Vegesack. Das Interesse an der Sitzung des Vegesacker Beirates ist an diesem Abend besonders groß. Zu der Zusammenkunft des Gremiums sind so viele Menschen gekommen, dass die Mitarbeiter des Ortsamtes zusätzliche Stühle organisieren müssen. Sie alle sind gekommen, um sich über die Seniorenarbeit im Stadtteil zu informieren.
„Ich werde mit Anfragen überrannt“, berichtet Frauke Winter, Leiterin des Senioren-Kreativ-Treffs im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus, dem Vegesacker Beirat. „Mich erreichen täglich neue Anfragen.“ Mittlerweile bietet das Bürgerhaus zwölf verschiedene Gruppen für Senioren an, darunter ein Singkreis, ein Schachclub und ein Handarbeits-Klönschnack. Die Stadt fördert diese Angebote mit 15 000 Euro im Jahr. „Unsere Angebote sind mit dieser Summe nicht zu finanzieren“, sagt Winter. „Wir brauchen eine höhere Förderung, um den Status quo zu halten“, fügt Malte Prieser hinzu, der das Bürgerhaus leitet.
Dabei ist allerdings noch nicht berücksichtigt, dass das vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betriebene Begegnungszentrum in der Meinert-Löffler-Straße zum Ende des Jahres schließt und damit viele Senioren nicht mehr versorgt sind. „Es ist skandalös, wie sich ein Wohlfahrtsverband gegenüber unseren Bürgern verhält“, kritisiert Beiratsmitglied Heike Sprehe (SPD). „Das ist nicht sozial“, sagt Beiratssprecher Torsten Bullmahn (CDU). „In Bremen wird teilweise Geld verschwendet und für Senioren ist nichts mehr da. So können wir mit Menschen nicht umgehen.“
Die Einrichtung in Aumund wurde jährlich mit einer Summe von 33 000 Euro von der Sozialbehörde unterstützt. Doch diese Förderung kann nicht ohne Weiteres in die Seniorenarbeit des Bürgerhauses fließen. „Wir brauchen ein konkretes Konzept und das liegt uns vom Bürgerhaus nicht vor“, sagt Doris Mohr von der Sozialbehörde während der Beiratssitzung.
Diese Aussage löste sowohl bei den Vertretern des Bürgerhauses als auch bei den anwesenden Bürgern Unverständnis aus. „Wir erfüllen sämtliche Voraussetzungen. Es ist lachhaft, so etwas von uns nachzuverlangen“, sagt Frauke Winter. Die Senioren setzten die Diskussion im Anschluss an die Beratungen auf dem Flur fort. „Die Menschen waren sehr aufgebracht“, erzählt Thomas Pörschke, der für die Grünen in der Bürgerschaft sitzt und als Gesellschafter des Kulturbüros Bremen-Nord der Sitzung beigewohnt hat.
Nach Pörschkes Worten kennt Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) die Seniorenarbeit des Bürgerhauses Vegesack und schätze das Engagement von Frauke Winter. „Es wird Geld geben. Nur wann und wie viel ist nicht klar“, sagt er einen Tag nach der Sitzung. Aber er werde weitere Gespräche führen.
Auch der Beschluss des Beirates beschäftigt sich mit dem Thema Geld. Das Gremium fordert, dass dem Bürgerhaus Vegesack künftig mindestens 48 000 Euro im Jahr für die Seniorenarbeit zur Verfügung steht. Die Summe setzt sich aus der bisherigen Förderungen für den Senioren-Kreativ-Treff und des DRK zusammen. Um diese Gelder bekommen zu können, muss aus dem Treff ein Zentrum werden. Diese Umwandlung hat das Gremium ebenso in seinen Beschluss mit aufgenommen wie die Forderung, die Seniorenarbeit in Vegesack mit einer Vollzeitstelle auszustatten.
Derzeit ist Frauke Winter nur 15 Stunden in der Woche für die Senioren da, die restlichen 25 Stunden arbeitet sie als Assistentin der Geschäftsführung. „Eine Ganztagsstelle trägt dem demografischen Wandel im Mittelzentrum Vegesack Rechnung“, sagt Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt. Außerdem hat der Beirat die kurzfristige Schließung des DRK-Begegnungszentrums kritisiert. Zudem sollen freie Raumkapazitäten dem Ortsamt gemeldet und von den Mitarbeitern an die Sozialbehörde weitergegeben werden. Auf diesem Wege sollen neue Räume für die Gruppen gefunden werden, die von der Schließung des Aumunder Begegnungszentrums betroffen sind. Der Beiratsbeschluss fiel einstimmig.
Außerdem hat der Beirat den Bahnhof Aumund als neues Domizil für die Senioren ins Gespräch gebracht. So seien die Wege für die Menschen, die nun noch in der Meinert-Löffler-Straße aktiv sind, weiterhin kurz. „Wir brauchen eine Lösung zum 1. Januar“, gibt Heike Sprehe zu bedenken. „Ein Begegnungszentrum im Bahnhof Aumund wäre schön, dauert aber bestimmt vier Jahre, ehe der Ort zur Verfügung steht.“