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Bildungsprojekte in Bremen-Nord Lernen mit dem Pinsel in der Hand

Das Overbeck-Museum in der Alten Hafenstraße in Vegesack will sich dauerhaft als außerschulischer Lernort etablieren. Und die VHS startet die „Bildungspartnerschaften in Bremen-Nord“.
25.04.2019, 18:16 Uhr
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Von Klaus Grunewald

Vegesack. Das Overbeck-Museum im Packhaus in der Alten Hafenstraße will sich dauerhaft als außerschulischer Lernort etablieren. Das jedenfalls hat Museumsleiterin Katja Pourshirazi während der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses im Vegesacker Beirat mit Nachdruck angekündigt. Die Kommunalpolitiker zeigten sich unisono begeistert. Cord Degenhard (Bürger in Wut): „Besser kann man für ein Kulturangebot in einem Stadtteil nicht werben.“

Seit fast 30 Jahren präsentiert sich das Vegesacker Kunstmuseum als Ausstellungsstätte für die Werke des Maler-Ehepaares Fritz Overbeck (1869-1909) und Hermine Overbeck-Rohte (1869–1937). Fritz Overbeck gehörte zu den fünf Gründungsvätern der Künstlerkolonie Worpswede. Seine Bilder und die seiner Frau werden das ganze Jahr über in wechselnder Auswahl gezeigt. Darüber hinaus bietet das Overbeck-Museum zeitgenössischen Künstlern ein Forum, finden Sonderausstellungen zum Beispiel über die Landschaftsmalerei in Worpswede statt.

Nun soll das Overbeck-Museum künftig auch dauerhaft als außerschulischer Lernort genutzt werden können. Katja Pourshirazi sprach von langfristigen Kooperationen zwischen Schule und Museum. Die den Unterricht ergänzen und bereichern sollten, wie es in einem Informationsblatt für Lehrer heißt. Die Schüler würden lernen, sich im Museum zu bewegen und das kulturelle Angebot für sich zu nutzen.

Bereits seit etlichen Jahren beteiligt sich das Overbeck-Museum an der Bremer Schuloffensive 2000. Der gleichnamige Verein wurde vor 19 Jahren von dem damaligen Bildungssenator Willi Lemke und dem ehemaligen Präses der Handelskammer, Bernd Hockemeyer, gegründet und rief zwei Jahre später eine Stiftung ins Leben. Ziel ist es, Schulen im kleinsten Bundesland schnell und unbürokratisch außerhalb des staatlichen Bildungsauftrages zu unterstützen. Beispielsweise auf den Feldern Kunst, Kultur, Musik, Sprachförderung und Sport. Seit Jahren pflegt die Bremer Schulintensive deshalb eine intensive Zusammenarbeit mit den Bremer Museen und Theatern.

Das Packhaus in der Alten Hafenstraße ist jeweils ein Schuljahr lang Lernort für eine Schulklasse. An acht bis zehn Terminen nähern sich die Schülerinnen und Schüler laut Informationsblatt für Lehrkräfte mal spielerisch, mal kritisch alter und neuer Kunst und greifen auch selbst zu Pinsel und Stift.

Dieses Angebot solle nun ausgebaut werden, erläuterte die Vegesacker Museumsleiterin den Ausschussmitgliedern. Und es richte sich nicht nur an Kinder und Jugendliche, sondern auch an deren Eltern. „Sie sollen eingebunden werden, um das Overbeck-Museum als gemeinsamen Lernort zu erfahren“, sagt Katja Pourshirazi. Und sie fügt an: „Malblätter und Stifte sind vorhanden und können kostenlos genutzt werden.“ Zudem haben Schulklassen und Lehrkräfte freien Eintritt. Auch die Führung durch die Ausstellung und die Anleitung beim Malen durch Fachkräfte sind laut Informationsbroschüre frei. Darüber hinaus gibt es im Overbeck-Museum einen Kinderkunstraum, in dem mit Wasserfarben und Acrylfarbe gearbeitet werde. Und in dem die Jungen und Mädchen sich zwischendurch auch stärken und eine Kleinigkeit essen können.

Als Förderer von Schulen und Eltern versteht sich auch die Volkshochschule Bremen-Nord, wie ihre Leiterin Haleh Soleymani den Vegesacker Bildungspolitikern im zweiten Teil der Sitzung erläuterte. „Bildungspartnerschaften in Bremen-Nord“ heißt der sperrige Begriff für ein Modellprojekt, an dem sich neben der VHS das Paritätische Bildungswerk, der Verein Arbeit und Leben und das Evangelische Bildungswerk zusammengeschlossen haben. Es soll helfen, die Hemmnisse von Eltern schulpflichtiger Kinder gegenüber der staatlichen Institution Schule abzubauen und sich intensiver in das Schulleben einzubringen. Das, so die Nordbremer VHS-Leiterin, bedeute zugleich, die erzieherische Verantwortung stärker wahrzunehmen.

Dass Elternabende und -konferenzen nur von einem Teil der Elternschaft wahrgenommen werden, ist Realität auch an Bremer Schulen. Vor allem für ausländische EU-Bürger und Flüchtlinge ist die Hemmschwelle allein schon aufgrund der sprachlichen Barrieren groß. Ihnen soll denn auch nach den Worten von Haleh Soleymani gezielt geholfen werden, sich besser im Schulleben ihrer Kinder zurechtzufinden. Wobei die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter der VHS (in Vegesack) und des Evangelischen Bildungswerks (in Blumenthal) den Eltern insbesondere helfen, ihre Kinder beim Wechsel von der Grundschule in eine weiterführende Schule konstruktiv zu begleiten.

Zu den VHS-Wegbegleiterinnen vor Ort gehört auch Iman Al-Najar. Sie ist seit Oktober 2018 für das Elternbildungsprojekt der VHS an Gerhard-Rohlfs-Oberschule sowie an den Grundschulen Alt-Aumund und Am Wasser tätig, aber darüber hinaus auch seit Januar als Integrationskraft in der Grohner Dühne im Einsatz, wie sie den Vegesacker Bildungspolitikern berichtete.

Um die Zusammenarbeit von Schulen und Eltern nachhaltig zu stärken, hatte Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) im vergangenen Jahr ein Landesprogramm über die Bildungspartnerschaften aufgelegt. Das nach den Worten von Haleh Soleymani mit Leben erfüllt werde. So seien in den drei genannten Vegesacker Bildungsstätten unterschiedliche Angebote für Eltern initiiert worden. Unter anderem offene Elterncafés, Exkursionen in die Innenstadt und nach Bremerhaven, Vorträge über Erziehungsfragen und Medienkonsum sowie Informationsveranstaltungen über schulische Angelegenheiten. Zum Teil mehrsprachig, also auch in Arabisch, Bulgarisch, Türkisch und Kurdisch mithilfe von Dolmetschern. Haleh Soleymani: „Es ging und geht stets darum, dass Eltern ihre Hemmschwellen überwinden und in die Schule kommen.“

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