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Kommentar Die volle Wucht der Grohner Düne

Wer in der Grohner Düne Hochkultur plant und genießen möchte, muss sich auf den Ort einlassen. Das ist bei "Digital Dialogues" nur bedingt gelungen, meint Björn Josten.
09.07.2021, 20:00 Uhr
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Die volle Wucht der Grohner Düne
Von Björn Josten

Die Grohner Düne ist keine Kulturstätte. Gleichwohl ist der riesige Komplex eine attraktive Location für kulturelle Darbietungen. Immerhin gilt der Wohnkoloss als multikultureller Schmelztiegel – manchem sogar als sozialer Brennpunkt. Daraus lässt sich ein Spannungsbogen konstruieren, der seinen Reiz hat. Deshalb waren die "Digital Dialogues" von Tanz Bremen und Urbanscreen dort auch gut verortet. Tanz kann verbinden, zumal er sprachunabhängig funktioniert. Soweit der konzeptionelle Ansatz.

Die Umsetzung führte allerdings zu ganz realen Spannungen. Denn die jugendlichen Bewohner der Grohner Düne waren in gewohnter Weise im Innenhof aktiv. Es wurde gekickt, dabei geriet auch die aufgebaute Technik ins Visier, und es wurde gelärmt. Das war nicht schön, aber erwartbar. Trotzdem passte das so manchem Besucher offenbar nicht. Mit der Wucht des realen Lebens in der Grohner Düne hatten einige Kulturbegeisterte wohl nicht gerechnet. Sie hatten offenbar auf ungestörten Kunstgenuss vor für sie ungewohnt rauer Kulisse gehofft. Das war unrealistisch. Und unnötig war es, den als störend empfundenen Ball kurzerhand auf ein Vordach zu werfen. Dass die Situation eskalieren könnte, fiel auch den Veranstaltern auf. Sie griffen beschwichtigend ein.

Dass die Performance in der Grohner Düne trotzdem richtig aufgehoben war, zeigten staunende Ausrufe der Kinder. Einige tanzten die auf den Fassaden gezeigten Figuren nach. Dieses kindliche Dialogangebot blieb allerdings unbeantwortet – niemand wandte sich ihnen zu oder bekräftigte sie. Die Filme verfehlten ihre Wirkung also keineswegs. Auf dem Hof war es erstaunlich ruhig geworden und die Jugendlichen augenscheinlich von dem Dargebotenen in den Bann gezogen. Eine gute Basis für einen Dialog zwischen Bewohnern, Künstlern und Gästen. Doch diese Chance verstrich ungenutzt. So blieb es bei einer beeindruckenden, aber flüchtigen Show an ungewohntem Ort. Schade, es wäre mehr drin gewesen.

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