Seine alten Zeitungsberichte hat Udo Kemper ganz fix zur Hand. Artikel als Volleyball-Spieler sind aber doch eher selten und so verwundert es nicht, dass dem Nordbremer "beim Spiel meines Lebens" spontan ein Highlight auf dem Spielfeld einfällt - und nicht von einer Begegnung im Trainingsanzug an der Seitenlinie. Da passt es auch, dass inzwischen einige Leute den Farger auf der Straße gar nicht mehr erkennen oder umkehrt. Kurze Zeit später klärt es sich dann immer wieder auf, dass man sich eigentlich nur vom Volleyballsport her kennen kann.
Zurück zum Spiel seines Lebens: Anfang September 1980 war Udo Kemper mit der Mannschaft vom TV Bremen 1875 beim DJK Füchtel Vechta zu Gast. Die Gruppenauslosung bei diesem hochklassigen Saison-Vorbereitungsturnier ergab dann, dass die Stadtbremer um Hartmut Gruca, der den Allrounder Udo Kemper zur 1875-Mannschaft lotste, unter anderem auf den Zweitligisten Hamburger SV (0:2) und das Erstbundesliga-Team USC Gießen (0:2) trafen.
Bei den Gießenern stand auch der ehemalige deutsche Volleyball-Nationalspieler (genannt „Mister Volleyball“) Burkhard Sude im Kader, der aber nicht mit nach Vechta reiste. Dass es zudem gegen den großen HSV ging, war für den damaligen 29-jährigen Zuspieler Udo Kemper schon eine große Nummer. Doch es wurde noch spannender, denn in den Reihen der Hanseaten von der Elbe spielte der damals 16-jährige Leif Andersson.
Die klare 0:2-Niederlage gegen die Hamburger war dann eher zweitrangig. "Für uns war es schon ein großartiges Erlebnis, sich mit dem HSV zu messen. Mein Zuspieler-Kollege Hartmut Gruca hat zu mir damals gesagt. So jetzt bekommst du den nächsten Ball und dann habe ich dem Leif Andersson den Ball von der Mittelblock-Position in dieser Szene sogar direkt vor die Füße geschmettert", klärt Kemper auf, der sich bei diesem Event noch an eine Besonderheit erinnert. "Das Turnier hieß ja Wanderpokal der Dominikaner Mission Teutonia Köln und danach ging es geschlossen ins Kloster, wo wir von Ordensbrüdern mit einem sehr guten Essen versorgt wurden. Das war für uns auch wirklich etwas Besonderes", so Udo Kemper.
Übrigens dauerte das Kemper-Gastspiel beim TV Bremen 1875 nicht sehr lange, "weil in Bremen-Nord, speziell beim LTV und NTV, kameradschaftlich eine bessere Atmosphäre herrschte und ich mich hier viel besser aufgehoben fühlte", erinnert sich Kemper. Im Frühjahr 1989 sorgte dann der pausierende Nordbremer Trainer mit seinem Gastspiel beim Neurönnebecker Turnverein ebenfalls für viel Furore. Der plötzliche Wechsel des Ex-Trainers vom Lüssumer TV ausgerechnet zum Nachbarn NTV war nicht nur im Bremer Norden in den Volleyball-Kreisen das Gesprächsthema.
"Hier kann ich mich besonders an die Rönnebecker Spieler David Hamilton, Jens Bohnsack und Jens Murken erinnern, und an die erfolgreichen Relegationsbegegnungen um den Verbandsliga-Abstieg in Osterholz-Scharmbeck gegen den Gastgeber (3:2) und ATSV 1860 Bremen (3:0). Das waren vor rund 100 Zuschauern richtig spannende Spiele" (Kemper).
Hinzu gesellte sich am 28. November 1991 ein weiteres Highlight von Udo Kemper. "Ich bin ja damals mit den LTV-Damen in der Verbandsliga, ohne Punktverlust in die Oberliga aufgestiegen. Wir spielten hier zwar nur um den Klassenerhalt, hatten aber auch spielerisch wirklich gute Momente. Und da kann ich mich an eine Partie mit sehr viel Zuschauerresonanz in der Sporthalle am Bockhorner Weg erinnern. Da haben wir gegen MTV Celle gespielt und 3:2 gewonnen. Das war gegen einen Favoriten schon ein beeindruckender Sieg", so Kemper.
In dieser erfolgreichen LTV-Mannschaft hatten an dem Celler Coup Christiane Köpnick (jetzt Divanoglu) und Angelika Kosak (jetzt Kosak-Becker) schon großen Anteil. Danach ging den Lüssumerinnen gegen die Bundesliga-Reserve von SCU Emlichheim, nach einem tollen ersten Satz, aber die Puste aus (0:3). "In der siegreichen SCU-Nachwuchs-Mannschaft spielte unter anderem auch die spätere 100-fache Nationalspielerin Johanna Reinink auf der Außenposition mit" (Kemper).
Der heute 70-Jährige ist sportlich immer noch viel im Einsatz. Vor Corona war er oft im Fitnessstudio - jetzt ist der Farger mit dem Fahrrad unterwegs. Der rüstige Rentner hat sich so ein E-Bike angeschafft und absolviert ungefähr durchschnittlich 150 Kilometer im Monat.
Zuletzt wollte Kemper eigentlich mit seinem Kumpel Hans Hermann aus Leeste zum Harriersand radeln, doch sein ehemaliger Arbeitskollege war kurzfristig verhindert. Da sein Hund Poldi neue Medikamente brauchte, schnappte sich Udo Kemper letztlich sein E-Bike und besorgte von einer Tierärztin in Uthlede die Arznei für den Vierbeiner. "Das mache ich aber jedes Mal mit dem Fahrrad. Ich bin nicht der Technikfreak, der jeden Kilometer zählt - ich fahre einfach durch Aschwarden durch. Dann ist das gar nicht so weit. Ich schätze hin und zurück 40 Kilometer. Manchmal mache ich auf dem Rückweg auch noch einen kleinen Umweg" (Kemper).
Der ehemalige Volleyballspieler macht auch viele Spaziergänge mit seinem Hund. Das kann auch gut mal eine Stunde sein. "Da kann ich meine Seele baumeln lassen und mich an die viele Volleyballspiele erinnern", so Kemper.
Mit dem aktuellen Volleyballsport beschäftigt er sich aber nicht mehr. "Es war ja für mich auch schon eine ganz lange Zeit. Das Ganze ist über einen Zeitraum von 40 Jahren gegangen, unterbrochen von kleineren Pausen. Ich denke, ich war insgesamt 33 Trainerjahre im Einsatz", erzählt Kemper. Inzwischen haben sich seine Interessen sehr stark auf den Eishockeysport verschoben und da insbesondere für die Fischtown Pinguins.
Übrigens feierten im Juni 2001 Leif Andersson, inzwischen hatte er 208 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft absolviert, und Udo Kemper ein Wiedersehen. Im Rahmen einer Trainerfortbildungs-Maßnahme des Bremer Volleyball-Verbandes brachte der damalige Beach-Experte des deutschen Volleyball-Verbandes beim TV Bremen 1875 den dortigen Lehrgangsteilnehmern das Training im Beachbereich von Nachwuchssportlern näher.
Und im Gespräch mit Kemper konnte sich der Dozent Andersson auch noch an das Volleyball-Turnier 1980 in Vechta erinnern, wo ihm der Nordbremer den Ball von der Mittelblock-Position damals direkt vor die Füße schmetterte...