Den Start ins Jahr 2024 hatte sich Peter Moussalli ganz anders vorgestellt. Nachdem er als Präsident des Blumenthaler SV gerade erst für zwei weitere Jahre in seinem Amt bestätigt wurde, sollten eigentlich andere zukunftsweisende Projekte angegangen werden. Doch jetzt muss er sich mit seinen Mitstreitern aus dem Führungsgremium des Vereins vorrangig auf Trainersuche begeben. Denn Marco Schultz, bislang Spielertrainer des Fußball-Bremen-Ligisten, verlässt den Verein und wird ab sofort als Spieler für den Oberligisten ETSV Hamburg auflaufen. Bis ein neuer Chefcoach gefunden ist, wird sich Denis Spitzer, Trainer der Bundesliga-B-Junioren des BSV, zusätzlich um das Blumenthaler Herrenteam kümmern.
"Natürlich hätten wir Marco gerne behalten, aber er hat uns kurzfristig mitgeteilt, dass er künftig doch lieber wieder nur als Spieler auflaufen wollte. Die Hamburger haben ihm da offenbar ein gutes Angebot gemacht", äußerte sich Moussalli. Auch Schultz selbst fiel die Entscheidung nicht leicht: "Ich habe mir das lange überlegt." Letztlich ging es für ihn aber auch um eine berufliche Perspektive, denn der 31-Jährige, der bislang als selbstständiger Personaltrainer gearbeitet hat, wird nun in einem Hamburger Fitnessstudio tätig sein. Für ihn schließt sich in Hamburg damit auch ein Kreis, denn er spielte als Jugendlicher bereits beim HSV und beim FC St. Pauli.
Moussalli und der BSV hätten einerseits schon die Möglichkeit gehabt, auf die Erfüllung des Vertrages zu pochen. "Aber macht das wirklich Sinn?", fragt der BSV-Präsident. "Marco hat seine eigenen Vorstellungen und es hätte uns nicht weiter gebracht, ihn zum Bleiben zu zwingen. Er wollte weg und wir haben ihn ziehen lassen", sagt er. Dabei hatte er sich mit Schultz schon eine längere Zusammenarbeit vorgestellt, als der im Sommer vergangenen Jahres vom Bremer SV an den Burgwall wechselte, um dort erstmals als Spielertrainer zu arbeiten . "Ich hatte gehofft, dass er zwei, drei Jahre bei uns bleibt und dann den nächsten Schritt in seiner Trainerkarriere macht", sagt Moussalli.
Als Spieler schwer zu ersetzen
Der große Optimismus war berechtigt, denn die Arbeit von Marco Schultz trug sofort Früchte, wobei er der Mannschaft vor allem als Spieler einen enormen Schub gab. Im Zentrum sorgte er für Struktur, trieb seine Mitspieler an und steuerte wichtige Tore bei. Wie wichtig er als Spieler war, zeigte sich besonders in der Phase, als er verletzungsbedingt ausfiel und die Blumenthaler nach einem verheißungsvollen Start eine Durststrecke überstehen mussten. Im Laufe der Winterpause war seine Bänderverletzung, die er sich im Oktober im Spiel gegen Woltmershausen zugezogen hatte, wieder abgeklungen. Mit seiner erhofften Rückkehr auf das Spielfeld ging auch die Erwartung daher, wieder eine Erfolgsserie zu starten wie am Anfang der Saison.
Diese Überlegungen sind jetzt Makulatur, jetzt geht es vornehmlich auch darum, ihn auf dem Feld zu ersetzen. "Doch einen Spieler mit seinen Qualitäten zu finden, ist natürlich unheimlich schwer", sagt Peter Moussalli. Der 51-Jährige ist erst einmal froh, dass Denis Spitzer sofort zusagte, das Bremen-Liga-Team als Interimstrainer zu übernehmen. "Ich bin Denis dafür natürlich extrem dankbar und werde ihn gemeinsam mit Rainer Raute auch unterstützen, wenn sich Termine mit denen der U17 überschneiden sollten", so Moussalli. Er und Raute werden im Sommer alle Trainertätigkeiten endgültig abgeben, folglich muss externer Ersatz für das Herrenteam her. Für den BSV-Präsidenten soll es auf keinen Fall einen Schnellschuss geben.
Das Blumenthaler Konzept legt den Fokus auf die eigene Nachwuchsarbeit. Aus dem 2004er-Jahrgang wurden bereits starke Talente eingebaut, aus dem 2005er-Jahrgang stehen etliche für die nächste Saison bereit. "Wir haben klare Vorstellungen. Dabei kommt es nicht unbedingt darauf an, dass der neue Mann die Bremen-Liga kennen muss. Für uns ist wichtig, dass er Bock darauf hat, in einem gut geführten Verein mit unseren starken Nachwuchstalenten eine Mannschaft zu formen", beschreibt Moussalli das Anforderungsprofil.
Spätestens bis Ende März soll aber ein neuer Trainer gefunden werden. "Schließlich müssen ja auch die Spieler wissen, wie es bei uns weitergeht. Aber Peter Moussalli ist zuversichtlich. "Das ist jetzt eine Momentaufnahme. Wenn die eine Tür zugeht, öffnet sich eine andere."