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Lilge-Simon-Stift Sommerfest im Hospiz

Berührungsängste abbauen, die Arbeit, Mitarbeiter und Ehrenamtliche vorstellen sowie Spenden sammeln: im Lilge-Simon-Stift wird vor diesem Hintergrund ein Sommerfest gefeiert, das auch die Gäste genießen.
24.07.2022, 18:00 Uhr
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Von Friedrich-Wilhelm Armbrust/fwa

Der Wind wehte Melodien wie „Stand by me“, "Your song“ und „Always on my mind“ durch den Garten des Hospizes Lilge-Simon-Stift. Dafür sorgte Chris Kawa in warmen Tönen mit seinem Altsaxophon. An Bierzeltgarnituren saßen die Besucher und Besucherinnen des Sommerfestes unter freiem Himmel oder unter dem Pavillon. Sie genossen Wind, Sonne, Kaffee und Kuchen – ganz so, wie es das Festmotto vorgab: „Genießen Sie den Sommer“.

Gestrickte Strümpfe, Putzlappen, Tauwerkschänkel und Tauwerkschlüssel-Anhänger an den Ständen im Hospizgarten wurden vom sanftem Sommerwind umspielt, auch die ausgestellten Makrofotos mit Blütenmotiven von Detlef Both.

Abbau der Berührungsängste

„Das Essen ist umsonst. Wir erwarten aber eine Spende“, gab Einrichtungs-Leiterin Petra Westphal die Parole heraus. Sie eröffnete das Fest mit einer Ansprache. Wichtig für sie: Menschen die Berührungsängste vor dem Hospiz zu nehmen. „Alles hat seinen Platz, Ängste und Nöte. Davor gibt es aber auch noch ein Leben“, betonte sie. Da komme es darauf an, „die schönen Momente intensiv wahrzunehmen. Hier gibt es viel Helles, Freude und Lachen".

Bei acht Plätzen sei Westphal zufolge die Mindestbesetzung im Hospiz zwei Pflegefachkräfte am Morgen, zwei am Nachmittag und eine nachts. „Meist sind es aber mehr.“ Unterstützt werde das Hospiz weiter durch Ehrenamtliche. Die kümmerten sich vielfältig um die Gäste, so die Bezeichnung der acht Bewohner und Bewohnerinnen. Spaziergänge und Vorleserunden seien damit an der Tagesordnung.

Sechs bis acht Wochen im Hospiz

„Wir nehmen Erwachsene jeden Alters auf. Sie sind unheilbar krank und haben eine absehbare Lebenserwartung von sechs bis acht Wochen.“ Ihnen stehe ein auf ambulante Palliativversorgung spezialisiertes Mediziner-Team zur Seite. „Die machen zwei Mal in der Woche eine Visite und sind 24 Stunden erreichbar.“

Die 70-jährige Anke Wunderlich lebt nach eigener Aussage seit dem 15. Juni im Hospiz. „Ich bin hier sehr herzlich aufgenommen worden“, sagte sie über den Empfang. In Ruhe habe sie sich mit ihrer neuen Situation auseinandersetzen können. „Ich fühle mich in liebevolle Hände genommen.“ Zwei Mal in der Woche gehe sie mit einer Dame spazieren. Da sie auf einen Rollator angewiesen sei, „gibt mir das Sicherheit“. Dankbar sei sie dafür, dass ihr in anderthalb Kilometer Entfernung lebender Sohn sie fast jeden Tag besuche.

„Die Verpflegung ist hier gut“, lobte sie die Küche. Aber sie könne nicht mehr so viel aufnehmen, nur kleine Portionen. Wenn dann nachts doch der Magen knurre, und sie das Bedürfnis nach einer Kleinigkeit habe, werde dieser Wunsch auch erfüllt.

Anke Wunderlich: Das Hospiz ist eine gute Alternative zu einer Chemotherapie. Ich habe mich damit abgefunden, den letzten Zeitpunkt zu genießen.“

In der Vergangenheit habe es eine sehr schöne musikalische Veranstaltung gegeben, erinnerte sie sich. „Die war mit einem Chilenen, einem Iraner und einem Italiener. Das war mit Gitarre, Flöte und Trommel.“ Das Konzert habe nur eine dreiviertel Stunde gedauert, hätte für sie aber ruhig drei Stunden gehen können. 

Verein erfüllt Lebenswunsch

Mit einem Stand war auch der Verein Lebenswunsch vertreten. „Wir erfüllen den letzten Lebenswunsch“, sagte Birgit von Minden vom Verein. Die seien aber sehr unterschiedlich. „Die einen möchten noch einmal an die Nordsee, andere noch einmal in ihren Garten.“ Die erfüllten Wünsche aus der Vergangenheit seien in einer Dokumentation festgehalten.

Besucherin Uta Gintner-Mann: „Das ist ein Segen, dass dieses Haus hier gebaut wurde.“ Hier werde den Gästen gezeigt, dass sie nicht vergessen seien und wie sie weiterleben können. Einrichtungs-Leiterin Westphal zog schließlich ein rundum positives Resümee des Festes: „Das war einfach unglaublich, das war entspannt, das war lebensfroh.“ Neben den „tollen Gesprächen“ freute sie sich auch über viele Spenden. 

Zur Sache

Wilhelm Freiherr v. der Recke hat ein Buch über die Stifterin, die Ärtzin Ruth Simon-Lilge, geschrieben. Danach machte die Spende der am 10. Juni 2011 verstorbenen Medizinerin den Bau des Hospizes möglich. Die Auflage war dabei, dass das Hospiz 2014 fertig sein und dass der Name des Hospizes Lilge-Simon-Stift lauten müsse. Alleinerbe des Millionenvermögens war das Johanniter-Haus Bremen. Einrichtungs-Leiterin Petra Westphal verweist darauf, dass  das Hospiz über acht Plätze verfüge, die in der Regel immer besetzt seien. Zu 95 Prozent finanzieren ihr zufolge Krankenkasse und Pflegekasse das Hospiz, fünf Prozent müssen durch Spenden finanziert werden.  

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