licht der Welt. Für das Klinikum war es die erste Drillingsgeburt in diesem Jahr. "Wir haben uns sehr gefreut, dass sich die Kinder vergleichsweise zu anderen Mehrlingsgeburten so gut entwickelt haben", sagt Radosa. Nur bei der Mutter entwickelte sich eine Wundheilungsstörungen, die im Nachhinein versorgt werden musste. Mittlerweile, erzählt Krasnici, habe sie sich sehr gut erholt.
Der Alltag mit fünf Kindern bereite Krasnici viel Freude. Ohne Struktur gehe es dabei nicht. Um halb fünf am Morgen beginnt ihr Tag. Dann füttere und wickle sie die Drillinge. Um sieben Uhr stehe sie auf, mache Frühstück für die beiden Älteren. Die sechsjährige Tochter und der vierjährige Sohn ziehen sich selbst an. "Sie sind sehr selbstständig, das erleichtert vieles", sagt Krasnici. Alle dreieinhalb Stunden füttere sie die Kleinen. Erstmal für zehn Minuten Muhammet, dann ihre Tochter Sumyya und zuletzt Enver. Alle zwei Stunden wickelt Krasnici die Kinder "und in der Zwischenzeit, schlafe ich".
Der Vater der Kinder und ihre Familie helfen ihr. "Sie kommen häufig vorbei, nehmen die Kinder und sagen: 'Geh schlafen'", sagt Krasnici. "Auch meine sechsjährige Tochter Sengulja verbringt viel Zeit im Kinderzimmer. Sie gibt ihren Geschwistern den Schnuller oder spielt ihnen Musik vor. Das ist sehr schön zu sehen." Auch ihr vierjähriger Sohn Yusuf freue sich, zwei Brüder zu haben.
Alleine die Wohnung bereite ihr Sorgen. In einigen Räumen hat sich Schimmel gebildet. "Ich will meine Kinder keinem Risiko aussetzen", sagt sie. Auch bräuchte sie eine Wohnung mit mehr Zimmern, damit die Kinder nicht mehr in ihrem Schlafzimmer schlafen müssen. Mit diesen Problemen beschäftigt sich Krasnici im Moment nicht lange. "Das Wichtigste ist, dass wir alle fit, gesund und glücklich sind", sagt sie und gibt dem Kind in ihrem Arm sein Fläschchen.