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Grohn Kultur soll den Campus öffnen

Grohn. Kunst, Theater, Musik – all dies findet im regulären Lehrangebot der Jacobs University kaum Platz. Doch Kreativität ist nie weit. Auf dem Uni-Gelände bildet sich eine vitale Kulturszene heraus.
07.05.2013, 05:00 Uhr
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Von Christian Pfeiff

Grohn. Kunst, Theater, Musik – all dies findet im regulären Lehrangebot der Jacobs University kaum Platz. Doch Kreativität ist nie weit. Auf dem Uni-Gelände bildet sich eine vitale Kulturszene heraus.

Neben Vorlesungen, Klausuren und Seminararbeiten zählen auch Proben, Konzerte und Theateraufführungen zum alltäglichen Betrieb auf dem Campusgelände. Die kulturellen Projekte basieren indes zum großen Teil auf studentischer Eigeninitiative. Unterstützung gibt es für Bands, Chöre und Theatergruppen durch den Arts Coordinator René Wells. Er berät die studentischen Kunstprojekte nicht nur organisatorisch, sondern hilft auch dabei, gemeinsam mit den Studierenden die benötigten Räume zu finden.

Dass hierfür keine Gelder aus dem universitären Etat zur Verfügung stehen, ist für den gebürtigen Amerikaner mit Bremer Mutter nichts Ungewöhnliches: "In Amerika werden 95 Prozent aller Kulturveranstaltungen durch Privatmittel finanziert."

Wells verfolgt – mit studentischer Unterstützung – das Ziel, das vor dem Abriss bewahrte "Center of performing Arts" kontinuierlich zu einer multifunktionalen Probe-, Produktions- und Aufführungsstätte zu entwickeln. In dem Gebäudetrakt befindet sich ein über 400 Sitzplätze großer Kinosaal, der bereits vor der Campusgründung durch die Bundeswehr genutzt wurde. Brandschutzverordnungen verhindern jedoch eine regelmäßige Nutzung als Veranstaltungssaal, da regelmäßig eine kostspielige Brandwache notwendig ist.

Also errichtete René Wells gemeinsam mit Studenten bereits 2010 ein 85 Sitze umfassenden "Theatre-Space". Der Saal dient vorwiegend als Aufführungsstätte für studentische Theater- und Musicalproduktionen, während der große Kinosaal meist als Probestätte für Chöre und Bandprojekte genutzt wird.

Direkt neben dem "Theatre-Space" findet sich eine Großraumgarderobe inklusive eines beachtlichen Kostümfundus. Die Kostüme kommen zum Großteil als Sachspenden von der Shakespeare-Company: "Wenn man sich die Kostüme genau betrachtet, sind sie für Theateraufführungen vielleicht nicht mehr gut genug erhalten. Für unsere Studenten ist es jedoch toll", erklärt Wells. Sowohl die Errichtung des Theatersaals, betont er, als auch die Gestaltung der Garderobe und der Kulissenwerkstatt wurden durch Eigenarbeit und Drittmittel-Finanzierungen ermöglicht.

Die Arbeiten am "Center of performing Arts" sind nicht abgeschlossen: Im Trakt befindet sich auch ein ehemaliges Aufnahmestudio der Bundeswehr, das bequem ganzen Orchestern Platz böte. Technische Ausrüstung ist nicht mehr enthalten, doch Wells hofft, das "Music-Lab", wie das Projekt auf dem Campus heißt, bis zum Herbst mit neuer Ausstattung in Betrieb nehmen zu können. 50000 Euro an Spendengeldern hat er bereits gesammelt und hofft, dass sich dieser Betrag in naher Zukunft noch erhöhen wird.

Der kulturelle Mikrokosmos, der sich über Jahre auf dem Gelände der Jacobs University entwickelte, ist nicht nur für Wells faszinierend: "Hier kommen Einflüsse aus allen denkbaren Kulturkreisen zusammen und ergeben bisweilen etwas völlig Neues. Erst kürzlich hatten wir beispielsweise ein Sitar-Guitar-Konzert."

Verlief das kulturelle Leben auf dem Campus bislang größtenteils intern, will Wells künftig verstärkt den Kontakt zu Kulturschaffenden und -interessierten im Stadtteil suchen: "Unsere Veranstaltungen sind öffentlich. Und Interessierte sind jederzeit herzlich eingeladen. Bislang haben wir jedoch auf flächendeckende Werbung verzichtet." Unter der Rubrik "What‘s Happening" erhalte der Besucher der Universitätshomepage jedoch einen Überblick über aktuelle Kulturveranstaltungen auf dem Campusgelände.

Die Räumlichkeiten auf dem Universitätsgelände erweckten auch bereits das Interesse externer Gruppen und Vereine: Das "Interfaith-House" auf dem Campusgelände dient nicht nur als Ort für Gottesdienste und Messen diverser Religionen, sondern ist auch Probenheimat des "Vegesacker Seemannschors" und dient als Aufführungsort von Chor- und Kammerkonzerten. Der "Theatre-Space" wird im Herbst erstmals vom Statt-Theater genutzt.

Auch das "Music-Lab" soll nach seiner Fertigstellung nicht nur Angehörigen der Jacobs University zur Verfügung stehen: Nach Rücksprache sollen auch Nutzungen beziehungsweise Kooperationen mit externen Musikern ermöglicht werden.

Während Chöre wie "J-Cappella" oder "Mzuka" ebenso wie das "Jacobs Chamber Orchestra" bereits ein langjähriges Eigenleben entwickelt haben, ist die Bandszene an der Bruno-Bürgel-Straße bislang deutlich fragiler: "Die meisten Bandprojekte lösen sich nach ein bis zwei Jahren wieder auf", erklärt Wells.

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