Oberneuland wir kommen. Dieser Satz war gestern Nachmittag wenige Minuten nach 17 Uhr bei Spielern, Funktionären und Anhängern des Fußball-Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack Programm. Denn nachdem Torhüter Jan-Niklas Dähne im Elfmeterschießen einen Strafstoß pariert und alle fünf SAV-Schützen gegen den gastgebenden Klassengefährten TuS Schwachhausen verwandelt hatten, stand der zweite Einzug der SAV in das Lotto-Pokal-Finale des Bremer Fußball-Verbandes nach 2013 fest.
Und dieser Finaleinzug weckte natürlich sofort Erinnerungen. Auch im Jahr 2013 trafen der FC Oberneuland (damals Regionalliga) und die SAV am bundesweiten Tag der Finalspiele aufeinander. Die SAV verließ den Platz in Obervieland als 4:0-Sieger und spielte einige Wochen später im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten TSG Hoffenheim. Nun heißt es am Sonnabend, 3. Juni, also erneut FCO gegen SAV - allerdings nicht in Obervieland. Denn seit dem vergangenen Jahr wird das Finale in der Marko Mock Arena, der Heimspielstätte des FCO, gespielt. Und dort wird die SAV nicht als Underdog auflaufen. In der laufenden Saison ist es ihr nämlich gelungen, beide Punktspiele gegen den FCO für sich zu entscheiden. "Wir sind zwar nicht Favorit, aber mit den Ergebnissen haben wir sie ein stückweit unter Druck gesetzt", erklärte Markus Werle, der seiner Mannschaft zuvor im Kreis seinen Respekt für die Steigerung in den zweiten 45 Minuten ausgesprochen hatte.
Dass der SAV-Coach und alle, die mit der SAV fieberten, allerdings das Lotterie-Spiel Elfmeterschießen über sich ergehen lassen musste, lag an der mittlerweile zur Gewohnheit werdenden schwachen ersten Spielhälfte. Die SAV hatte all ihre guten Tugenden offenbar zunächst in der Kabine gelassen. Nur gut für die SAV, dass auf Winterpausenneuzugang Sebastian Kurkiewicz einmal mehr Verlass war. Sein per Freistoßtreffer erzieltes 1:1 in der achten Minute sorgte nämlich dafür, dass sich die Platzherren um den gesperrten und hinter der Umzäunung sitzenden Trainer Denis Spitzer zunächst einmal nicht lange am Führungstor von Ridvan Sahin erfreuen und pushen konnten. Trotzdem erwies sich der Ausgleich nicht als Weckruf für die SAV und nach einem Eckball von Christian Schwarz brachte Max Buschermöhle die Platzherren erneut in Führung (29.).
Auf die zunehmende Ratlosigkeit im Angriffsspiel, den fehlenden Druck aus dem Mittelfeld und das mangelnde Miteinander bei der Arbeit gegen den Ball reagierte Markus Werle und schuf mit einigen Umbaumaßnahmen Platz für den für Lennart Kettner eingewechselten Bashkim Toski. Ein Wechsel, der das SAV-Spiel belebte. Drei Minuten nach der Halbzeit, in der die Unzufriedenheit von Markus Werle durch die Kabinentür drang, leitete jener Bashkim Toski den Ausgleichstreffer mit einer butterweichen Flanke von der rechten Seite ein. Wer sie verwertete? Natürlich Sebastian Kurkiewicz. "Irgendwer muss die Dinger ja reinmachen", stellte der Routinier nach dem Abpfiff fest.
Dass Sebastian Kurkiewicz im Elfmeterschießen dann noch einmal gefragt war, hatte der junge Offensivmann Marin Vukoja auf dem Gewissen. Denn nach glänzender Vorarbeit von Bashkim Toski tauchte Marin Vukoja in der Schlussminute frei vor Jonathan Grubich auf, brachte den Ball aber nicht an Schwachhausens Keeper vorbei. "Das Ding müssen wir machen, wenn wir es schaffen wollen", schimpfte Markus Werle am Spielfeldrand nach einer zweiten Hälfte, in der die SAV weitgehend die Kontrolle hatte, Schwachhausen aber mit guten Konteransätzen ebenfalls den Lucky Punch hätte setzen können.
Elfmeterschießen also. Bevor das losging, schwor Werle sein Team ein und bereitete es unter anderem mit diesen zwei Sätzen auf die folgende Nervenschlacht vor: "Wir haben den besseren Torwart. Wir holen uns das Ding." Gesagt, getan: SAV-Keeper Jan-Niklas Dähne wehrte gleich den ersten Elfer von Ludwig Voss ab, und da nacheinander Sebastian Kurkiewicz, Lokman Abdi, Tjorven Bruns, Bashkim Toski und Richard MC-Mensah Quarshie für die SAV trafen, war der zweite Finaleinzug nach 2013 geschafft. Und fortan hießen es bei den Grün-Weißen im weiten Rund des Platzes an der Konrad-Adenauer-Allee nur noch: Oberneuland wir kommen.